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Jack Holborn

Jack Holborn

Titel: Jack Holborn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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Schultern.
    »Da hatte ich Glück, Sir. Ich kaufte den Rubin von einem abgerissenen Bettler, der keine Wahl hatte. Geld dringend brauchte. Armer Teufel: Sir! Den Smaragd kaufte ich von einem Herrn, der in seiner feinen Schale anderswo hingehen könnte. Daher – zweihundert Guineas: Sir!
    Vielleicht kriegen Sie woanders zweihundertundfünf? Aber das glaube ich nicht. Nicht in N-. Jetzt haben Sie, was Sie brauchen. Genug, um die Passage zu bezahlen und in der Heimat den Rest der Juwelen zu verkaufen, die Sie in Ihrem Leinenbeutel versteckt halten, Sir.
    Ach, Sir, Sie werden reich sein. Und ein Gentleman. Ich hab’s gleich gewußt. Sobald ich den Rubin erblickte, habe ich mir gesagt: ›Mister Thompson, hier ist ein wahrer Gentleman, der nur ein bißchen Geld braucht, um verwandelt zu werden. Mister Thompson, du läßt ihn nur wenig für den ersten Stein haben, und er wird sich einkleiden und einen zweiten Versuch machen. Dann gib ihm mehr für den zweiten Stein, und er wird dich dafür achten. O ja, er wird bei sich denken: Obwohl Mister Thompson fett und übelriechend ist und ein schwarzes Gesicht hat, weiß er doch von Grund auf Bescheid und ist ebenso ein wahrer Gentleman wie ich.‹ Das habe ich mir gesagt: nicht wahr, Sir?«
    Wir verbrachten den Rest der Nacht in Mister Thompsons Laden, denn er hatte einen Riegel an der Tür, und wir hatten Vertrauen zu ihm gefaßt. Wenn er uns in der Nacht Juwelen gestohlen hat, dann müssen es kleine gewesen sein, denn wir haben sie nie vermißt. Am Morgen setzte er uns ein Frühstück von Obst und Eiern vor, wofür wir ihm einen halben Schilling bezahlten – seiner Forderung entsprechend.
    Wir fragten ihn nach der Sklavenversteigerung, und er erwiderte, sie würde in der Mitte des Morgens veranstaltet und schnell zu Ende sein, denn es lägen nur zwei Schiffe im Hafen, die es beide eilig hätten, in See zu stechen.
    »Die Fliegen … die armen Menschen werden verrückt von den Fliegen …«
    Mister Trumpet fragte ihn, ob er mitkommen wolle, aber: Nein, er werde nicht mit uns zum Korral gehen. Er sei einmal unglücklich gewesen … hätte einen Neffen (Kind seines Bruders) für sieben Pfund zehn verloren. Hätte acht geboten, sei aber nicht gehört worden. Gentleman sagte, es sei falsch, wenn ein Schwarzer für die eigene Rasse bietet: nicht eines Gentlemans würdig. Und was schwebte uns vor? Haussklaven – oder für das Land? Seht euch immer ihre Zähne an. Auf die kommt’s an. Keine Zähne, kann nicht essen. Wird sehr bald dünn, stirbt. Rausgeworfenes Geld. Aber vielleicht machen sich reiche Herren nichts daraus, Geld rauszuwerfen?
    Als wir sagten, es sei ein weißer Mann, den wir wollten, ein Freund von uns, nickte er und sagte, es sei ein schöner Zweck zum Geldausgeben: »Einen Freund kaufen … kommt nicht oft vor … aber vielleicht seien wir sogar dafür reich genug? Aber immer die Zähne ansehen. Schwarz oder weiß, auf die Zähne kommt’s an. Kein Sinn, einen Freund zu kaufen, der angefault ist und auf dem Heimweg zugrunde geht …«
    Bevor wir gingen, gab er uns den besten Rat: »Nicht zu erpicht, Sirs. Gebt euch den Anschein, als würdet ihr ihn auch zum höher Bietenden gehen lassen. Denn die betrügen euch, das werden die Araber. Keine echten Gentlemen. Laßt es sein: Ach was, mehr ist er mir nicht wert. Bedauern, Gentlemen. Ein Freund ist ein Freund, aber Geld ist Geld. Nehmt ihn euch. Mir bricht das Herz, aber nicht die Tasche. Laßt sie denken, daß ihr hartgesotten seid. Das wird ihnen Respekt abnötigen, Sirs.
    Und wenn es gegen euch entschieden wird – denn ich kann sehen, daß der junge Herr vielleicht allzu versessen ist – macht euch keine Gedanken. Macht’s das nächste Mal besser. Ein Freund verloren: Geld gespart. Denkt daran: kriegt vielleicht nächstes Mal einen besseren Freund – billiger. Lernt aus der Erfahrung.«
    Er lächelte Mister Trumpet zu: »Wir wissen Bescheid, wie? Sir! Haben Sie ein Auge auf den jungen Herrn. Und kommen Sie wieder, wenn’s fertig ist. Wenn Sie etwas gekauft haben, wird ihn Mister Thompson preiswert ausstatten. Und wenn ihr unglücklich gewesen seid, wird Mister Thompson trösten. Sehr tröstlich, Mister Thompson.«
    Wir gingen daher in der Mitte des Morgens von Mister Thompson zu den schwitzenden Massen und dem fliegenbeschmutzten Sonnenschein von N-. wo Seeleute und Passagiere der beiden Schiffe im Hafen neugierig umherwanderten und sich am schlimmsten Ort der Welt satt sahen: sich fragten, wieviel sie für

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