Ja, Liebling
wissen, daß Margaret noch vor einem Jahr ganz anders gewesen war. Erst die Freundschaften in diesem Jahr hatten sie so verändert — David, der jetzt manchmal ein wenig schwierig wurde, Annette, die ihr so ähnlich war und Lance, von dem sie jetzt nichts mehr hörte. Sie hatten ihr diese Ruhe und diese Selbstsicherheit gegeben. Eigentlich mußte sie den drei jungen Leuten sehr dankbar sein.
»Und Sie züchten auf Ihrer Farm nur Schafe?«
»Nein, wir haben auch eine Menge Rinder.«
»Aber keine Milchkühe? Keine hübschen kleinen Jersey-Kühe? Das ist sehr schade.«
Holder verzog das Gesicht. Ihm war seine Herde ausgesuchter Zuchtrinder lieber. Aber dann sagte er sich, daß selbst charmante Frauen irgendwo eine etwas verdrehte Stelle haben. Er brachte das Gespräch auf andere Dinge, und es war fast Mitternacht, als er sich verabschiedete.
Als er wieder in seinem Hotel saß, kam ihm ein Gedanke, bei dem er lachen mußte: Wenn nicht einmal ihre Vorliebe für Milchkühe ihn abgestoßen hatte, dann mußte er schon sehr in sie verliebt sein.
Er lag noch lange wach und überlegte, daß es so manche Schwierigkeiten geben würde. Sie hatte bestimmt nicht daran gedacht, noch einmal zu heiraten, denn ihre erste Ehe war keine ermutigende Erfahrung gewesen. Sie liebte ihr Haus und ihren Garten und ihren ganzen Lebensinhalt hier, trotz der aufreibenden Nichten. Das größte Hindernis würde aber wahrscheinlich sein, daß sie zu sehr an Cecily hing. Das Mädchen würde wohl alles tun, um eine neue Heirat zu verhindern — sie war ein nicht zu unterschätzender Gegner.
Holder mußte wieder einmal an Margarets verstorbenen Mann denken. Sie sprach so seltsam von ihm, wenn auch immer im Ton der pflichtgetreuen Witwe. Er stellte sich Hervey als einen erfolgreichen Geschäftsmann vor, der sich in ein hübsches Gesicht verliebt hatte, sich zu einer unklugen Heirat hinreißen ließ, und dann die junge Frau zu unterdrücken. Dieses Werk war dann von seinen Nichten fortgeführt worden — und von der Tochter auch, fand er, obwohl Cecily ihre Stiefmutter offensichtlich liebte. Es war jedoch eine etwas herablassende, egoistische Liebe, die Cecily da zeigte. Holder gelangte ebenso wie Ian zu dem Schluß, daß Cecily Margaret gar nicht richtig zu schätzen wußte.
Tröstlich fand er nur, daß sie sich zumindest zweimal über die Vorherrschaft der Mädchen hinweggesetzt hatte: das erstemal bei der Übersiedlung aufs Land und das zweitemal, als sie das Buch schrieb. Dann mußte er zugeben, daß die Mädchen davon ja nichts wußten und daß Margaret offensichtlich Angst davor hatte, sie könnten davon erfahren.
Noch vor dem Einschlafen kam Holder der Gedanke, daß Margarets Gewissen wahrscheinlich das größte Hindernis darstellen würde. Er ärgerte sich bei dem Gedanken daran, was Cecily vermutlich sagen würde: >Margaret, du kannst mich doch nicht im Stich lassen.< Wenn sie den richtigen Ton fand, um Margaret an das Versprechen gegenüber dem verstorbenen Hervey zu erinnern, dann konnte es sein, daß sie sich wieder opferte. Mit der Zeit hoffte er es jedoch trotz allem zu schaffen.
Während der nächsten zwei Wochen konzentrierte er sich darauf, seine Freundschaft mit ihr zu festigen. Sie sollte sich nicht Hals über Kopf in ihn verlieben. Diesen Fehler hatte sie schon einmal begangen, sie sollte ihn nicht wiederholen. Statt dessen ließ er sich immer wieder auf der Farm blicken und lud sie gelegentlich in ein Kino oder zum Essen ein.
»Dieses Leben gefällt Ihnen doch, nicht wahr? Es macht Ihnen Freude, auf dem Land zu wohnen?« fragte er einmal, als sie von einer Versammlung aus dem Dorf zurückkam und sich dafür entschuldigte, daß er warten mußte. Wie sie sagte, hatte ihr die Versammlung solche Freude gemacht, daß sie nicht vorzeitig gehen wollte.
»Oh ja, es macht mir Freude, aber sehen Sie sich das an.« Sie lachte etwas hilflos und zeigte ihm ein Exemplar der >Vorhänge<, in Buntpapier verpackt und mit einem Bändchen verschnürt. »Ich hab’s gewonnen. Als ob ich nicht schon genug von diesen verflixten Dingern hätte, — bei einem Blumenwettbewerb gewonnen. Und diese Mrs. Thornton freute sich noch darüber! Sie sagte: >Meine Liebe, es wird Ihnen sehr gefallen, es ist ein so hübsches, ein so sauberes Buch. Die Milch ist mir übergekocht, weil ich davon nicht loskommen konnte.<
»So ist es nun einmal, wenn man berühmt wird. Ich hoffe, Sie wissen das zu schätzen.«
»Ich habe mir Mühe gegeben, aber dann haben auf
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