Ja, Liebling
aus.«
Margaret hörte das gern, nur das Teufelchen in ihrem Verstand sorgte dafür, daß ein kleiner Tropfen Essig hineinfiel.
Cecily konnte wirklich amüsant plaudern. Den ganzen Nachmittag erzählte sie von ihren Erlebnissen, aber erst gegen Abend kam das eigentlich Wichtige zutage. Cecily ging früh zu Bett, und als Margaret noch einmal in ihr Zimmer kam, um sich zu erkundigen, ob sie nicht noch etwas essen wolle, streckte das Mädchen ihr die Hand entgegen und sagte: »Ach, laß das Essen. Komm, setz dich noch für einen Augenblick zu mir ans Bett.«
Ihre Stiefmutter tat es und zitterte vor Freude.
»Ich wollte es dir schon die ganze Zeit erzählen, seit ich wieder zu Hause bin. Etwas Wunderbares ist geschehen, du würdest selber nie darauf kommen.«
Margaret lächelte beinahe. Nie darauf kommen? Sie hatte es doch sofort gesehen...
Er hieß Ian Maclean. »Schrecklich schottisch ist er. Einen Schotten haben wir doch noch nicht in der Familie, oder? Und es ist diesmal ganz, ganz anders.« Der junge Mann hatte eine Dozentenstelle an der hiesigen Universität bekommen, wie sie erzählte. »Da ich aber keine Naturwissenschaften belegt hatte, hätte ich ihn vielleicht nie kennengelernt, wenn ich nicht auf die Südinsel gefahren wäre.« Für Cecily war das offenbar ein ganz schrecklicher Gedanke.
Während das Mädchen weiterredete, mußte Margaret sich sehr zusammennehmen. Natürlich mußte das einmal kommen, was Cecily jetzt die >wahre Liebe< nannte. Hoffentlich hatte sie richtig gewählt. Nach dem, was sie erzählte, war dieser Schotte ebenso solide wie klug, und wenn alles gutging, hatte sie ihren Liebling in der Nähe — hier in der Stadt.
»Und noch etwas: Wir wollen ganz bald heiraten. Du hast doch nichts dagegen, nicht wahr?«
Dagegen? Was für einen Unsinn dieses Kind redete. Margaret gab ihr einen Kuß, sagte all die freundlichen Worte, die Cecily von ihr hören wollte und versprach, morgen noch einmal gründlich über alles zu reden. Dann fragte sie, wann sie Ian kennenlernen würde.
»Er kann erst nächste Woche zurückkommen. Weißt du, Liebes, ich bin sicher, er wird dir gefallen; er ist so ganz anders als die übrigen.«
Das war immerhin auch schon etwas. Zu Cecily meinte sie nur, daß er ihr wahrscheinlich zu gescheit sein würde.
»Aber das ist ja gerade das Herrliche an Ian. Er ist klug, er hat in Cambridge studiert, aber es ist ihm ganz gleich, ob die anderen Leute ebenso klug sind oder nicht. Ich glaube ganz sicher, daß du ihn mögen wirst. Er ist schrecklich tolerant.«
Der böse kleine Teufel begrüßte diese Bemerkung mit einem hinterhältigen Lachen. Aber Margaret sagte sich selbst mit aller Entschiedenheit: das muß aufhören. Jetzt war sie schon nahe daran, ihre >Beinahe-Tochter< objektiv und unpersönlich zu betrachten.
Zwei Tage später fragte Cecily plötzlich: »Was ist eigentlich mit Phil? Hat sie noch mehr von ihren albernen Partys hier abgehalten?«
»Nur eine. Sie waren in den Ferien auch verreist, aber einmal hat sie ein paar Freunde eingeladen.«
Das klang ganz gut. Es war nichts als eine gewöhnliche, lärmende Party. Kein Wort vom Tratsch dieser beiden Mädchen. Kein Wort von einem Mann namens Pat.
»Die ist ja verrückt«, sagte Cecily. »Diesmal reden wirklich alle über sie.«
»Diesmal? Die Leute reden doch immer.«
»Es ist mehr als nur ein Gerede. Ich habe natürlich davon gehört, aber da war ich auf der Südinsel und an meinem Tisch saß eine alte Jungfer, die wußte nicht, daß Phil meine Cousine ist. Sie meckerte über die modernen Ehen — dann fing sie von Phil an.«
»Von Phil?« Was konnte man denn schon über die Ehe einer anderen Frau erzählen.
»Nun ja, das ist ja heute ganz alltäglich, aber wenn man mit jemandem aufgewachsen ist... Ich habe Phil immer sehr gern gehabt. Ian wird das auch nicht passen. Das wird einen schrecklichen Skandal geben, und er ist ziemlich konservativ eingestellt. Ob das gut ist oder nicht, weiß ich noch nicht, aber so ist es nun einmal.«
Das war typisch für Cecily, daß sie sich nur darum kümmerte, welche Auswirkungen das auf ihren jeweiligen Freund haben würde. Sie fuhr fort: »Ich weiß ja, sie hatte immer irgendeinen jungen Mann an der Hand, aber dieser Pat North...«
Schon wieder dieser Name. Margaret sagte so beiläufig wie möglich: »Kennst du ihn denn?«
»Ja, natürlich habe ich ihn kennengelernt. Sehr eindrucksvoll, aber bei mir ist er damit nicht weit gekommen. Pat hat sich auf junge Ehefrauen
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