Jack Holborn unter den Freibeutern
Schiffskapitän fünfundzwanzig? Dreißig? Sogar fünfzig? Andererseits gebe ich Ih-171
nen zwanzig und schlage Sie nicht über den Schädel.
Das verspreche ich, Sir. Lassen Sie’s – oder nehmen Sie’s!«
»Sie sind ein harter Mann, Mister Thompson«,
seufzte Mister Trumpet mit halbem Lächeln. Mister
Thompson schien seinem Geschäftssinn zuzusagen.
»Ich hart? Aber, Sir! Nicht im mindesten! Sehen
Sie –«. Er stach mit seinem fetten gepolsterten Finger in seinen Unterarm, wo er in das schwammige Fleisch einsank. »Weich wie Butter. Zwanzig Pfund, Sir!«
Er hielt den Rubin gegen seine Lampe und bewun-
derte die schöne Farbe. Er sah Mister Trumpet aner-
kennend an. Dieser Herr brachte ihm keinen Schund.
»Könnten wir uns Ware nehmen, Mister Thomp-
son?«
»Suchen Sie sich aus.«
Also suchten wir aus: Kleidung. Keine sehr vor-
nehme, denn Mister Thompsons Sortiment be-
schränkte sich auf sehr gebrauchte Sachen, die un-
glücklichen Seeleuten und beraubten Passagieren ab-
gekauft waren und viele Zeichen schwankender
Mahlzeiten auf See trugen.
Aber wir kamen zu Rande, indem wir in Stapeln
hinter dem Ladentisch wühlten, bei welcher Beschäf-
tigung wir von Mister Thompson aus den Augenwin-
keln beobachtet wurden. Mister Trumpet traf es bes-
ser als ich, denn er staffierte sich recht gut mit einer grauen Hose und einem grünen Leibrock aus, an dem
noch die meisten vergoldeten Knöpfe vorhanden wa-
ren. Aber der »junge Herr« sah in Blau und Sahne-
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gelb, das für einen Größeren angefertigt war, etwas merkwürdig aus.
»Jetzt«, sagte Mister Trumpet schließlich, indem er sich in seiner neuen Eleganz aufrichtete, »wieviel für dies?«
Er brachte einen kleinen Smaragd zum Vorschein.
Mister Thompson sah kaum hin und sagte: »Zwei-
hundert Guineas, Sir.«
»Er ist aber weniger wert als der Rubin.«
Mister Thompson zuckte die elefantinen Schultern.
»Da hatte ich Glück, Sir. Ich kaufte den Rubin von
einem abgerissenen Bettler, der keine Wahl hatte.
Geld dringend brauchte. Armer Teufel: Sir! Den Sma-
ragd kaufte ich von einem Herrn, der in seiner feinen Schale anderswo hingehen könnte. Daher – zweihundert Guineas: Sir!
Vielleicht kriegen Sie woanders zweihundertund-
fünf? Aber das glaube ich nicht. Nicht in N-. Jetzt haben Sie, was Sie brauchen. Genug, um die Passage
zu bezahlen und in der Heimat den Rest der Juwelen
zu verkaufen, die Sie in Ihrem Leinenbeutel versteckt halten, Sir.
Ach, Sir, Sie werden reich sein. Und ein Gentle-
man. Ich hab’s gleich gewußt. Sobald ich den Rubin
erblickte, habe ich mir gesagt: ›Mister Thompson,
hier ist ein wahrer Gentleman, der nur ein bißchen
Geld braucht, um verwandelt zu werden. Mister
Thompson, du läßt ihn nur wenig für den ersten Stein haben, und er wird sich einkleiden und einen zweiten Versuch machen. Dann gib ihm mehr für den zweiten
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Stein, und er wird dich dafür achten. O ja, er wird bei sich denken: Obwohl Mister Thompson fett und
übelriechend ist und ein schwarzes Gesicht hat, weiß er doch von Grund auf Bescheid und ist ebenso ein
wahrer Gentleman wie ich.‹ Das habe ich mir gesagt: nicht wahr, Sir?«
Wir verbrachten den Rest der Nacht in Mister
Thompsons Laden, denn er hatte einen Riegel an der
Tür, und wir hatten Vertrauen zu ihm gefaßt. Wenn
er uns in der Nacht Juwelen gestohlen hat, dann
müssen es kleine gewesen sein, denn wir haben sie nie vermißt. Am Morgen setzte er uns ein Frühstück von
Obst und Eiern vor, wofür wir ihm einen halben
Schilling bezahlten – seiner Forderung entsprechend.
Wir fragten ihn nach der Sklavenversteigerung,
und er erwiderte, sie würde in der Mitte des Morgens veranstaltet und schnell zu Ende sein, denn es lägen nur zwei Schiffe im Hafen, die es beide eilig hätten, in See zu stechen.
»Die Fliegen … die armen Menschen werden ver-
rückt von den Fliegen …«
Mister Trumpet fragte ihn, ob er mitkommen wol-
le, aber: Nein, er werde nicht mit uns zum Korral gehen. Er sei einmal unglücklich gewesen … hätte einen Neffen (Kind seines Bruders) für sieben Pfund zehn
verloren. Hätte acht geboten, sei aber nicht gehört worden. Gentleman sagte, es sei falsch, wenn ein
Schwarzer für die eigene Rasse bietet: nicht eines
Gentlemans würdig. Und was schwebte uns vor?
Haussklaven – oder für das Land? Seht euch immer
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ihre Zähne an. Auf die kommt’s an. Keine Zähne,
kann nicht essen. Wird sehr bald dünn, stirbt. Rausgeworfenes
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