Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen
Freunde klatschen, ich drehe mich beschämt zur Seite. Aus den Augenwinkeln sehe ich die Frau direkt auf mich zukommen. Der DJ ruft: «Wir feiern heute Abend Junggesellenabschied hier. Ein Applaus für Waschtl!»
Die Jungs applaudieren, während Sändy mich auf die Bühne zieht. Der DJ ergänzt: «Er wird der Schwiegersohn vom Knoll!» Na toll, warum geben die nicht gleich meinen Personalausweis rum?
Die Rocker haben sich erhoben und kommen langsam näher. Auch das noch. Weil ich etwas blöd rumstehe, drückt mich Sändy auf einen Stuhl in der Mitte des Podests. Sie setzt sich auf meinen Schoß, kehrt mir dabei den Rücken zu und rutscht knarzend an mir rauf und runter. Dann schiebt sie ihren Hintern vor mein Gesicht und beugt sich vor, völlig überzeugt von ihrer sexuellen Anziehungskraft, die mir leider verborgen bleibt. Jetzt ist sie über mich rübergeklettert und turnt hinter meinem Rücken an der Stange herum. Anscheinend macht sie dabei Faxen, denn Urs fällt vor Lachen fast vom Stuhl.
Ich sehe nackte Körperteile links und rechts von mir auftauchen. Liegt vielleicht auch an den Pilzen. Plötzlich steht Sändy wieder vor mir, beugt sich über mich und nestelt an meinem Gürtel herum. Mit einem Ruck hat sie ihn aus den Maschen gezogen und haut ihn mir lachend um die Ohren. Dann knöpft sie auch noch meine Hose auf.
Plötzlich hält sie einen Plastikbecher Eiswürfel in der Hand. Bevor ich mich dagegen wehren kann, kippt sie die ganze Ladung in meine Unterhose. Das ist so kalt, dass ich am liebsten aufspringen und die Würfel durchs Hosenbein rausschütteln möchte. Aber Sändy hat sich auf mich gesetzt und beginnt einen wilden Ritt auf den Eiswürfeln. Der Laden tobt. In meiner Hose tritt der Kälteschmerz ein.
Der DJ ruft durch das Mikro: «Ein Applaus für Waschtl aus Minga, der Junge ist heiß!!!»
Im Moment wäre ich das wirklich gern.
Sändy hat sich so in Fahrt geritten, dass wir beide mit dem Stuhl umkippen. Zack, liege ich auf dem Rücken, sie hat sich in meine Kleidung verkrallt und lastet schwer auf meiner Brust. Ich greife unter ihr hindurch in meine Hose, bekomme eine Handvoll angetauter Eiswürfel zu fassen und schleudere sie, so weit ich nur kann. Aus den Augenwinkeln sehe ich sie auf dem Billardtisch landen.
Sändy nutzt die Chance, um mit gespielter Vorfreude auch mal einen Blick in meine Hose zu werfen. Da regt sich natürlich nichts. Wie auch? Es ist nass, kalt, und ich wünsche mir nichts mehr als trockene Unterwäsche.
Sändy scheint tatsächlich enttäuscht zu sein und lässt endlich von mir ab. «Bist du okay?», fragt sie.
«Ja mei», sage ich, nehme aber trotzdem ihre Hand und verabschiede mich mit einem Handkuss, um meine Kumpel nicht zu enttäuschen. Unter dem Gejohle meiner Freunde und der Rocker verschwinden Sändy und ich in entgegengesetzte Richtungen von der Bühne.
Ich eile zum Klo und muss vor dem Spiegel feststellen, dass ich aussehe, als hätte ich mir in die Hose gepinkelt. Also stelle ich mich erst mal ein paar Minuten in einer Rückwärtsbeuge unter das Handgebläse.
Als die Hose fast trocken ist, klingelt mein Handy. Unbekannte Nummer. Sollte man nie drangehen. Aber vielleicht ist es Jan.
«Hallo?»
«Sebastian, ich bin es, Mama. Wo bist du denn, es ist so laut?»
Mist, in Tiefenwalde gibt es noch analoge Telefonanschlüsse.
«In einem Club, äh, einer Kneipe, einer Studentenkneipe. Ich feiere meinen Abschied vom Singleleben.»
«Ich kann nicht schlafen.» Meine Mutter schluchzt. «Ich vermisse deinen Vater. Er ist nicht zufällig bei dir?»
«Papa ist in Amerika. Schon vergessen?»
«Ich dachte, das sei nur so dahingeredet. Er hat mir schon so oft versprochen, mit mir wegzufahren und –»
Ich unterbreche sie. «Mama, ich kann gerade ganz schlecht reden.» Fieberhaft suche ich Knolls Telefonnummer in Texas aus meinem Handy. Dort müsste jetzt Nachmittag sein, da erreicht sie meinen Vater. Dann tue ich so, als sei die Verbindung gestört, und lege auf. Ich kann mich ja nicht immer um alles kümmern, nicht mal meine Hose ist richtig trocken geworden.
Als ich die Toiletten wieder verlasse, warten im Gang schon die Rocker. Sie sehen finster aus, stehen dort mit verschränkten Armen und starren mich an, als gehörte ich zu einer verfeindeten Gang. Ein Typ, auf dessen Kutte «Chef» steht, beugt sich vor.
«Du weast da Schwiegasohn vom Knoll?»
Ich seufze und nicke ergeben.
Der Typ legt mir die Hand schwer auf die Schulter. «Ois guade.»
Die anderen
Weitere Kostenlose Bücher