Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
interessant.«
»Warum?«
»Es bedeutet, dass Gegenstände durch Ihren Transport nicht beeinträchtigt werden. Das kann sich als sehr nützlich erweisen.«
Ich dachte darüber nach, wozu er das wohl verwenden wollte, löste mich auf und kam wieder zurück. »Vielleicht gibt es eine Grenze beim Gewicht oder bei der Größe. Diesmal versuchte ich den Sessel mitzunehmen und konnte es nicht.«
»Vielleicht brauchen Sie nur mehr Übung. Wir können das sicherlich noch ziemlich gründlich erforschen. Gewiss ist das, was Sie da machen, nicht im gegenwärtigen Gültigkeitsbereich der Naturwissenschaften angesiedelt.« Dann fiel ihm noch etwas ein. »Sind Ihre Zähne – dürfte ich sie mir ansehen?«
Ich zuckte die Achseln und machte den Mund auf.
»Sie haben Glück gehabt; sie sind perfekt.«
»Erf-eck?«
»Sie hatten keine Löcher?«
»Aga-ch-haa ...«
»Was?« Er ließ mich los.
»Aber ich hatte Löcher!«
»Dann haben Sie keine Plomben.«
»Ganz sicher? Schauen Sie mal auf dieser Seite hinten nach.«
Er tat wie geheißen und fand nur makellose Backenzähne. »Ihr Zustand geht mit gewissen positiven Nebenwirkungen einher.«
Ich stöhnte. »Allmählich wird das schwer zu verkraften.«
»Darf ich noch einmal?« Vorsichtig zog er mir die Oberlippe hoch und betastete das Zahnfleisch um die Eckzähne. »Sie scheinen einziehbar zu sein ... und sehr scharf.« Er zupfte an einem. »Kommt in einem leichten Winkel hervor ... m-hmm ... etwa ein halber Zoll länger als die anderen.« Er ließ den Zahn wieder los, und ich spürte, wie er langsam zurück glitt. »Das Ausfahren wird vermutlich durch einen unwillkürlichen Reflex bei Eintritt von Hungergefühlen ausgelöst. Trifft das zu?«
»Tja, sie kommen raus, wenn ich sie brauche.«
»Das würde ich gerne einmal sehen.« Er fummelte wieder an seiner Pfeife herum.
Das klinische Interesse des Mannes, zumindest was meine Essgewohnheiten betraf, fand ich ein wenig lästig.
Ohne meine zunehmende Gereiztheit zu bemerken, klopfte Escott weiter an mir herum und gab dabei kleine zufriedene Geräusche von sich. Es war wie eine Arztuntersuchung, und die hatten mir noch nie gepasst. Schließlich musste ich meinen Mantel und mein Hemd ablegen, damit er die Schussnarben sehen konnte.
»Vorne ist kaum etwas zu sehen, aber am Rücken haben Sie tatsächlich eine größere Verfärbung ... allerdings nur sehr schwach zu erkennen, und sie scheint geschrumpft zu sein. Ihrer Beschreibung der Brustverletzung nach zu urteilen, würde ich sagen, dass Sie auf kurze Entfernung von einem großkalibrigen Geschoss getroffen wurden, möglicherweise einem Dumdum-Projektil.«
»Ich habe Sanderson eine Fünfundvierziger Automatik abgenommen.«
»Ich hatte mich schon gefragt, weswegen Ihre Manteltasche so sehr durchhängt. Das würde sicherlich den Anforderungen entsprechen.«
»Hier.« Ich holte die Waffe hervor und reichte sie ihm.
»Und er schoss beim zweiten Mal auf Sie, ohne Sie zu verletzen?«
»Das tat weh, und mein Anzug wurde dadurch auch nicht besser. Es gefiel mir überhaupt nicht.« Ich knöpfte das Hemd wieder zu.
»Kann ich mir denken.« Er sah aus dem Fenster. »Nun gut, für Sie wird es allmählich recht spät, und ich bin selbst etwas schläfrig. Könnten wir das Gespräch morgen fortführen, falls und wann es Ihnen recht ist?«
»Das wäre mir schon sehr recht.«
»Bis dahin stelle ich erste Ermittlungen in Ihrem Fall an.«
»Na ja, gehen Sie es ruhig an, Sie sehen ja, wie ruppig die andere Mannschaft spielt. Behalten Sie die Waffe besser.«
»Nun gut, zumindest als Beweismittel.«
Ich nahm meine Erdsäcke auf. »Dann komme ich kurz nach Sonnenuntergang wieder vorbei.«
»Das wäre perfekt. Gute Nacht, Mr. Fleming.«
»Und Ihnen einen guten Morgen, Mr. Escott.«
4
Von der Nacht war nicht mehr viel übrig. Wenn ich mich beeilte, konnte ich verduften und mir eine andere Bleibe suchen, ehe die Sonne mich erwischte. Stattdessen ging ich nach Hause, warf die Erdsäcke wieder in den Schrank und zog mich aus. Mittlerweile hatte ich eine recht gute Menschenkenntnis entwickelt, und bei dem Mann hatte ich ein gutes Gefühl. Ich hatte nur kurz darüber nachgedacht, ob ich ihm vertrauen sollte. Mit einem Gefühl, das Furcht nicht unähnlich war, begriff ich, dass ich allein war und einen Freund dringend nötig hatte.
Am folgenden Abend hatte ich keinen Hunger, also konnte ich den Besuch der Schlachthöfe auslassen und gleich zu Escotts Büro gehen. Allerdings schmerzte
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