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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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so, als wäre die Frage rhetorisch gemeint, und schnupperte wieder an ihrem Haar. Es roch leicht nach Rosen.
    Sie ließ nicht locker. »Sie macht mich einfach neugierig. Wenn du nicht willst, frage ich nicht mehr.«
    »Aber du würdest immer noch darüber nachdenken.«
    »M-hm.«
    »Sie hieß Maureen.« Die Worte fielen schwer wie Blei aus mir heraus wie immer, wenn ich in der Vergangenheitsform von ihr sprach.
    »Ich weiß, dass du sie sehr geliebt hast. Das sehe ich an deinem Blick, wenn du an sie denkst.«
    »Ist es so deutlich?«
    »Manchmal. Dann siehst du mich an, und dann bin ich für dich nicht mehr da, und dann weiß ich, dass du sie siehst.«
    »Tut mir Leid.«
    »Ist schon in Ordnung. Sind wir einander sehr ähnlich?«
    »Sie hatte dunkles Haar, und sie war kleiner als du.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Sie brauchte Liebe«, sagte ich unbeholfen.
    »Die braucht doch jeder.«
    »Sie brauchte sie wie ... ich weiß nicht. Es war das Einzige, das für sie zählte.«
    »Und ihr liebtet euch sehr.«
    »Gott, ja. Aber das begriff ich nicht, bis – vor langer Zeit waren wir sehr glücklich.«
    »Ich bin froh, dass du so etwas hattest. Ich hatte es nicht. Bis jetzt.« Ihre Stimme klang leise, und ich dachte, dass sie gerade wieder einschlief.
    Ich versuchte mich an Maureens Gesicht zu erinnern, aber es war, als wollte ich mir einen Traum ins Gedächtnis rufen. Je mehr ich mich mühte, desto undeutlicher wurde das Bild.
    »Ich hoffe, dass du mir glaubst«, sagte sie.
    »Was glaube?«
    »Dass mir deine Art besser gefällt.«
    »Danke. Bist du sicher, dass du die frühere Art nicht vermisst?« Sie zuckte die Achseln. »Nicht sehr. Es ist wie Äpfel und Orangen. Ich mag beides, auf die jeweils richtige Weise.«
    Meine Hände begaben sich wieder auf Wanderschaft. Sie rollte sich auf den Rücken, und wir widmeten uns ernsthaft der Küsserei. Ihr Atem kam schneller, und ihr Herzschlag beschleunigte sich.
    »Ich dachte, du wolltest heute nichts mehr von mir nehmen.«
    »Mache ich auch nicht, aber vielleicht möchtest du ein paar Orangen?«
    »Was?«
    Ich küsste sie wieder, und meine Hand strich über ihre glatte Hüfte, glitt tiefer und hielt etwas unterhalb ihres Nabels inne.
    »Orangen«, murmelte sie. »Natürlich von Hand gepflückt.«
     
    Wenn Bobbi schlief, wirkte sie jünger als vierundzwanzig Jahre. Schlaf brachte Verletzlichkeit mit sich, und die Verletzlichkeit brachte die Jugend zurück. Ich betrachtete sie im Schlaf und empfand sowohl ein beschützerisches Gefühl als auch eine stille, aber heftige Freude beim Anblick ihrer entspannten Gesichtszüge. An ihrer hellen Haut haftete noch etwas Schminke, auf einem Wangenknochen lag noch etwas Puder, und die schwache Linie einer nachgezogenen Augenbraue war zu sehen. Im Einklang mit der gängigen Mode hatte sie sich die Brauen sorgfältig gezupft. Ich hatte schon viele hübsche Gesichter gesehen, aber nur wenige klassische Schönheiten und noch weniger mit Verstand und Persönlichkeit. Sie war wunderschön, jedenfalls sah ich sie so. Sie besaß jenes Aussehen, das manchmal Maler mit dem nötigen Talent auf die Leinwand bannen.
    Ihr blonder Kopf drehte sich auf dem Kissen zur Seite, die Lippen öffneten sich leicht, dann schlossen sie sich wieder. Sie waren jetzt rosig; das Lippenrouge war schon vor einiger Zeit weggeküsst worden. Aus vorangegangener Erfahrung vermutete ich, dass etwaige Überreste vermutlich auf meinen Lippen klebten. Es machte mir nicht das Geringste aus.
    Sie zu verlassen fiel mir schwer, aber es war nötig – bald ging die Sonne auf, und dann war ich für den Tag verloren. Ich glitt aus dem Bett, zog mich an und gab Bobbi einen Abschiedskuss auf die Stirn.
    Sie schlug die Augen auf, aber zu neunzig Prozent schlief sie noch. »Bist du ein Traum?«
    »Ja.«
    »Dacht' ich mir.« Sie seufzte, und dann war sie wieder weg.
     
    Nach einem Zusammensein mit Bobbi war die Rückkehr in mein spartanisches Hotelzimmer jedes Mal wie ein heftiger Schock. Die Grundausstattung war vorhanden: ein selten genutztes Bett, eine Kommode, ein Stuhl, ein Bad, sogar ein Radio. Für sechs Dollar fünfzig die Woche war dies der reinste Luxus, aber kaum etwas, das ich ein Zuhause nennen konnte.
    Bobbi wusste, wo ich meinen Hut ablegte, aber ich hatte sie noch nie eingeladen. Dafür bestand auch kaum ein Grund, da ihre eigene Unterkunft größer und bequemer war. Außerdem nahm bei ihr kein ein Meter breiter und zwei Meter langer Seemannskoffer den größten Teil der

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