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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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nur noch zweihundert. Denen hat Bea über die günstigen Agentur-Konditionen Hotelzimmer gebucht, einen Praktikanten und dessen Kombi für den Shuttle-Service abgestellt, einen Babysitter aufgetrieben, für meine Oma einen Rückzugsraum organisiert und für Regina herausgefunden, dass die Juroren des Gartenwettbewerbs am Tag vor unserer Hochzeit kommen wollen. Sie hat einen bayerischen Bäcker überzeugt, ausnahmsweise mal Welfentorte zu backen, die nötigen Formulare vom Standesamt angefordert, sie unterschrieben zurückgefaxt und bei der Gelegenheit auch noch dafür gesorgt, dass wir bei schönem Wetter draußen heiraten können. Wir haben sogar eine ganz neue Standesbeamtin bekommen, die Hochdeutsch spricht. «Zufall», meint Bea bescheiden. Ich glaube ihr kein Wort.
    Ein Problem konnte unsere Wedding-Planerin allerdings nicht lösen: Roni und Nunja haben im Outlet-Center nicht das perfekte Hochzeitskleid gefunden – was meiner Meinung nach klar war. Jetzt muss Nunja doch die Nadel glühen lassen. Ich soll nur den Stoff bezahlen, womit der Familientradition Genüge getan wäre. Ob Nunja bis zur Hochzeit fertig wird, kann niemand sagen. Roni meint: «Kommt Zeit, kommt Naht.»
    Und mein Anzug? Wie immer, wenn ich in Not bin, habe ich James, meinen Stilberater, angerufen und ihn gebeten, mich zu einem klassischen englischen Herrenschneider zu führen. James hat exzellente Kontakte in die «fashion industry». Bei einem davon stehen wir jetzt vor der Tür. Er heißt Roberta.
    Roberta sieht aus wie eine außergewöhnlich schöne Frau mit zu breitem Kreuz und zu schwach überpuderten Bartstoppeln. Sie hat ein ziemlich plüschiges Atelier, das mich an einen Theaterfundus erinnert.
    «Ist das hier echt ein klassischer englischer Herrenschneider?»
    «Sure, mein Lieber», antwortet sie. «Ich habe vor langer Zeit in der berühmten Saville Row gearbeitet.»
    «Aha.»
    «Dann gab es einen leider kleinen Skandal mit einem Mitglied des Oberhauses, das gar nicht so gern mit Glied war.»
    Ich frage nicht weiter nach.
    James hat von Nunja eine Stoffprobe bekommen, denn Roni und ich sollen ja auch äußerlich harmonieren: mattweißer Satinstoff, der ein wenig ins Goldene geht. Roberta dreht das Muster zwischen Daumen und Zeigefinger.
    «Alles ist möglich, Darling», sagt sie, und ich glaube ihr aufs Wort. «Was ist dein Traum?»
    «Friede auf Erden.»
    «Süß.» Sie tätschelt mir die Wange. «Ich meinte modisch.»
    Na ja, ich möchte eigentlich einen schönen Hochzeitsanzug haben, der gut zu dem Stoff da passt.
    Als ich Roberta das sage, rollt sie mit den Augen. «Ich habe nicht gefragt, was der Traum von deiner Frau ist, sondern was dein Traum ist.»
    «Also ich möchte gern einen gutsitzenden Anzug haben, der mich so aussehen lässt, als sei ich sehr schlank.»
    «Also mit hüftlangem Jackett», notiert Roberta, was mich ein wenig kränkt. «Lass mich raten: Er sollte auffällig sein, bloß nicht zu ausgeflippt. Aber besonders darf er schon sein.»
    James klatscht in die Hände und deutet stolz mit dem Zeigefinger auf Roberta. «Ich habe gewusst, wir sind hier rightyright. She’s the man!»
    Das habe ich auch schon gemerkt.
    Roberta verschwindet durch eine Tür in einen Kleiderschrank und kommt mit einigen weißen Hemden und ein paar weißen Anzügen heraus. «Das ist nur für die Form», sagt sie, «den Stoff suchen wir später aus.»
    Während ich anprobiere, macht James eine Flasche Prosecco auf. Als sie leer ist, haben wir die perfekte Passform gefunden: tailliert geschnitten, trotzdem eine Nummer größer, sodass ich gut darin tanzen kann und der Stoff dabei keine verräterischen Wellen über meinen Hüften schlägt.
    Dann kommt die Gretchenfrage: «Welche Farbe?»
    «Na ja, klassisch ist ja schwarz oder grau …», beginne ich. Roberta verdreht die Augen.
    «Welche Farbe willst du , Darling?» Sie verschwindet wieder in ihrem Schrankzimmer und kommt mit einem dicken Buch zurück, dessen Seiten aus Stoffmustern in tausend verschiedenen Farben bestehen.
    «Flieder steht dir, wenn du mich fragst.»
    «Ja, aber ein Mann kann doch kein Lila tragen.»
    «Schau mich an.»
    «Nun ja.»
    Sie holt ein fliederfarbenes Jackett aus dem Schrank. Ich ziehe es an. Zugegeben, die Farbe steht mir gut. Darin sehe ich endlich mal nicht blass aus.
    «Hast du vielleicht doch mal ein schwarzes Jackett da, nur mal so, um zu vergleichen?»
    Nach und nach schlüpfe ich in schwarze, graue, blaue, dunkelgrüne, braune und silberne Jacketts.

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