Ja, Liebling
sollte. Danach verbrachte der Junge so manchen Nachmittag bei ihr. Sie sagte beruhigend zu Margaret: »Ach, es macht überhaupt nichts. Ich bin kleine Jungens gewohnt, sie sind auch nicht lästiger als die großen.« Glücklicherweise mochte sie auch Hunde, so daß Margaret wieder ein wenig zu Atem kam.
Trotzdem schleppten sich die Tage langsam und gleichförmig dahin. Philippa sah krank und verdreht aus, Billy verfiel immer mehr, und Monty zankte sich mit allen Katzen in der Nachbarschaft. Aber als David eines Tages mit einem großen Paket und der geheimnisvollen Bemerkung: »Hier sind sie, ich komme nach dem Essen noch einmal und sehe sie mir an«, hereingestürzt kam, da vergaß Margaret alle ihre Sorgen.
Annette war nicht da, Philippa in die Stadt gefahren, und Nicholas spielte drüben bei Mrs. Thornton. Margaret lief in ihr Zimmer hinauf und packte mit zitternden Fingern das Paket aus. Es enthielt ihre Belegexemplare. Sie breitete sie auf ihrem Bett aus und betrachtete den farbenfrohen Schutzumschlag. Er gefiel ihr nicht, aber Margaret sah trotzdem ein, daß die Aufmachung sehr geschickt war. Sie schlug das Buch auf, blätterte nervös darin herum, runzelte die Stirn, wenn sie auf eine schwache Stelle stieß und vergaß die Zeit.
Als Annette eine halbe Stunde später zurückkam, saß Margaret immer noch im Schneidersitz auf ihrem Bett und wirkte mit ihrem zerrauften Haar und den glänzenden Augen wie ein aufgeregtes kleines Mädchen. Sie überhörte Annettes Klopfen. Die Nichte trat ein und entschuldigte sich: »Tut mir leid, wenn ich dich störe, aber soll ich das Essen auffüllen?«
Dann hielt sie inne und sah verwundert Margarets strahlendes Gesicht und die ausgebreiteten Bücher an. Die Überschrift >Hinter den Vorhängen< fiel ihr ins Auge. »Aber das ist doch das Buch, das mir so gut gefallen hat. Das, von dem wir den Probeabzug gelesen haben. So viele Exemplare hast du gekauft?«
Dann bemerkte sie Margarets schuldbewußten Blick und den Absender des Verlages. Sie sagte langsam: »Sechs Exemplare vom Verlag... Ich weiß, daß man als Autor sechs Belegexemplare bekommt. Margaret... Wäre es möglich... Mein Gott, ich glaube, du hast es selbst geschrieben!«
Das war kein Vorwurf, sondern ein Triumphschrei. Annette vergaß völlig ihre gewohnte Zurückhaltung und warf Margaret die Arme um den Hals. »Du hast das geschrieben! Ich bin so stolz auf dich. Was für ein großartiges Buch. Deswegen hatte ich das Gefühl, als ob mir manches bekannt vorkäme. Warum bin ich nur nicht gleich darauf gekommen?«
Margaret atmete erleichtert auf. Eigentlich hätte Annette nichts davon erfahren sollen, aber jetzt freute es sie doch, daß ihre Nichte an ihrer Freude teilnehmen konnte. Wie schön, auch mit ihr darüber reden zu können — nicht nur mit David.
Sie drückte dem Mädchen ein Buch in die Hand. »Das gehört dir. Eines bekommt David. Er hat mich angespornt, das Buch fertigzuschreiben, er hat das Manuskript abschreiben lassen und sich um alles gekümmert. Ohne ihn wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, es einem Verlag anzubieten. Aber niemand darf davon erfahren. Die drei Mädchen würden es mir ohnehin nicht glauben, ich glaube es ja selbst kaum.«
»Warum nicht? Es paßt genau zu dem Bild, das ich mir von Anfang von dir gemacht habe.«
Margaret wollte gerade protestieren, da rief Philippa von unten zum Essen, weil sie ausgehen wollte.
Die beiden waren erleichtert, als sie nach dem Essen allein waren und Margaret ihrer Nichte alles erzählen konnte — von den Schreibheften und wie David sie entdeckt hatte. Ob er die anderen Bücher vielleicht haben will? Das war sehr nett von dem Verlag, aber ich brauche ja nur eins.«
»Du wirst sie natürlich den Mädchen schenken, Cecily wird begeistert sein.«
Über diesen Punkt stritten sie immer noch, als David eintraf. Im ersten Augenblick war er verärgert darüber, daß das Geheimnis nicht mehr nur ihm und Margaret gehörte. Aber als er Annettes Begeisterung sah, war er besänftigt. Sie verbrachten einen sehr vergnügten Abend miteinander und redeten über alles, so daß Margaret sogar für eine Weile Philippas Tragödie, ihren aufreibenden Haushalt und Cecilys Baby vergaß.
Aber als sie dann im Bett lag und nicht schlafen konnte, stürzte das alles wieder über sie her. Gegen Mitternacht fiel ihr plötzlich ein, daß sie Nicholas’ Wäsche noch nicht zusammengelegt hatte; als sie aufstand, um das nachzuholen, kam ihr der aufrührerische Gedanke:
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