Ja, Liebling
mußte, das gerade in Mode ist.«
David warf ihr einen liebevoll-belustigten Blick zu, dann sah er Annette an. Diese Gewohnheit hatten die beiden seit einiger Zeit an sich, als ob sie fragen wollten: Ist sie nicht ein Schatz,
wenn sie sich nur nicht immer selbst so gering einschätzen würde.
Als sie eines Tages am Telefon Margaret hören sagten: »Aber natürlich nehme ich die Kinder gern übers Wochenende, Elinor«, da rief David empört: »Diese verdammten Weiber! Hat man denn für einen solchen Egoismus überhaupt noch Worte?«
Aber Annette erwiderte nachdenklich: »Das ist gutenteils Margarets Fehler. Sie war immer so selbstlos, daß die anderen gar keine Gelegenheit hatten, genauso zu werden. Sie haben sich daran gewöhnt und kennen es gar nicht anders.«
Cecily kam in Ians Wagen immer mal rasch auf einen Sprung zur Farm heraus, wenn sie traurig oder verwirrt war. Margaret fand das rührend. Eines Tages gestand ihr Cecily: »Mein Verstand rostet so ein, daß ich wieder angefangen habe mit Schreiben. Ich weiß nicht, ob es besonders gut ist, aber jedenfalls ist manches davon veröffentlicht worden.«
»Natürlich ist es gut, Liebling. Du bist so klug.«
»Aber ich schreibe eben nicht volkstümlich genug. Den Dreh habe ich nicht heraus. Übrigens ist ein Buch auf dem Markt, das sich phantastisch verkaufen soll. Ganz in Ordnung, wenn auch nichts Außergewöhnliches. Nur eine Studie aus einem Vorort — >Hinter den Vorhängen<. Hast du es schon gelesen?«
Margaret murmelte, sie hätte es wohl gelesen, und das Mädchen fuhr fort: »Ich hätte nur zu gern gewußt, wer es geschrieben hat. Der Verfasser ist bestimmt nicht mein Fall, aber ich möchte doch gern mal jemanden kennenlernen, der es fertigbringt, mit einem so unbedeutenden Buch einen solchen Erfolg zu erringen. Natürlich — da siehst du wieder einmal, wie die Leute sind. Niemand interessiert sich für wirklich intellektuelle Bücher.«
»Hat es dir denn nicht gefallen, Liebling?« Dummerweise war Margaret ein wenig enttäuscht.
»Ach, es ist ganz lesbar. Ian fand es ausgezeichnet, aber der ist als Leser nicht ernst zu nehmen, jedenfalls nicht außerhalb seines Fachgebiets. Er mag solche Außenseiter.«
Das fand Margaret reizend von Ian und tröstete sich mit dem Gedanken, daß das Buch ein Verkaufserfolg war und der Verlag nach Davids Mitteilung schon bald die zweite Auflage herausbringen wollte.
Eine Woche später rief Jerry Dixon David an. »Es geht um deine Autorin. Sag mal, lehnt sie wirklich jede Reklame ab? Kannst du sie da nicht umstimmen?«
»Unmöglich.« Dann lächelte David vor sich hin. »Sie ist ziemlich dickschädelig.«
»Schade. Das Buch ist ein Schlager, und die Geheimnistuerei war bis jetzt ein feiner Trick. Aber jetzt wollen die Leute ihren wirklichen Namen erfahren, ein Foto von ihr sehen und Interviews in den Frauenzeitschriften lesen. Etwas Persönliches, das würde sehr helfen.«
»Nicht dran zu denken. Das Buch läuft doch auch allein, nicht wahr?«
»Verdammt gut sogar. Nun, ich will die Karten auf den Tisch legen. Heute war ein Bekannter von mir hier. Er möchte die Autorin kennenlernen. Nein, kein Journalist, sondern ein Schaffarmer. Aber ein intelligenter Bursche, der als Hobby Erstausgaben von neuseeländischen Büchern sammelt. Er will ihr Autogramm und so weiter. Ob sie das wohl tut?«
»Nein, Jerry, das tut sie nicht. Du brauchst es gar nicht zu versuchen.«
»Der Mann ist in Ordnung, und er ist ganz scharf auf das Buch. Als ich ihm sagte, daß sie jeden Reklamerummel haßt, da war er noch interessierter und sagte, das sei nach seiner Erfahrung etwas ganz Neues. Nun, schließlich habe ich ihm erzählt, ihr Name sei Neville und mehr wüßte ich selbst nicht. Natürlich streng vertraulich.«
»Da hat er dir sicher eine Menge hinter die Binde gegossen, Jerry. Mach so was bloß nicht wieder.«
»Ist schon recht. Der Bursche schweigt wie ein Grab.«
David dachte, dafür redest du um so mehr. Er beschloß, Margaret nichts davon zu sagen. Im Telefonbuch standen genug Nevilles, und der Mann wußte ja nicht einmal, in welcher Stadt sie wohnte.
Aber Jerry hatte ihm nicht alles erzählt. Nach dem fünften Glas hatte er gesagt: »Eins weiß ich ziemlich genau, das Mädchen wohnt entweder in der Stadt oder ganz in der Nähe. Der junge Bursche, der als Agent für sie arbeitet — natürlich ist er in sie verliebt — , ist Lehrer in einem nahegelegenen Nest, keine zwanzig Meilen entfernt. Ich habe so eine Ahnung, daß
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