Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
das Nachglühen des Sonnenuntergangs in meinen Augen, und ich machte mir innerlich eine Notiz, dass ich mir bei nächster Gelegenheit eine Sonnenbrille anschaffte.
Es war erst acht. Auf der Straße herrschte immer noch reichlich Verkehr, und ich dachte gerade an Sonnenbrillen, sodass ich den dunkelgrünen Ford vor Escotts Hauseingang beinahe nicht bemerkt hätte. Ich näherte mich dem Treppenaufgang und ging im letzten Moment mit gleichmäßigen Schritten daran vorbei. Oben tauchten gerade zwei Männer aus Escotts Büroeingang auf.
Ich sprintete um den Block herum, um sie mir von hinten anzusehen. Ich spähte um die letzte Ecke und sah sie gerade noch ein langes schweres Teppichbündel im Kofferraum des Fords verstauen. Beide hatten rote Gesichter und schnauften; offenbar war das Bündel für seine Größe ziemlich schwer. Der Fonddeckel schlug zu, und sie klopften sich den Staub von den Händen. Der eine links hatte einen Verband am rechten Zeigefinger. Es war Fred Sanderson.
Sie stiegen abgewandt von mir in den Wagen. Bevor die Türen zuschlugen, rannte ich geduckt auf den Kofferkasten des Wagens zu. Für einen Öffnungsversuch hatte ich keine Zeit. Der Motor sprang an und hüllte mich in eine Wolke aus Auspuffgasen. Mir fiel nichts anderes ein, also löste ich mich auf, und sickerte durch die Ritze zwischen Deckel und Karosserie, bevor der Wagen auf die Straße einschwenkte. Vorsichtig nahm ich erst wieder feste Gestalt an, als ich sicher war, dass ich dafür genug Platz hatte.
Ich lag auf der Seite, dicht und unbequem gegen den Teppich gepresst, der nach Staub, Öl und anderen noch unangenehmeren Dingen roch. Über dem Wummern des Wagens konnte ich kaum etwas hören, aber ich war sicher, unter den Vließschichten gedämpftes Atmen zu vernehmen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es Escott war, und hoffte bloß, dass wir bald anhielten, bevor er erstickte. Unter den gegenwärtigen Umständen konnte ich ihn unmöglich auspacken.
Nach den ersten paar Fahrminuten verlor ich die Orientierung und musste ein Schwindelgefühl unterdrücken. Wir überquerten einen Wasserlauf, und bald wurde der Klang der Räder auf der Straße gleichmäßiger. Stopps und Wenden traten nicht mehr auf, die Geschwindigkeit blieb gleichmäßig, sodass ich vermutete, dass wir auf einem Highway fuhren. Das machte mir etwas Sorgen; falls die Fahrt zu lange dauerte, saß ich irgendwann ohne meine Erde auf dem Trockenen, aber lange, bevor dieses Problem akut werden konnte, wurde der Wagen langsamer und bog scharf nach rechts auf einen sehr unebenen Feldweg ein. Wir kamen zum Stehen, und der Motor wurde abgewürgt.
Ich drückte ein Ohr an das Bündel und wurde von dem Geräusch tätiger Lungen beruhigt; allerdings glaubte ich nicht, dass der Eigentümer besagter Lungen auch bei Bewusstsein sei. Draußen erzeugten Grillen und anderes Kleingetier ihre leisen Geräusche. Die beiden Männer stiegen in mir unangenehmer Nähe aus dem Wagen. In dieser taktisch schlechten Lage wollte ich nicht entdeckt werden, also entschwebte ich dem Kofferraum und verfestigte mich an einer Stelle, an der ich hoffentlich nicht gesehen wurde.
Um uns herum standen Bäume, jedoch zu weit auseinander, um echte Deckung zu bieten. Als ich mich zum Wagen wandte, dachte ich schon, das Spiel sei aus, denn Sanderson sah genau in meine Richtung. Dann glitt sein Blick an mir vorbei, ohne mich zu sehen. Er hatte einfach nicht meine Nachtsicht. Sein Freund reichte ihm sogar eine Taschenlampe, damit sie ihre Arbeit besser verrichten konnten. Sie öffneten den Kofferraum, zerrten mit einem nicht allzu sanften Ruck das Bündel heraus und ließen es zu Boden fallen. Ihren Bewegungen nach zu urteilen musste ich mich bald einmischen, aber ob es nun dunkel war oder nicht, wollte ich doch nicht riskieren, von Sanderson erkannt zu werden. Wie ein Filmcowboy band ich mir ein Taschentuch vor Mund und Nase, kam mir dabei ziemlich doof vor, schlug dann noch den Mantelkragen auf und zog mir den Hut in die Stirn.
Die Männer gingen wirklich sehr professionell an ihre Aufgabe heran. Sie rissen ein Ende der Teppichrolle in die Höhe, und Escotts bewusstloser Körper rollte hinaus und über die Blätter und den Boden.
»Willst du es hier machen?«, wandte der jüngere Mann sich an Sanderson.
»Nee, dann kleckern wir uns vielleicht mit Blut voll, wenn wir ihn zum Fluss schaffen.«
»Wir könnten ihn im Teppich runtertragen.«
»Georgie«, kam die geduldige Antwort, »dann müssten wir ihn doch
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