Ja, Liebling
aber ich danke Ihnen für dieses ausgezeichnete Buch.«
Sie hielt ihre Hand vor den Mund und er mußte bei dieser kindlichen Gebärde unwillkürlich denken: Wie jung sie noch aussieht, jung und hilflos. Um ihr über den verlegenen Augenblick hinwegzuhelfen, erzählte er ihr, wie er mit dem Redakteur der >Future< gesprochen hatte und welche Verwirrung sich daraus zwangsläufig ergab. Er schloß: »Ich habe es Ihrer Miene entnommen, aber wenn dieses Stück Papier nicht zu Boden gefallen wäre, dann hätte ich ohne ein Wort wieder gehen müssen. Es tut mir leid, aber ich wußte nicht, daß Ihnen so viel am Stillschweigen liegt.«
In diesem Augenblick steckte Cecily ihren hübschen Kopf zur Tür herein und rief: »Marge, ich habe Besuch von der Südinsel. Ich muß mich beeilen. Nein, vielen Dank, ich möchte jetzt keinen Kaffee. Auf Wiedersehen, Mr. Holder. Tut mir leid, daß ich Sie so enttäuscht habe.« Mit einem Winken war sie verschwunden.
Margaret sagte langsam: »Ach du liebe Zeit, schade um den Kaffee. Er wird kalt werden. Trinken wir ihn doch lieber.« Ihre Verlegenheit war urplötzlich verschwunden.
Sie unterhielten sich freundlich und unbeschwert über das Buch. Als er sich erhob, fragte er: »Darf ich wiederkommen? Ich meine, wo ich Sie nun doch einmal ausfindig gemacht habe, könnten wir da nicht darüber reden, wie das Buch entstanden ist und so weiter?«
Sie lachte und sah wieder sehr jung aus. »Gern, herzlich gern. Wissen Sie, jeder, der sein erstes Buch geschrieben hat, brennt förmlich darauf, mit jemandem darüber zu reden.«
»Und warum soll Ihr Name nicht genannt werden?«
»Ach, das mag ich nicht. Da sind außerdem noch meine Nichten und Cecily...«
Sie drückte sich unzusammenhängend aus, aber er erriet, daß es in der Familie gewisse Komplikationen geben mußte. So sagte er nur: »Aha. Aber ich darf wiederkommen?«
»Ja natürlich. Ich bin abends fast immer zu Hause.«
Holder war ein Mann der Tat. Er ging geradewegs zum Postamt und telegraphierte seinem Verwalter, daß er von dringenden Geschäften zurückgehalten worden sei. Für seine Rückkehr nannte er kein genaues Datum. Ohne Gewissensbisse sagte er sich, diese Sache sei wirklich dringend und fügte als vorsichtiger Mann hinzu: »Wie dringend, weiß ich noch nicht, aber wir haben ohnehin nicht Erntezeit.«
Er versuchte gar nicht, seine Gefühle zu analysieren. Er wußte ganz einfach, daß er sich mit der Autorin der >Vorhänge< hatte unterhalten wollen — und nun machte es ihm Freude, mit Margaret Neville zu reden. Dabei beließ er es und kehrte am nächsten Abend mit der Ausrede zurück, daß er versehentlich das Buch mitgenommen habe und es nun zurückgeben müsse.
»Es ist eins von Ihren Belegexemplaren, und die werden Ihre Freunde Ihnen sicherlich aus der Hand reißen.«
»Keiner von meinen Freunden wird es je erfahren. Kommen Sie, setzen wir uns an den Kamm.«
Das Eßzimmer gefiel ihm. Es war ein schöner, gemütlicher Raum. Als er ihr das sagte, erzählte sie, wieviel Nachdenken und wieviel Arbeit sie darauf verwendet hatte. Über das schreckliche Wohnzimmer, dessen >Renovierung< sie in einer schwachen Minute gestattet hatte, mußten sie nur lachen. Sie plauderten schon bald miteinander, als ob sie sich seit Jahren kannten. Margaret vergaß ihre Schüchternheit und fand, daß man sich mit Alan Holder genauso leicht unterhalten konnte wie mit Annette und David oder mit Lance. Er gab ihr die Stichworte und sie redete über das Buch, ihr Leben in der Stadt, über die Caféhäuser und kleinen Restaurants und wie sie aufs Land gekommen war.
»Und dann hatte ich Glück, ich lernte David kennen.«
»David?« fragte Holder und mußte sich eingestehen, daß dieser Name ihn störte.
»Ich habe ihm alles zu verdanken.« Sie erzählte von ihrem ersten Zusammentreffen, von der Freundschaft, die sich daraus entwickelt hatte. »Natürlich ist er viele Jahre jünger, fast könnte er mein Neffe sein. Er ist mir ähnlich — schüchtern und nicht sehr geschickt im Umgang mit Leuten.« Sie erzählte Holder dann noch, wie sie ihre echte Nichte entdeckt hatte. »Zwei Nichten hatte ich ja schon seit Jahren, wenn auch nur Stiefnichten.« Dann kam eine Beschreibung von Herveys Nichten.
Sie schloß: »Ich rede zuviel. Aber Sie sind selbst daran schuld, weil sie mir so interessiert zuhören. Jetzt möchte ich aber gern etwas über Sie und Ihre Familie erfahren.«
»Ich habe hier keine Angehörigen, sondern nur einen Bruder in
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