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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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zu. Selma Jenks und ihr großer Freund Sled fielen mir ein, aber die mussten zuerst aus dem Gefängnis ausbrechen oder mir jemanden hinterherschicken – ach nein, das war selbst für Miss Jenks zu abgedreht. Der Einzige, der danach noch übrig blieb, war ein Knochenbrecher aus der Unterwelt namens Gordy, aber auch zu ihm passte das nicht. Falls er einen Groll gegen mich hegte, was nicht der Fall war, hätte er sich selbst und sehr viel wirksamer darum gekümmert.
    Die Bremslichter des Lincoln flackerten auf, blieben rot, und dann kam der große Wagen am Seitenstreifen zum Stehen. Ich hielt ebenfalls an und schaute nach, was die beiden jetzt machten. Der Junge fuhr den Wagen rückwärts von der Straße und verschwand hinter einer dichten Unterholzdeckung aus Gebüsch und kleinen Bäumen. Genau die Art von Versteck, in dem die State Cops so gerne auf unachtsame Temposünder lauerten. Meine beiden Freunde wollten dort sitzen bleiben und darauf warten, dass ich vorbeifuhr.
    Mittlerweile war ich ziemlich gereizt. Ich fuhr ebenfalls an die Seite und schaltete den Motor ab. Die ländliche Stille schlug mir auf die Ohren. Ich stieg aus, lehnte die Tür an – das Zuschlagen hätte man vielleicht bis zum Lincoln gehört – ließ den Wagen stehen und schlich mich gebückt an die zwei heran.
    Der Motor ihres Wagens war aus, und keiner der beiden schien große Lust zu aufschlussreicher Unterhaltung zu verspüren. Während sie darauf warteten, dass mein Wagen vorbeifuhr, kroch ich zum rechten Hinterrad des Lincoln und nahm dort einen kleinen Eingriff vor. Erst schraubte ich das Ventil des Reifens auf, dann suchte ich mir einen kleinen Stein, rammte ihn gerade tief genug hinein und lauschte zufrieden auf das schwache Zischen der entweichenden Luft.
    Dann löste ich mich auf.
    Der Trick ist sehr nützlich, und bei Gelegenheiten wie dieser macht er außerdem Spaß. Ich materialisierte mich gleich neben dem offenen Fahrerfenster, packte die Unterarme des Jungen mit festem Griff, damit er den Wagen nicht anlassen konnte, und stellte eine ganz vernünftige Frage.
    »Wer seid ihr Burschen?«
    Manchmal stellt die Nutzung des Überraschungselementes keine gute Taktik dar. Wenn deine Beute zu sehr überrascht wird, ist die Reaktion, die man erhält, nicht unbedingt jene, die man erstrebte.
    Aus der Nähe sah der Junge sogar noch jünger aus, als ich vermutet hatte; auf seinem Gesicht lag noch ein Hauch von weichem Babyspeck. Sein ganzer Körper war mit einer Zusatzschicht Fett unterlegt, die weder zu seinem Alter noch seinem Geschlecht passte, und wenn er die Finger nicht von den Süßigkeiten ließ, würde sich das Problem künftig noch verschlimmern. Das und eine bunte Auslage zahlreicher Pickel in unterschiedlichen Stadien zwischen Erblühen und Absterben ließen mich meine Einschätzung seines Alters auf kaum mehr als achtzehn Jahre revidieren. Ich hatte schon jüngere Ganoven gesehen, aber dieser Bursche passte nicht ins Bild.
    Sein Partner entsprach dem von mir geschätztem Alter, über die Fünfzig hinaus. Sein Hut war heruntergerutscht und enthüllte dichtes schmieriges Haar, das zu schwarz war, um echt zu sein. Über seine Wangen liefen zwei tiefe Furchen, die sich unzählige Male auf der spröden braunen Haut seines Halses wiederholten. Er erinnerte mich an Boris Karloff in Die Mumie , als hätte man sämtliches Wasser aus ihm gewrungen.
    Beide Männer zeigten erneut, dass sie über mich Bescheid wussten, und wieder bestand ihre Reaktion aus namenlosem Schrecken.
    Der Junge schrie los und begann sich zu wehren. Seine Beine versteiften sich, und er unternahm den löblichen Versuch, durch das Wagendach zu entschweben. Wäre der Leibhaftige persönlich aus einer Schwefelwolke neben ihm erschienen, hätte seine Reaktion nicht heftiger sein können.
    Sein Freund riss schockiert den Mund weit auf. Beiläufig bemerkte ich seine gelben Zähne und mehrere schwarze Füllungen. Er gab zusammenhanglose, panische Geräusche von sich, und sein Blick huschte wie irre durch das Wageninnere, als suche er etwas. Wie ich erkannte, suchte er nach einer Waffe, denn aus lauter Verzweiflung riss er sich einen Schuh vom Fuß und begann mit dem Absatz auf mich einzuhämmern. Damit war er nicht besonders erfolgreich. Der Junge zappelte, ich duckte mich, und er schlug ständig daneben. Wenn er einen gelegentlichen Treffer landete, dann meistens auf dem Bengel, und das erzeugte neues Schreckensgeheul.
    Lauter Radau in engen Räumen macht mich nervös,

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