Jack Fleming 02 - Blutjagd
Regisseur, dessen Anweisungen für einen Bühnenfechtkampf in einen Anschlag auf mein Leben mündeten.«
Ich wollte bereits sauer werden, doch plötzlich war ich zu neugierig dafür. Escott sprach nur selten über seine Vergangenheit. »Was war passiert?«
»Es ging um den Konflikt zwischen seinem Unwissen und meinem Wissen. Der Mann hatte sich einige lächerliche Fechtfiguren überlegt, und ich versuchte ihm einen sichereren und unter den gegebenen Umständen natürlicheren Fechtstil nahe zu bringen. Da ich jener Truppe damals erst seit sehr kurzer Zeit angehörte, setzte er sich durch. Am Abend der Generalprobe glitt ich auf meinen Filzschuhen aus, stürzte in den Orchestergraben und brach dem armen Violinisten, den ich unter mir begrub, das Schlüsselbein und mir selbst beinahe den Hals. Es sollte mir nie gelingen, den Regisseur davon zu überzeugen, dass ich das nicht aus Absicht getan hatte, nur um ihn zu ärgern.«
Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht laut loszulachen. »Du wechselst gerade das Thema –«
»Aber gar nicht. Damit meine ich, dass die heutige Nacht durch eine Reihe unglücklicher Umstände geprägt wurde, nichts weiter. Seien wir fair: Wie hätten der Regisseur oder ich selbst wissen sollen, dass der Bühnenboden gerade gebohnert worden war? Wie hättest du wissen sollen, dass die junge Dame so ausgeprägte sportliche und mörderische Neigungen pflegt? Glaube mir, wenn ähnliche Aufträge auf mich zukommen, wüsste ich keinen, den ich lieber zur Rückendeckung dabei haben möchte als dich. Ich weiß, dass du jetzt daran zweifelst, aber du hast eine rasche Auffassungsgabe, und mit etwas Übung ...
Ich warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Was hast du vor? Noch etwas Farbe auf die Tür, und dann steht dort Escott und Fleming, Privatermittler?«
»Das wäre interessant, ist aber leider nicht möglich. Man benötigt eine mehrjährige Ausbildung, um eine Lizenz für Privatermittlungen zu bekommen, und dann müsstest du dich zur Prüfung melden – bei Tageslicht. Nein, rein praktisch gesehen kommt so etwas für dich nicht in Frage.«
»Und was kommt dann in Frage?«
»Ich denke lediglich an den einen oder anderen Auftrag wie heute Nacht. Ich weiß, du glaubst, dass ich dir damit nur einen Gefallen tun will, aber ich wüsste keinen Grund, warum du daraus nicht deinen eigenen Nutzen ziehen solltest.« Er sah erst das Geld an und dann mich.
»Versuchst du mich etwa zu bestechen? Es wird dir nämlich gelingen.«
Wieder spielte das leichte Lächeln um seinen Mundwinkel. »Ich hatte gehofft, du würdest ernsthaft darüber nachdenken. Natürlich weiß niemand, was die Zukunft bringt. Nicht alle meine Klienten sind so gut gestellt wie Mister Swafford oder lassen sich so leicht herumschubsen, aber es sollte genug zusammen kommen, damit du dein Auto betanken kannst und so weiter.«
Ich schob meine Hälfte des Geldes in meine Brieftasche. »Von dem hier kann man sich schon eine ganze Menge Und-so-weiter kaufen.«
Über dieses Annehmen seines Angebotes lächelte er erneut. Diesmal über das ganze Gesicht.
2
Als ich mich von Escott verabschiedete, war es schon fast drei. Bobbi war bestimmt noch wach. Ihre Anstellung und ihr Zimmer im Nightcrawler Club hatte sie zwar hinter sich gelassen, aber sie hielt sich immer noch an die Clubzeiten. Jetzt wohnte sie in einer Suite in einem anständigen Hotel, bei der Zimmerservice, warme Mahlzeiten und ein bestechlicher Hausdetektiv inbegriffen waren – also alles, was sich ein Mädchen nur wünschen konnte.
Ich durchquerte die marmorgeflieste Eingangslobby und winkte dem Nachtportier zu, der mich schon vom Sehen kannte. Der Junge im Fahrstuhl schlief tief und fest auf seinem Hocker, also tat ich ihm den Gefallen und nahm die Stufen ins dritte Obergeschoss. Bobbis Räume lagen links neben der Treppe und nahmen eine Eckfensterreihe auf der Vorderseite des Gebäudes in Anspruch. Unter ihrer Tür war ein Lichtschimmer zu sehen. Ich klopfte leise, hörte, wie sie auf bloßen Füßen zur Tür tappte, und dann spähte ein nussbraunes Auge durch den Spion. Ich zwinkerte zurück, und die Tür ging auf.
»Hallo, Fremder, ich dachte schon, dass du gar nicht mehr kommst.« Sie zog mich hinein und sperrte den Rest der Welt aus.
»Du nimmst mich also als selbstverständlich hin, ja?«
»Sicher, genau wie den Wäschedienst.«
»Und für den wählst du diesen Aufzug?«
»Das ist eher ein Abzug; nicht so förmlich, aber intim.« Sie trug einen hellblauen
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