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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Feuer nach draußen.
    Da sind die Jungs. Acht Hände klopfen die Flammen auf unseren Kleidern aus. Die Scheune ist eine einzige, riesige Feuersäule. Weil uns erst nichts Besseres einfällt, setzen wir uns auf den Rasen.
    Dann rufe ich mit dem Handy die Feuerwehr. Obwohl ich die Adresse nicht kenne, weiß der Mann am Notruf sofort, wo das Haus von Urs steht.
    «Is da Urs do?»
    «Noch nicht.»
    «Na servus!»
    Auf dem Rasen ist es jetzt so heiß geworden, dass wir uns auf den Kiesweg zurückziehen müssen. Es ist fast taghell.
    Zehn Minuten später hören wir in der Ferne eine Sirene. Und dann noch eine. Nein, das zweite ist kein Martinshorn – es ist Urs’ Stimme. Er kommt fast gleichzeitig mit der Feuerwehr an, rennt brüllend auf uns zu.
    «WER VON EUCH DEPPEN –?»
    Wir versuchen, ihn zu beruhigen, aber er schubst uns weg, außer Rand und Band.
    «Ich war das», sagt Christoph laut und deutlich. Urs stürzt sich auf ihn. Seine Hände umklammern Christophs Hals. Der wehrt sich nicht. Urs schüttelt ihn, rasend vor Wut. «Du hast so an Deppscha! Die Tobagolilie, davo gabs bloß zwoa Stickal! Da scheene Platinregn, i hob den a Jahr long je’n Dog giaßa miassa und du –»
    Christoph liegt reglos auf dem Rücken, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. Mike nimmt Anlauf und rammt Urs von Christoph herunter. Auch wir anderen werfen uns auf Urs. Doch selbst zu fünft gelingt es uns nicht, den rasenden Rankler zu bändigen.
    Mit 12 bar trifft uns ein harter Wasserstrahl von der Seite. Hurra, hurra, die Feuerwehr ist da! Zwei Männer halten den Schlauch, im Hintergrund rollen andere einen weiteren aus. Wir rappeln uns auf. Mike hilft Urs auf die Beine.
    «Passt scho, Buam. Passt scho.» Urs geht zu Christoph, der noch immer apathisch im Gras liegt. Seine Augen stehen weit offen. Ein Wink zu den Feuerwehrleuten. Nur eine Sekunde schwenkt der Löschstrahl von der Scheune zu Christoph, aber das reicht aus, um ihn wieder auf die Beine zu bringen.
    Jetzt kommt auch die Polizei.
    «Servus, Waschtl, Urs.»
    «Hias.»
    «So a Remasuri. Wo is denn do possiat? I hob do gsogt, ia soits Schluss mocha.»
    Wir schauen alle zu Boden. Urs hebt den Kopf.
    «A Funknflug.»
    «A Funknflug?!»
    «Jo.»
    Hias schaut von Urs zu mir, zu Jochen, zu Carsten, zu James, zu Mike und schließlich zu Christoph. Wir stehen alle nass, müde und mit geschwärzten Gesichtern in der Reihe. Wie Verbrecher.
    «Koa Brandstifung ned?», fragt Hias.
    «Naa!» Urs schüttelt mit gespieltem Entsetzen den Kopf.
    «Und die Bliamal von da Regina?»
    Urs seufzt. «Mei – die san hi!»
    «Funknflug?»
    «Funknflug.»
    «Des kennts bezeign?»
    Wir nicken. Urs klopft dem Polizisten auf die Schulter.
    «Mia san am Feua gsessa, und do samma eigschlafa. Koa passiern, ge?»
    «Do sogst wos. I bin heuer scho beim Drexi gwein. Dea hod mia wos vazäit: Ihm sei Kuh is aufn Stoi auffe kraxelt und hod sich oba gschmissa. Seibsmord.»
    «A geh!»
    Die Polizei nimmt unsere Aussagen auf, die Feuerwehr hat den Brand inzwischen unter Kontrolle gebracht. Am Horizont wird es hell.
    Als die Uniformierten abgerückt sind, stehen wir vor den Autos in der Einfahrt herum, blass, verfeiert, das Abenteuer noch im Gesicht. Tief in mir spüre ich, dass es einen Weg hinaus aus diesem Chaos gibt.
    Für mein Gewissen.
    Für meine Freunde.
    Für die Waisenkinder.
    Es ist Wahnsinn, sagt die Vernunft. Aber ich will jetzt keine Aphorismen bemühen. «Jungs, kommt mal her», rufe ich. Langsam kommen sie näher. Nur Christoph, der etwas abseits steht, zögert, doch ich ziehe ihn zu den anderen in meinen Kreis. «Mir ist was eingefallen.»
    Jochen nickt sofort. «Ich bin dabei.»
    Ich lege ihm meinen rechten Arm um seine Schulter. Den linken Arm lege ich um Christoph. Der lässt es geschehen. Die anderen tun es uns gleich. Wir stehen da wie eine verunsicherte Sirtaki-Runde zwischen zwei Takten, nur ernster. Ich beuge mich herunter. Die anderen folgen.
    «Okay», sage ich und hole tief Luft. «Wollt ihr, dass unsere Party so zu Ende geht?»
    Die Antwort ist Gemurmel: «Na ja, is ja schon spät.» Und: «Weiß nicht.»
    Das hatte ich mir anders vorgestellt.
    «Wenn ihr mitmacht, bekommen wir so viel Geld zusammen, dass wir nicht nur die Scheune wieder aufbauen können. Dann wird auch alles andere wieder gut. Das klingt jetzt vielleicht bescheuert, aber wir machen die Modenschau einfach selber!»
    Jemand hustet. Christoph will ausbrechen, aber ich halte ihn fest.
    «Passt auf: James hat doch einen

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