Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Titel: Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
Vom Netzwerk:
Nachricht, dass er vor Ladenschluss zurück sein werde. Ich genoss eine kurze, wenngleich blinde Fahrt und hatte keine Ahnung, wohin er fuhr.
    Er stellte den Wagen ab und stieg aus. Ich blieb zurück, verfestigte mich und sah mich um. Wir waren am Hafen. Der Wagen stand auf einem Betonpier, der wie ein Wellenbrecher auf den See hinausragte. Es musste solide bis zum Grund errichtet worden sein, oder ich hätte den Druck gespürt, den ich bei Wasser immer erlebte. Morelli verschwand gerade über den Rand des Piers, wo eine Treppe zum Wasser hinabführte. Ich stieg aus dem Wagen und folgte ihm unauffällig. Er kletterte gerade in ein kleines Boot. Ich wich zurück, ehe er mich sehen konnte. Auf dem See ankerte nach wie vor auf Reede die Elvira. Wie von selbst zuckte und ballte sich meine linke Hand.
    Morelli entfernte sich rudernd vom Pier. Ich stand unter einer Lampe, also konnte er mich gar nicht übersehen. Er hörte auf zu rudern und starrte mich mit offenem Mund an, während die Strömung sein Boot langsam aus dem Kurs schob. Ich blieb ganz ruhig stehen und sah ihn an: eine Gestalt wie eine Vogelscheuche in schmutzigen, zerrissenen Kleidern. Langsam löste ich mich in Luft auf. Mit meiner Schauspielerfahrung mochte es zwar nicht weit her sein, aber ich wusste, wie man einen guten Abgang inszenierte.
    Ich wich aus dem Lichtkreis und verfestigte mich wieder. Morelli ruderte hastig zur Elvira, wo schon drei Mannschaftsmitglieder bereit standen, um ihm an Bord zu helfen. Wahrscheinlich hatten sie ihn beobachtet und mich nicht bemerkt. Das war mir nur recht. Für den Augenblick wollte ich sein ganz persönliches Exklusivgespenst sein.
    Ich brauchte zehn Minuten für den Fußweg zum Nightcrawler. Ich ließ mir Zeit, damit sich alles beruhigen konnte, und ging wieder über das Badezimmer hinein. Die Putzkolonne war tüchtig; nach meiner Verwüstungsorgie war das Zimmer wieder so gut wie neu. Nebenan in Morellis Büro sprach jemand; es klang nach Gordy. Ich lehnte mich gegen die Wand und lauschte. Es war besser als eine Radiosendung, denn diesmal war ich der Star.
    Gordy hing am Telefon und versuchte vergeblich Informationen über meinen nichtexistenten kleinen Bruder einzuholen. Er schien ein Experte im Aufgabendelegieren zu sein, denn er rief Leute an, nannte ihnen den Namen Gerald Fleming und befahl ihnen, ihm darüber etwas in Erfahrung zu bringen. Meinen wirklichen Namen fügte er fast als Nachsatz hinzu. Einige Anrufe gingen nach New York, und ich fragte mich, ob ich zu schwitzen anfangen sollte. Es fielen keine Namen, die auch mir vertraut waren, und sein Ton wies darauf hin, dass er im Umgang mit den Leuten am anderen Ende schon lange versiert war. Irgendwo dort draußen war ein riesiges Netzwerk aus Augen, Ohren und emsigen Bleistiftstummeln. Er hängte ein und wir warteten. Jeder für sich.
    Binnen zehn Minuten trafen die ersten Rückmeldungen ein. Was die hiesigen Örtlichkeiten betraf, hatte die Polizei keinen Bericht über das Auffinden eines Mannes erhalten, welcher der Beschreibung von Gerald Fleming entsprach, weder tot noch in einem anderen Zustand. Ich lag auch nicht mit einer Schusswunde in irgendeinem Krankenhausbett herum. Als die Hotels sich meldeten, war ich froh, dass ich mich unter einem falschen Namen eingetragen hatte. Er bekam einen Anruf aus New York, in dem ich als arbeitsloser Journalist bezeichnet wurde, der sich in Chicago saftigere Weidegründe erhofft hatte. Als ich es so formuliert hörte, war es schon deprimierend, aber dies eine Mal gereichte mir eine ganz und gar unauffällige Berufslaufbahn zum Vorteil.
    Die Bürotür ging auf, und jemand betrat schnaufend das Zimmer. Die Stimme war mir auf unangenehme Weise vertraut, aber ich konnte sie einfach nicht unterbringen.
    »Was Neues?«
    »Nein, Mister Lebredo.« Diesmal klang Gordy eher respektvoll denn ausdruckslos.
    Mister Lebredo ließ sich aufseufzend in einem Sessel nieder. »Was hatte Miss Smythe über ihn zu sagen?«
    »Sie sagte, er konnte nicht schlafen, und dass er die ganze Nacht das Licht angelassen habe.«
    »Und du?«
    »Er hat sich recht seltsam verhalten.«
    »Das haben wir gemerkt«, sagte er trocken.
    Das Telefon klingelte. »Yeah? Ja, weiter ... in Ordnung.« Er hängte ein. »Allmählich glaube ich, dass der Kleine vom Himmel gefallen ist. Niemand hat je von ihm gehört.«
    »Wenn sein Name wirklich Gerald Fleming war.«
    »Slick sagte, dass er eine jüngere Ausgabe des anderen Kerls war. Es gibt keinen Zweifel, dass

Weitere Kostenlose Bücher