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Jack Holborn

Jack Holborn

Titel: Jack Holborn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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– der zu leicht befunden wird.«
    »Ich vergesse nicht und werde nicht vergessen, und auch Sie werden diesen gefährlichen Morgen nicht vergessen. Nie werden Sie ihn vergessen.«
    »Weil Sie mich vergessen haben?«
    »Hören Sie, Mann: wenn ich Sie auch nur einmal gesehen hätte – vor zwanzig Jahren –, würde ich mich entsinnen. Nicht, weil Ihr Gesicht sich besonders einprägt, sondern weil mein Gedächtnis ausgezeichnet ist. Es wäre mir ebenso unmöglich zu vergessen, wie es unmöglich ist, daß dieses überaus böse Komplott gelingt. Verstehen Sie? Sie sind gescheitert. Gescheitert!«
    Darauf breitete mit einer letzten Geste Mister Trumpet seine Arme weit aus – und wandte sich zur Anklagebank.
    »Lord Sheringham.«
    »Ja –?« Sie antworteten zugleich: aber Mister Trumpet ließ sich nicht beirren. »Wenn der Mann auf dem Richterstuhl das wäre, wofür er sich ausgibt, was hätte er antworten sollen?«
    »Ruhe! Ruhe! Ich befehle Ihnen zu schweigen.«
    »Genug jetzt! Fluch über dich – genug jetzt!« Lord Sheringhams Stimme durchschnitt die Luft wie eine Peitsche – dann erwiderte er Mister Trumpet: »Er hätte antworten sollen, daß er Sie doch schon einmal gesehen hat, Mister Solomon Trumpet.«
    »Wo – und wann?«
    »Haben Sie sich das überlegt? Sind Sie sicher? Das ist ein großes Opfer.«
    »Für eine große Sache, mein Lord.«
    »Mag sein – mag sein –«, er hielt inne. »Er hätte Sie in eben diesem Gerichtssaal gesehen.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Jahren.«
    »Der Anlaß?«
    »Als Sie wegen Verbrechen gerichtet wurden, die Betrug in sieben Fällen betrafen. Sie wurden für schuldig befunden und zur Deportation verurteilt.«
    Ein Schrei erklang aus der Mitte der Anwälte. Mister Gracechurch war aus seinem Schlaf der Schande erwacht. Er erinnerte sich: o ja – Solomon Trumpet – siebenmal Betrug – genial – gut erinnert!
    Dann sprangen fünf oder sechs andere – Anwälte, Schreiber – auf die Beine. Sie erinnerten sich. Jetzt erinnerten sie sich. Solomon Trumpet, der große Betrüger – von Lord Sheringham gerichtet. Wer konnte es vergessen? Ja wer? Nur der Mann, der nicht dagewesen war, der Mann auf dem Richterstuhl: der falsche Richter!
     
    Einen Augenblick sah ich noch, wie er sich mit seiner Wut durchsetzen wollte, ich sah, wie die Wachen still die Anklagebank verließen und sich zum Richter hinbewegten. Ich sah, wie sich der Schreiber von seinem plötzlich vernichteten Herrn zurückzog – und sah Gerichtsdiener, die alle denkbaren Fluchtwege abschnitten. Ich sah den schlimmen Mann wie rasend um sich schauen, als wolle er aus der Welt entspringen. Vergebens versuchte ich, seinen Blick zu erhaschen, aber seine Blicke waren zu sehr ins Weite gerichtet.
    Dann schien er zu verschwinden, als sei er tatsächlich aus der Welt gesprungen wie ein fabelhaftes Ungetüm mit großer flatternder Robe. Denn bei meinem nächsten Blick zur Richterbank fand ich sie leer. Die Wachen müssen ihn ergriffen und abgeführt haben. Es war vorüber, und wir hatten gewonnen.

XXV
    Das war ein Tumult! Zwanzig Minuten lang war es unmöglich, sich Gehör zu verschaffen. Alte Herren sprangen auf und nieder, um über ihre Nachbarn zu sehen. Schimpfen und Schreien, wenn sie auf Füßen landeten, die nicht ihnen gehörten. Dann: »Hoch soll er leben!« das sich über den Sturm des Getöses erhob.
    Wer soll hochleben? Warum? Mister Trumpet! Lord Sheringham! Jack Holborn! Tom Furnish! Mister Gracechurch – und ein paar Dutzend andere, die sich irgendwie in den allgemeinen Jubel eingeschmuggelt hatten.
    Außerdem wurden einige hölzerne Pfosten zersplittert, und lange danach erhielt Lord Sheringham eine Rechnung dafür: Für die Reparatur von Geländer im Gerichtssaal, beschädigt bei Gelegenheit des Triumphes Eurer Lordschaft: Zwei Pfund zehn.
    Der Triumph Seiner Lordschaft. Das war’s in der Tat. Und in Anbetracht der Umstände überstand er’s großartig.
    Im Gerichtssaal hatte er offensichtlich große Schwierigkeiten, die Freudentränen zurückzuhalten, daß alles so gut gegangen war. Und diese Bemühung verlieh ihm eine Art Größe, die einen tief beeindruckte. Als wir dann schließlich in seiner Kutsche saßen – der lieblich duftenden Sheringham-Kutsche, die uns zur Dover Street fuhr – schüttelte er jedem von uns feierlich die Hand mit einem:
    »Ich danke Ihnen, Mister Solomon Trumpet: ich danke Ihnen, Sir. Und ich danke auch dir, Master Jack Holborn: ich danke dir für alles, Sir.«
    Er nannte mich

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