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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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festen Griff. Urs zieht Hias zur Seite und tuschelt mit ihm. Danach müssen die Beamten noch unsere Personalien aufnehmen, «fias Protokoll». Jochens Luftgewehr wird konfisziert, er kann es sich am Sonntag von der Wache holen, wenn wir wieder nüchtern sind.
    Gerade will Urs die Beamten zu einem Bier einladen, da kommen die Taxen über den Feldweg gefahren. Wir steigen ein. Hias winkt zum Abschied. Und Christoph fährt hinterher.

DE BUAM
    (hochdeutsch: Diese Jungen)
    Das Route B 12 ist offenbar einer dieser Truckerläden, wie man sie nur an entlegenen Landstraßen findet. Ich war noch nie in so einem Etablissement. Auf dem Parkplatz stehen zwei kleinere PKWs, fünf LKWs und eine Menge chromglänzender Motorräder. Sieht aus wie der Parkplatz der Hells Angels.
    «Nicht, dass ich jetzt kneifen will, aber das scheint mir ein bisschen gefährlich zu sein», gebe ich zu bedenken. Außerdem will ich nicht, dass sich hier in der Gegend herumspricht, ich sei in einem Strip-Lokal gewesen. «Wenn Knoll das mitkriegt, wird er bestimmt sauer.»
    Urs grinst. «Ah geh! Mia sogn hoit, du bist da Franz.»
    Jan hat die Hände über der Brust verschränkt. «Ich gehe da nicht rein. Nunja würde das nicht wollen.»
    Jochen schaut ihn verwundert an. «Alter, mach dich mal locker.» Aber Jan schüttelt bockig den Kopf und besteht darauf, draußen zu warten.
    Urs lässt seinen Blick über den Parkplatz schweifen. Sein Blick bleibt an den Motorrädern hängen. Er nickt nachdenklich. «Do mias ma je’n Augenblick mit Fozzn rechnen.»
    «Dann sind wir ja richtig!», beschließt Jochen und marschiert los, geradewegs durch die Tür. Carsten geht hinterher, alle folgen, bis auf Jan.
    Hinter der Eingangstür sitzt ein Pförtner. «Servus, Urs», brummt er.
    Gerade will ich mich als Franz vorstellen, da sagt Urs: «Servus, Toni. Des is da Waschtl. Dea hod heit sein Junggesellenobschied. Ea wead da Schwiegersohn vom Knoll.»
    «Ja, servus, Waschtl. Do gratulier i. Mia hom heit gonz was Feins.»
    Nachdem wir je zwanzig Euro Eintritt bezahlt haben, kriegen wir zehn «Dumbling Dollar», die wir den Tänzerinnen an den Slip stecken sollen. Es sind farbkopierte Dollarscheine, nur ist statt George Washington eine blonde Bayerin mit geflochtenen Zöpfen darauf abgebildet – laminiert, damit man sie abwaschen kann.
    Quer durch den Raum zieht sich ein Podest, aus dem zwei Stangen für die Tänzerinnen ragen. An der langen Wand befindet sich die Bar, gegenüber steht das DJ-Pult. Der Laden ist gut gefüllt mit dicken Männern. An einem Billardtisch in der Ecke spielen ein paar Typen in Flanellhemden. Ein paar andere Hemden sitzen daneben am Tisch und starren feindselig zu uns herüber. Sie sehen aus wie Trucker. Ihnen gegenüber, in einer großen Nische, hocken die Besitzer der Motorräder. Kein Zweifel: echte Rockertypen mit Lederjacken, Kutten und extrabreiten Nacken. Solche Kerle trifft man in Städten gar nicht mehr.
    Wir setzen uns nebeneinander an das Podest. Das Licht ist gedimmt, aus den Boxen quält sich die Oma aller Strip-Songs: «You can leave your hat on» von Joe Cocker. Nebelmaschinen furzen, überall ist Rauch. Ich muss husten. Dort, wo das Podest an die Wand stößt, öffnet sich eine Tür, und ein langes Bein klappt heraus; es beugt und streckt sich, als haute ein unsichtbarer Orthopäde im Takt mit seinem Hammer auf das Knie. Endlich tritt die Tänzerin ganz auf die Bühne. Sie trägt ein knappes Lederkostüm mit mehr Nieten drauf, als alle Rocker in der Ecke zusammen auf ihren Jacken haben. Als sie näher kommt, verstehe ich, wozu der Nebel da ist: Diese Dame hat die vierzig weit überschritten, die Schwaden sind eine Art flexibler Weichzeichner. Generell finde ich ältere Frauen super, jedes Alter hat seine erotische Ausstrahlung. In Strip-Bars aber sollte es doch um alte Säcke gehen, die junge Frauen anstarren, und nicht umgekehrt.
    Die Frau tänzelt lasziv auf die erste Stange zu, schwingt um sie herum, reißt sich dabei mit der freien Hand den Nieten-BH herunter und entblößt zwei Ballonbrüste, die aussehen wie drangeschraubt.
    «Ein Applaus für Säääändy!», ruft der DJ durchs Mikrophon. Und schon lässt Säääändy ihre Hüften kreisen. Sie legt sich auf den Bauch, reckt uns den Hintern entgegen, steht wieder auf und schlackert wild mit der falschen Oberweite. Dabei hält sie sich an der Stange fest – wahrscheinlich, um nicht von der Unwucht durch den Raum geschleudert zu werden.
    Die Flanellhemdträger und meine

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