Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
sind nur dreieinhalb erhalten geblieben. ], aber ansonsten hielt ich sie bloß für ein Märchen.«
»Und welche bessere Tarnung könnte man sich wünschen?«
Da war etwas dran. Wir gingen wieder in mein Zimmer, und während ich ihm von letzter Nacht berichtete, machte er mein Gesicht wieder zurecht.
»Ziehen Sie die Wangen etwas ein ... gut so ... heben Sie die Augenbrauen ...«
»Ich wünschte, ich könnte das sehen.«
»Ja, ich kann sehr effektvoll arbeiten, wenn ich mal so sagen darf. Heute Nacht sehen Sie etwas grausiger aus; ich berücksichtige die fortschreitende Verwesung.«
»Wie umsichtig.«
»Ich wusste, dass Ihnen das gefallen würde. Beim nächsten Mal könnte ich eine Kamera mitbringen. Es wäre interessant festzustellen, ob Ihr Bild per Film aufgezeichnet werden kann.«
»Das hatte ich mich auch schon gefragt.«
»So.« Er nahm noch letzte Tupfarbeiten vor, dann entspannte ich den steifen Hals. »Nun, Hals – und Beinbruch, wie wir sagen.«
»Hoffentlich den von Morelli.«
»Haben Sie in Betracht gezogen, dass er mittlerweile über Sie Erkundigungen eingeholt haben kann? Vielleicht wundert er sich, warum in den Zeitungen am Morgen, nachdem Sie ›getötet‹ wurden, kein Bericht über eine Leiche in jener Straße steht.«
»Nun ja, das hier ist Chicago, und solche Dinge passieren schon mal.«
»Nicht allzu oft, aber gelegentlich nur allzu wahr. Er hat sicher Freunde bei der Polizei und anderen Behörden, die in der Lage sind, so etwas für ihn herauszufinden.«
»Ich werde aufpassen, aber soweit es ihn angeht, bin ich ein Geist, und er wird wohl niemandem sagen, dass ihn ein Gespenst heimsucht.«
Er schmunzelte. »Dann amüsieren Sie sich gut ...«
»... und ich lasse mich nicht erwischen.«
Ich parkte meinen Wagen an einer anderen Stelle, schloss ihn ab und legte mit raschen Schritten die zwei Blocks bis zum Club zurück. Heute war noch mehr los, falls das überhaupt möglich war, und vorne waren noch mehr Männer postiert. Sie lungerten herum, der Sitz ihrer geschniegelten Anzüge wurde von den Ausbeulungen verschiedener tödlicher Metallwaren verunstaltet, und sie besahen sich die Gesichter der Neuankömmlinge genau. Die letzte Nacht musste Morelli wirklich beeindruckt haben, aber ich kam nicht darauf, wie er glauben konnte, dass das Aufstellen bewaffneter Wachposten ihn vor übernatürlichen Kräften schützen würde. Ich ließ sie allesamt links liegen und löste mich noch auf der anderen Straßenseite im Sichtschutz eines Hauseingangs auf. Wie immer war ich etwas desorientiert, aber allmählich wurde ich besser, vor allem, wenn es um Geradeausbewegungen ging. Der weite offene Raum der Straße konnte leicht durchquert werden, und als ich die Außenwand des Clubs erreichte, ging ich wie ein Fahrstuhl nach oben. Ich tastete nach dem Fenster, sickerte hinein und verfestigte mich in Morellis Badezimmer.
Die Tür stand offen. Ich peilte mit einem Auge am Scharnier vorbei und entdeckte Morelli, der sich vor einem großen Spiegel die Krawatte band und auf den Abend vorbereitete. An diesen würde er noch lange denken.
Ich begann damit, dass ich die Hähne in der Wanne andrehte und die Toilettenspülung betätigte. Ohne nachzudenken kam er mit schnellen Schritten herbei, um nachzusehen, und blieb erstarrt stehen, als er das leere Zimmer sah. Mit langsamen behutsamen Bewegungen drehte er das Wasser ab und sah sich um. Dafür brauchte er nicht lange, aber mittlerweile war ich schon im Schlafzimmer und zog sämtliche Schubladen seiner Kommode auf.
Unter dem Bett verfolgte ich anhand seiner Füße seinen Gang durch den Raum. Wütend stieß er eine Schublade zu stürmte zur Flurtür, riss sie auf und starrte nach draußen. Da war niemand, der seinen Blick bewundern konnte, also machte er die Tür wieder zu und überprüfte die Garderobe, Bobbis Zimmer, ihre Garderobe und die Unterseite der Betten. Jedes Mal Fehlanzeige. Dann schritt er die Wände ab und klopfte mit etwas Hartem dagegen. Das konnte ich erst nicht deuten, aber dann ging mir auf, dass er nach Geheimtüren suchte. Während er sich in der Garderobe umtat, schwebte ich wieder in das Bad und betätigte erneut die Toilettenspülung.
Wie der Blitz tauchte er in der Tür auf und versuchte gleichzeitig das Bad und das Schlafzimmer im Augen zu behalten. Unschlüssig klapperte er mit dem Wasserhebel, nahm den Kastendeckel ab und spähte auf die darin verborgenen Geheimnisse. Derweil schaltete ich im Schlafzimmer das Licht aus.
Das
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