Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
Vermutung, dass der Durchgang weniger belebt sein würde als die Küche, hatte sich als falsch erwiesen.
»Bleib genau dort stehen, Kumpel«, befahl mir eine Stimme.
Ich musste gehorchen und fragte mich, wie ich sie aufhalten konnte. Wenn ich jetzt davonrannte, überprüften sie vielleicht den Keller und flogen entweder in die Luft oder verhinderten die Explosion, je nach Glücksanteil. Hinter mir waren zwei Männer. Einer kam näher, und ich hob langsam die Hände.
»Bleib aus meiner Schusslinie, Harry.«
Harry grunzte zustimmend. Er durchsuchte mich mit raschen gekonnten Tastbewegungen. »Er ist sauber«, verkündete er und trat zurück.
»Was ist hier los?«, fragte eine dritte befehlsgewohntere Stimme.
»Wir haben einen Einbrecher ertappt, Mr. Paco.«
»Sieh im Labor nach, Harry.«
Ich wollte ihn aufhalten, bekam aber wieder zu hören, dass ich mich still verhalten solle.
Harry lief nach unten. »Die Tür ist noch abgeschlossen, Mr. Paco«, rief er hinauf.
»Und wie hat er dann Newton rausgebracht, Dummkopf? Komm wieder rauf und filz ihn. Er muss Schlüssel oder so etwas bei sich haben.«
Meine Muskeln hatten sich völlig verkrampft. Die Stimme von Frank Paco hatte einen schlafenden Nerv in meinem Hirn erweckt. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, zum Erinnern ...
»Du da! Dreh dich um!«
Langsam wandte ich mich um und freute mich über die Verwirrung, das Erkennen und schließlich den Schreck in Pacos Gesicht.
»Fleming«, hauchte er leise. Nur ich konnte ihn hören. Ich spürte, wie sich ein grässliches Lächeln auf meinen Zügen ausbreitete.
Das Porträt in seinem Büro war zu schmeichelhaft ausgefallen – der Maler hatte sein Honorar wohl sehr dringend gebraucht. Das breite Gesicht und die vorstehenden Augen hatte er gut eingefangen, aber die darin liegende Härte und den argwöhnischen Zug um den Mund hatte er weggelassen. Er war kleiner als Sanderson, aber ähnlich gebaut. Stämmig, aber mit Muskeln statt Fett, die er auch einzusetzen wusste, doch bei meinem Anblick trat er furchtsam einen Schritt zurück.
»Mr. Paco?«, fragte der Mann mit dem Maschinengewehr unsicher.
Das Bedürfnis, seine Autorität wiederherzustellen, überwand seine Verwirrung. Er richtete sich auf, starrte mich böse an und wies die erste Auskunft seiner Instinkte von sich. Und warum auch nicht. Soweit er wusste, war Jack Fleming seit über einer Woche tot.
»Wer bist du?«
»Ich heiße Gerald Fleming. Ich glaube, Sie kennen meinen älteren Bruder Jack.«
Paco griff die Erklärung so bereitwillig auf, wie ich es vermutet hatte. Er befand sich wieder auf sicherem Boden und konnte mit der Lage umgehen. »Yeah«, sagte er gelassen. »Ich kenne deinen Bruder.«
»Sie trafen letzte Woche mit ihm zusammen, nicht wahr?«
»Jawoll, wir hatten einiges zu besprechen. Aber du beantwortest meine Fragen, Bürschchen. Was machst du in meinem Haus?«
»Ich dachte, wir könnten uns unterhalten.«
»Wir werden uns unterhalten, und du rückst besser mit guten Antworten raus. Was willst du?«
Ich schwieg, und mein blutunterlaufener Blick bereitete ihm Unbehagen.
»Der Typ ist irgendein Spinner. Bringt ihn raus und macht ihn fertig.«
Harry und der Mann mit dem Maschinengewehr packten mich an den Armen, führten mich an Paco vorbei und den Gang hinunter. »Wenn Sie mich fertig machen, kommen Sie nie an die Liste«, schoss ich zurück. Meine Eskorte zögerte.
»Und wieso sollte ich sie haben wollen?«
»Mein Bruder sagte mir, dass Sie dahinter her sind. Er gab sie mir. Ich weiß, dass Sie ihn haben. Ich tausche die Liste gegen ihn ein.«
Paco lachte leise. Ich hatte ihm auch einiges zum Lachen geboten. »Und wenn ich sie schon längst habe?«
»Dann würden Sie jetzt nicht mehr mit mir reden.« Vielleicht konnte mein Bluff die Dinge noch weiter verzögern. Ich hatte keine Ahnung, ob genug Wahres daran war, dass Zweifel in ihm aufkamen, aber ich war sicher, dass ich auf der Elvira nicht geredet hatte. »Ich kam her, um nach meinem Bruder zu suchen. Sie haben mich erwischt, aber ich bin zu einem Geschäft bereit.«
»Da möchte ich wetten, dass du das bist.« Paco kam näher, seine Augen nahmen mein Gesicht auf. Ich hoffte, dass meine wieder erlangte Jugend seine Musterung bestand. »Ich mache mit dir das gleiche Geschäft wie mit ihm.« Seine Hand schoss hoch, und er versuchte mir den Kiefer aus den Scharnieren zu dreschen. Ich täuschte den Einschlag vor, riss den Kopf herum Und ließ meine Knie weich werden. Die Männer
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