Jack Holborn
Trumpet, indem er jeden von uns fordernd anblickte.
»Zum Teufel damit!«
»Was sagst du, Jack?«
Ich sah und träumte, was ich mir davon kaufen konnte – wenn ich je zurückkehrte.
»Ich nehme soviel, wie ich tragen kann, Mister Trumpet.«
»Guter Junge«, sagte er sehr erleichtert. »Denn wir schaffen niemals die Truhe über das Riff. Wir müssen nehmen, was wir tragen können, wie? Nehmen Sie also, was Sie wollen, meine Herren. Niemand soll sagen, ich wär’s gewesen, der euch hinderte – ah!« Er stieß plötzlich einen Schrei aus. »Sie ist da! Sie ist da! Oh! Gott im Himmel – sie ist noch da! Seht! Seht euch das an! Trumpets Traum! Die Weiße Lady!«
Tief in der Truhe hatte er einen riesigen und glitzernden Diamanten aufgestöbert, der einen so ungewöhnlichen Glanz besaß, daß die ganze Kajüte davon zu leuchten schien. Er war nicht gefaßt, sondern lag wie ein glühendes Ei in Mister Trumpets zitternder Hand. Er beugte den Kopf darüber, daß er von seinem Licht fast geblendet sein mußte. Dies war die Weiße Lady.
»Nehmt, was ihr wollt – außer diesem. Meine geliebte Weiße Lady!«
»Laß sie hier!« sagte Mister Morris schroff. »Ich habe von diesem Stein gehört. Er bringt Unglück. Ist verflucht.«
»Abergläubischer Narr!«
»Sag, was du willst: ich spiele nicht mit dem Schicksal.«
» Du spielst nicht mit dem Schicksal! Du allerdings nicht. Sie ist mein! Ich war’s, der auf diesem Schiff gefahren ist und von ihr geträumt hat. Ich war’s, der –«
»– der gemeutert hat, um sie zu stehlen«, vollendete der Kapitän. Mister Trumpet wandte sich ihm wütend zu, wollte schon etwas sagen, besann sich eines Besseren.
»Jack«, sagte er, »such dir deine Steine aus. Diamanten sind die wertvollsten, dann Rubine. Laß die mit den schweren Fassungen liegen, denn sie lohnen nicht das Tragen. Steck sie dir in die Taschen, Junge – aber nicht zu prall, sonst reiben sie dich beim Gehen wund.«
Ich kniete neben ihm und begann mir Ringe und Broschen auszusuchen, als er lachte und den Kopf schüttelte.
»Hier: laß mich helfen.«
Sehr hurtig suchte er mir einen glitzernden Haufen aus, starrte scharfäugig in die Tiefe von jedem Juwel, das er gegen das Licht hielt. Weniger als eine Sekunde reichte für jedes: denn Mister Trumpet war offenbar ein Fachmann. Farbe schien ihm mehr zu sagen als Größe; er urteilte auch nach dem Gewicht. Die ein bläuliches Feuer zeigten, bekamen ein anerkennendes Knurren und landeten in meinem Haufen, andere warf er beiseite. Über einen hübschen grünen Stein, den ich haben wollte, schüttelte er den Kopf und zeigte mir einen Makel, den ich beim besten Willen nicht entdecken konnte.
»Das genügt, um dich gut auf den Weg zu bringen«, sagte er und half mir, meinen Schatz in ein viereckiges Tuch zu binden, das er von der Koje abgerissen hatte. Denn ich hatte nur eine Hosentasche, und die war durch das fressende Meerwasser verfault.
Eine Zeitlang hielten sich Mister Morris und der Kapitän zurück, aber dann sahen auch sie, daß es töricht war, sich gegen die gute Gelegenheit zu sträuben.
Mister Morris schien auf gut Glück zu wählen, als wolle er mehr Mister Trumpet und mich bei Laune halten, als sich selbst einen Gefallen tun, aber der Kapitän war sorgfältiger.
Er nahm eine schöne Perlenkette und mehr farbige Steine als Diamanten, die er Mister Trumpet und mir überließ.
»Sie könnten besser wählen, wissen Sie?« sagte Mister Trumpet, der ihm beim Aussuchen scharf beobachtet hatte.
»Das hätten Sie einstmals auch tun sollen«, erwiderte der Kapitän. »Mit ihren geübten Augen und hervorragendem Urteil, Sie hätten besser wählen sollen …«
»Mein hervorragendes Urteil wurde verworfen! Verworfen von – oh, bitte um Entschuldigung. Bitte um Entschuldigung. Nehmen Sie’s also –«
Er hatte angefangen, etwas anderes zu sagen, als ihre suchenden Hände an einem Anhänger aus Diamanten und Rubinen zusammentrafen. Sie ließen ihn beide sofort fallen, und ich bemerkte, daß dieser Anhänger, so schön er auch war, von keinem wieder aufgenommen wurde. Er wurde in der Kajüte der Esperance zurückgelassen, mit etwa einer Million Pfund an Geschmeide, das für uns vier zum Davontragen zu schwer war.
Der Weg über die Klippen schien nicht mehr so klar wie vorher. Die Flut war gestiegen, während wir in die Kajüte stiegen, und jetzt gab es Lücken zwischen den Felsen. Was zuerst wie hundert Yards ausgesehen hatte, schien jetzt mehr als dreimal
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