Ja, Liebling
ärgerlich. Ich habe es ja auch gelesen, und Philippa hier und da wiederentdeckt.«
Margaret bekam wieder Luft.
In diesem äußerst schwierigen Augenblick ging die Tür auf, Annette und David traten ein. Es entstand eine gewichtige Pause. Die beiden blieben zögernd an der Tür stehen, dann übernahm Holder die Regie. Er sprach sehr liebenswürdig, aber mit einer gewissen Autorität.
»David, Sie kommen gerade im richtigen Augenblick. Hier sind Ermittlungen im Gange, die das Buch >Hinter den Vorhängen< betreffen. Angeblich soll Mrs. Neville es geschrieben haben. Was wissen Sie davon?«
Alle sahen David an, der puterrot wurde. Diese klugen, extravaganten Frauen machten ihn immer verlegen. Er hielt aber mannhaft stand, weil er wußte, daß Annette ihn beobachtete. Er sagte: »Warum Ermittlungen? Darauf kann man doch stolz sein oder nicht? Ja, natürlich hat Mrs. Neville das Buch geschrieben. Ich habe das Manuskript durch einen Zufall entdeckt, als sie krank war. Sie wollte es nicht veröffentlichen lassen. Ich habe sie dazu überredet, es mir zu überlassen, einen Verlag zu finden. Den Rest wissen Sie. Das Buch ist ein Bestseller, aber Margaret möchte anonym bleiben.«
Es war völlig still. David trat einen Schritt zurück und kam sich vor wie einer seiner Schüler, der sein Gedicht aufgesagt hat. Annette legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm, Holder lächelte grimmig, Margaret schwieg.
Die zweigeteilte Szene im Zimmer war schon seltsam. Auf der einen Seite des Kamins standen Margaret und Holder, auf der anderen Seite die beiden Nichten. Zwischen ihnen wartete aufgeregt und unglücklich Cecily und blickte von einer Gruppe zur anderen.
Dann ging sie zu Margaret und gab ihr einen jener raschen, flüchtigen Küsse, die Margaret an ihr so liebte. »Du stilles Wasser, Maggie!« rief sie, und Holder legte die Stirn in Falten. Konnten sich diese Weiber nie wie Erwachsene unterhalten? »Wie schlau von dir, ein Buch zu schreiben und es keinen wissen zu lassen. Noch dazu ein so populäres Buch, das einen durchschlagenenden Erfolg hat. Warum hast du es nicht wenigstens mir gesagt?«
»Nun, Liebling, ich dachte, du magst es nicht. Ich war ganz sicher, daß es dir nicht gefallen würde. Du hast auch gesagt, es sei unwichtig, gewöhnlich und...«
Cecily legte ihr die Hand auf die Lippen, das tat sie sehr charmant. »Aber Marge, du wirst doch nicht dauernd darauf herumreiten. Natürlich habe ich das gesagt. Ich fühlte mich auf die Zehen getreten, weil Mr. Holder glaubte, das Buch sei von mir und das war es doch nicht. Ich dachte, ich hätte endlich einen wirklichen Bewunderer gefunden. Aber natürlich ist es ein gutes Buch. Schau nur, wie gut es sich verkauft. Du hast also dagesessen, dich um deine Arbeit und anderer Leute Kinder gekümmert« — rascher Seitenblick auf die beiden Cousinen — »und nichts davon verlauten lassen. Du bist schon wunderbar, Marge.«
Elinor nahm den Faden auf. »Das ist wirklich schon ungewöhnlich. Ausgerechnet du! Und du hast uns nie gefragt, was wir davon halten oder ob wir damit einverstanden sind, wenn du Familiengeheimnisse ausplauderst.«
Philippa fiel ein: »Was für ein Unsinn. Natürlich hat sie nichts ausgeplaudert. Und wenn schon, dann wird uns keiner wiedererkennen. Margot, du hast uns nur alle erschreckt. Natürlich ist mir in letzter Zeit aufgefallen, daß du... Ich meine, du siehst eben mehr Dinge, als du dir anmerken läßt. Du redest so sanft daher, aber das ist alles nur Tarnung. Ich glaube, du hast uns alle durchschaut, selbst wenn du immer nur >Ja, Liebling< sagst.«
»Aber nein, Philippa«, widersprach Margaret energisch. »Wie kannst du so etwas denken, nur weil ich ein kleines Buch geschrieben habe! Ihr wißt doch, daß ich nicht sehr klug bin.«
Sie warf Holder einen schuldbewußten Blick zu. Die beiden tauschten ein geheimnisvolles Lächeln aus.
Elinor war verwirrt. »Aber warum sagst du uns so etwas nicht? Wozu die Geheimnisse? Das ist doch kein Grund, sich zu schämen.«
»Ich dachte, ihr würdet geringschätzig davon denken«, antwortete Margaret leise.
Holders Stimme klang kühl und ein wenig ironischbelustigt: »Auf einen Bestseller darf man nicht geringschätzig herabblicken«, sagte er.
Sie schauten ihn erstaunt und ein wenig ablehnend an. Was hatten sie mit diesem Fremden zu schaffen. Warum mischte er sich in ihre Familienangelegenheiten ein?
Seltsamerweise war er jedoch völlig Herr der Situation. Er fuhr fort: »Nun ist das Geheimnis heraus,
Weitere Kostenlose Bücher