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Jack Holborn unter den Freibeutern

Jack Holborn unter den Freibeutern

Titel: Jack Holborn unter den Freibeutern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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kann, Mister
    Trumpet.«
    »Guter Junge«, sagte er sehr erleichtert. »Denn wir schaffen niemals die Truhe über das Riff. Wir müssen nehmen, was wir tragen können, wie? Nehmen Sie
    also, was Sie wollen, meine Herren. Niemand soll sagen, ich wär’s gewesen, der euch hinderte – ah!« Er 100
    stieß plötzlich einen Schrei aus. »Sie ist da! Sie ist da!
    Oh! Gott im Himmel – sie ist noch da! Seht! Seht
    euch das an! Trumpets Traum! Die Weiße Lady!«
    Tief in der Truhe hatte er einen riesigen und glit-
    zernden Diamanten aufgestöbert, der einen so unge-
    wöhnlichen Glanz besaß, daß die ganze Kajüte davon
    zu leuchten schien. Er war nicht gefaßt, sondern lag wie ein glühendes Ei in Mister Trumpets zitternder
    Hand. Er beugte den Kopf darüber, daß er von sei-
    nem Licht fast geblendet sein mußte. Dies war die
    Weiße Lady.
    »Nehmt, was ihr wollt – außer diesem. Meine ge-
    liebte Weiße Lady!«
    »Laß sie hier!« sagte Mister Morris schroff. »Ich
    habe von diesem Stein gehört. Er bringt Unglück. Ist verflucht.«
    »Abergläubischer Narr!«
    »Sag, was du willst: ich spiele nicht mit dem
    Schicksal.«
    » Du spielst nicht mit dem Schicksal! Du allerdings nicht. Sie ist mein! Ich war’s, der auf diesem Schiff gefahren ist und von ihr geträumt hat. Ich war’s, der –«
    »– der gemeutert hat, um sie zu stehlen«, vollende-
    te der Kapitän. Mister Trumpet wandte sich ihm wü-
    tend zu, wollte schon etwas sagen, besann sich eines Besseren.
    »Jack«, sagte er, »such dir deine Steine aus. Dia-
    manten sind die wertvollsten, dann Rubine. Laß die
    mit den schweren Fassungen liegen, denn sie lohnen
    nicht das Tragen. Steck sie dir in die Taschen, Junge 101
    – aber nicht zu prall, sonst reiben sie dich beim Gehen wund.«
    Ich kniete neben ihm und begann mir Ringe und
    Broschen auszusuchen, als er lachte und den Kopf
    schüttelte.
    »Hier: laß mich helfen.«
    Sehr hurtig suchte er mir einen glitzernden Haufen
    aus, starrte scharfäugig in die Tiefe von jedem Juwel, das er gegen das Licht hielt. Weniger als eine Sekunde reichte für jedes: denn Mister Trumpet war offenbar ein Fachmann. Farbe schien ihm mehr zu sagen als
    Größe; er urteilte auch nach dem Gewicht. Die ein
    bläuliches Feuer zeigten, bekamen ein anerkennendes Knurren und landeten in meinem Haufen, andere
    warf er beiseite. Über einen hübschen grünen Stein, den ich haben wollte, schüttelte er den Kopf und
    zeigte mir einen Makel, den ich beim besten Willen
    nicht entdecken konnte.
    »Das genügt, um dich gut auf den Weg zu brin-
    gen«, sagte er und half mir, meinen Schatz in ein
    viereckiges Tuch zu binden, das er von der Koje ab-
    gerissen hatte. Denn ich hatte nur eine Hosentasche, und die war durch das fressende Meerwasser verfault.
    Eine Zeitlang hielten sich Mister Morris und der
    Kapitän zurück, aber dann sahen auch sie, daß es tö-
    richt war, sich gegen die gute Gelegenheit zu sträuben.
    Mister Morris schien auf gut Glück zu wählen, als
    wolle er mehr Mister Trumpet und mich bei Laune
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    halten, als sich selbst einen Gefallen tun, aber der Kapitän war sorgfältiger.
    Er nahm eine schöne Perlenkette und mehr farbige
    Steine als Diamanten, die er Mister Trumpet und mir überließ.
    »Sie könnten besser wählen, wissen Sie?« sagte
    Mister Trumpet, der ihm beim Aussuchen scharf
    beobachtet hatte.
    »Das hätten Sie einstmals auch tun sollen«, erwider-te der Kapitän. »Mit ihren geübten Augen und hervor-ragendem Urteil, Sie hätten besser wählen sollen …«
    »Mein hervorragendes Urteil wurde verworfen!
    Verworfen von – oh, bitte um Entschuldigung. Bitte
    um Entschuldigung. Nehmen Sie’s also –«
    Er hatte angefangen, etwas anderes zu sagen, als
    ihre suchenden Hände an einem Anhänger aus Dia-
    manten und Rubinen zusammentrafen. Sie ließen ihn
    beide sofort fallen, und ich bemerkte, daß dieser An-hänger, so schön er auch war, von keinem wieder aufgenommen wurde. Er wurde in der Kajüte der Espe-
    rance zurückgelassen, mit etwa einer Million Pfund
    an Geschmeide, das für uns vier zum Davontragen zu
    schwer war.

    Der Weg über die Klippen schien nicht mehr so klar
    wie vorher. Die Flut war gestiegen, während wir in
    die Kajüte stiegen, und jetzt gab es Lücken zwischen den Felsen. Was zuerst wie hundert Yards ausgesehen hatte, schien jetzt mehr als dreimal soviel und dazu noch scharf und tückisch.
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    Je mehr wir uns der Küste näherten, desto dichter
    waren die Felsen mit blutroten,

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