Ja, Liebling
diesen Gedanken?«
Er zauderte, weil er versprochen hatte, Jerrys Namen nicht preiszugeben. Sie fuhr fort: »Das ist ganz und gar nicht meine Art zu schreiben. Das ist zwar recht ordentlich, aber...«
In diesem Augenblick trat Margaret mit dem Kaffee ein. Cecily wandte sich an sie: »Marge, das ist doch wirklich seltsam. Mr. Holder glaubt, ich hätte diesen Bestseller >Hinter den Vorhängen< geschrieben. Als ob ich so etwas jemals schreiben würde!« Ehrlich fügte sie hinzu: »Oder schreiben könnte.«
Margarets alte Schwäche machte sich bemerkbar: Sie wurde bis über beide Ohren rot. Behutsam stellte sie das Kaffeetablett ab, drehte sich um, ordnete die Gardinen und sagte dann ruhig: »Wie seltsam, wie sind Sie nur darauf gekommen?«
Er antwortete nicht gleich, weil ihm Cecilys >Nein< ebenso verblüfft hatte wie die Reaktion der Stiefmutter. Da er ein ungewöhnlich intuitiv veranlagter Mann war, glaubte er jetzt felsenfest, daß die junge Cecily die Wahrheit gesprochen hatte — und daß die junge Stiefmutter die Autorin sein mußte.
Sie war ganz genau der Typ Mensch, den er sich vorgestellt hatte. Nicht ein überintelligentes, junges Ding, selbstsicher und ironisch, das seltsame Artikel für die Zeitschrift >Future< geschrieben hatte, die überhaupt nichts mit den >Vorhängen< gemein hatten, sondern eine etwas reifere Frau, wahrscheinlich freundlich und hübsch; auf jeden Fall aber sympathisch und schon ein klein wenig weise. All das fand er in Margarets Gesicht bestätigt.
Und plötzlich schämte er sich. Er hätte ihrer Fährte nicht nachjagen dürfen. Dieser Frau glaubte er es, daß sie jede Reklame mied. Sie war schüchtern und wirkte in diesem Augenblick verwirrt. War es denn möglich, daß ihre eigene Stieftochter nichts von ihrem Buch ahnte?
Ihm blieb nur eine Möglichkeit: Er mußte die Hoffnung auf ein Autogramm aufgeben und schweigen. Als er zu diesem Entschluß gelangt war, sagte Cecily: »Hat es Ihnen denn wirklich so sehr gefallen? Natürlich ist diese Art von Buch etwas für die normalen Kunden einer Leihbibliothek, aber so wichtig ist es doch auch nicht, oder?«
Mit einem Blick auf Margaret sagte er bestimmt: »Ich kann dieses Wort >wichtig< bald nicht mehr hören. Ist ein Buch, wenn es wahrhaftig ist, nicht gleichzeitig wichtig? Aber ich bin eben kein Intellektueller, sondern nur ein Farmer. Mir gefällt das Buch, weil es einfach und authentisch ist.«
Cecily wurde bewußt, wie taktlos sie sich ausgedrückt hatte. »Bitte, glauben Sie nicht, daß ich auf das Buch herabschaue. Gerade vorhin habe ich noch zu Margaret gesagt, wie herrlich es sein müßte, einen Bestseller zu schreiben. Das Buch geht doch weg wie warme Semmeln, nicht wahr?«
»Das stimmt. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich vergebens versucht habe, ein Exemplar für einen Freund zu kaufen, der eben ins Krankenhaus mußte — das Buch ist überall ausverkauft.«
»Das ist schade. Ja, für einen Kranken wäre das etwas. Eine hübsche Abwechslung, aber...«
Sie diskutierten jetzt in freundlichem ’Ton. Margaret ging leise hinaus und lief die Treppe hinauf. Sie überlegte: Er ist so nett und das Buch gefällt ihm. Ich werde ihm eins von meinen für seinen Freund mitgeben. Sonst braucht ja doch keiner die Bücher und der Mann ist schließlich krank. Ich kann ja sagen, ich hätte einige Stück bekommen. Das stimmt sogar.
Sie holte eins der Bücher aus dem Schrank, wo sie sie versteckt hatte. Auf dem Rückweg wurde sie jedoch vom Telefon aufgehalten. Der Anruf war für Cecily, und sie ging ins Wohnzimmer, um das Mädchen zu rufen.
Als Cecily hinausgegangen war, sagte Margaret schüchtern: »Mr. Holder, Sie sagten vorhin, daß Sie ein Exemplar von dem Buch haben wollten. Ich habe noch eins übrig. Ich habe es geschenkt bekommen, aber ich hatte mir selbst schon eins gekauft. Wollen Sie es bitte Ihrem Freund mitnehmen?«
Er kam um den Tisch herum, nahm das Buch entgegen, sah sie lange an und sagte dann langsam: »Ich danke Ihnen vielmals, lieber nicht. Ich werde schon noch eins bekommen.«
Er wollte das Buch zurückreichen, aber da fiel zwischen den Blättern ein Stück Papier heraus, das mit der beschriebenen Seite nach oben auf dem Boden liegenblieb. In großen Buchstaben stand da zu lesen: >Mit besten Grüßen...< und die Unterschrift des Verlegers.
Margaret stockte der Atem. Holder bückte sich und hob den Zettel auf. Er sagte leise: »Verzeihen Sie mir bitte meine Hartnäckigkeit. Ich werde es niemandem sagen,
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