Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
draußen und tauchte wie zuvor vor dem Fenster auf. Escott schrubbte eifrig und versuchte die verlorene Zeit wieder einzuholen.
»Ich warte beim Wagen«, raunte ich.
Er nickte wie zum Takt einer inneren Musik und ließ einen weiteren Geschirrstapel in das graue Seifenwasser herab.
Die Wachen, die über das Gelände patrouillierten, waren aus einer Meile Entfernung zu sehen. Ihnen konnte ich mühelos ausweichen, aber die Hunde waren eine andere Sache. Bei meinem Eintreffen waren sie auf der anderen Seite des Grundstücks gewesen und erzwangen nun einen Umweg auf meiner Fluchtroute. Einer der Männer hatte einen großen Köter an kurzer Leine, der meinen Geruch auffing. Er legte die Ohren an, und mit seinem Herrchen im Schlepptau stürmte er auf mich los. Ich mag Hunde, aber zu keiner Zeit war mir mein Verschwindibus-Trick willkommener gewesen.
Ich schwebte neben einer hohen Kiefer, nutzte sie zur Orientierung und hielt mich dicht am Stamm, damit ich vom leichten Wind nicht davon geweht wurde. Der Mann und der Hund kamen näher, und er ließ das Biest herumschnüffeln. Allerdings gefiel es ihm nicht, als er in den von mir belegten Raum tappte, und bei der ersten Berührung jaulte der Hund unglücklich auf und beschloss, etwas drohend anzuknurren, das eher seinen Erfahrungen entsprach. Er wich zurück und gab Fersengeld, während ihm Herrchen erhitzt und erbost folgte.
Es war wirklich Zeit für einen stillen leisen Rückzug. Der Radau erregte jene Aufmerksamkeit, die man nur in einem Zirkus mit drei Manegen begrüßte. Ich verfestigte mich wieder, entfernte mich mit raschen Schritten von dem Clown mit seinem Hund und entdeckte den Zaun, den ich bei meinem Einstieg überklettert hatte. Lange fünf Minuten verstrichen, in denen ich mich durch Gebüsch, Dornensträucher und langes Gras zwängte, um zum Wagen zu kommen, und als ich dort ankam, war das auch nichts Großartiges, weil ich bis zu Escotts Ankunft nichts zu tun hatte. In den folgenden zwei Stunden klaubte ich mir vereinzeltes Grünzeug von und aus der Kleidung, kickte kleine Steine durch die Gegend und duckte mich jedes Mal, wenn auf der nahe gelegenen Straße ein Satz Scheinwerfer auftauchte.
Kurz nach zwölf kam ein großer Lastwagen von Pacos Club herangefahren und hielt für wenige Sekunden an. Eine hoch gewachsene Gestalt hüpfte hinten raus, winkte jemandem im Wageninneren zu und wurde von einer Auspuffwolke eingehüllt, als der Laster weiterfuhr. Escott kam mit munteren Schritten auf mich zu, als ob er in Ferien sei und nicht etwa den Abend damit verbracht hatte, für einen Mann Geschirr zu spülen, der versucht hatte, ihn zu töten.
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung. Ich bin durchaus froh, dass der Bursche Sie nicht gesehen hat.«
»Sie bekamen doch wohl keinen Ärger?«
»Überhaupt nicht. Ich denke, dass der Mann nur ungern jemanden davon in Kenntnis setzen wollte, dass jemand von meiner scheinbaren geistigen Befähigung es überhaupt schaffte, dort herunter zu gelangen, denn das hätte ihn in ein schlechtes Licht gerückt.«
»Gut, ich wollte nichts tun, was er bedauern würde. Wollen Sie jetzt Ihr Gesicht ablegen?«
»Ja, ich fange ohnehin schon an, es herunterzuschwitzen.« Er öffnete den Kofferraum des Nash und knipste eine kleine Taschenlampe mit roter Verglasung anstelle der üblichen klaren Abdeckung an. Er bemerkte, dass mir das auffiel. »Sie haben vielleicht eine ausgezeichnete Nachtsicht, aber ich muss mir die meine bewahren, so gut ich es vermag.«
Er stellte sich die Lampe in einen günstigen Winkel, dann holte er einen großen Metallkasten hervor, einen von der vielfächerigen aufklappbaren Art, wie ihn Fischer zur Unterbringung von Ködern und anderen Werkzeugen verwenden. Anstelle von Ersatzhaken und Schnüren enthielt er eine reichhaltige Auswahl an Schminke, Pudern, Bürsten, Schwämmen und ein Dutzend anderer Dinge, die ich in dem Durcheinander nicht genau erkennen konnte. Es war der einzige Gegenstand in seinem Besitz, der nicht sauber und ordentlich wirkte.
Er arbeitete rasch in einer für ihn sehr schwachen Beleuchtung, nahm die Brille ab, dann die falsche Stirn, einige vorstehende Zähne aus seinem Unterkiefer, eine zottige graue Perücke und einige künstliche graue Haarsträhnen. Er schmierte sich Abschminklotion ins Gesicht und wischte sich die restliche Schminke mit einem verblichenen Handtuch ab, das schon bessere Tage gesehen hatte. Dann klappte er den Kasten zu. Er schälte sich aus dem weißen
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