Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
kam eine junge Frau mit blondgebleichtem Haar, entschlossener Miene und einem Mikrofon auf uns zu, gefolgt von einem Kameramann. Sie hielt das Mikrofon an ihren eigenen Mund und fragte: »Weshalb ist das FBI heute hier?«
    Dann hielt sie es in Erwartung einer Antwort direkt unter mein Kinn. Ich öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Ich hatte keine Ahnung, wieso sie ausgerechnet auf mich verfallen war, doch dann begriff ich, dass es an meinem Hemd lag.
    »Diese Frage werde ich beantworten«, sagte Backus schnell, und das Mikrofon wanderte zu seinem Kinn. »Wir kamen auf Bitten der Polizei von Phoenix, um eine Routine-Untersuchung des Toten vorzunehmen und über Einzelheiten des Falles informiert zu werden. Wir gehen davon aus, dass unsere Arbeit damit erledigt ist. Weitere Fragen sollten an die örtliche Polizei gerichtet werden. Darüber hinaus habe ich nichts zu sagen, vielen Dank.«
    »Aber Sie sind überzeugt, dass Detective Orsulak einem Mord zum Opfer gefallen ist?«, beharrte die Reporterin.
    »Tut mir Leid«, sagte Backus. »Sie müssen Ihre Fragen der Polizei von Phoenix stellen.«
    »Und Ihr Name ist?«
    »Den möchte ich hier heraushalten, vielen Dank.«
    Er schob sich an ihr vorbei und stieg in einen der Wagen. Ich folgte Walling zu dem anderen. Wenige Minuten später befanden wir uns auf der Rückfahrt nach Phoenix. »Machen Sie sich Sorgen?«, fragte Walling.
    »Worüber?«
    »Über die Exklusivität Ihrer Story.«
    »Ein bisschen. Aber ich hoffe, sie ist wie die meisten Fernseh-Reporterinnen.«
    »Und wie sind die?«
    »Sie haben weder Informanten noch Verstand. Wenn das auf die hier auch zutrifft, dann habe ich nichts zu befürchten.«
26
    Das Field Office befand sich im Gebäude des Bundesgerichts an der Washington, nur ein paar Blocks von der Polizeizentrale entfernt, wo wir am folgenden Tag erneut mit den örtlichen Cops Zusammentreffen wollten. Als wir Mize und Matuzak den gebohnerten Korridor entlang zu einem Konferenzraum folgten, spürte ich bei Rachel eine gewisse Ungeduld, und ich glaubte den Grund dafür zu kennen. Weil sie mit mir gefahren war, hatte sie nicht hören können, was Thompson bei der Untersuchung der Leiche entdeckt hatte. Der Konferenzraum war wesentlich kleiner als der, in dem wir in Quantico gesessen hatten. Als wir eintraten, hatten sich Backus und Thompson bereits am Tisch niedergelassen. Backus telefonierte. Bei unserem Erscheinen deckte er die Sprechmuschel ab und sagte - an Matuzak und Mize gewandt: »Jungs, ich muss ein paar Minuten allein mit meinen Leuten reden. Ihr könntet uns vielleicht inzwischen ein paar Wagen besorgen. Außerdem müssen für uns Zimmer reserviert werden. Sechs Zimmer, wie es aussieht.«
    Die beiden Cops sahen sich an, als hätten sie gerade von ihrer Degradierung erfahren. Doch sie nickten verdrossen und verließen das Zimmer. Ich wusste nicht, ob ich bleiben durfte oder gleichfalls verschwinden sollte, da ich ja im Grunde nicht zu Backus’ Leuten gehörte.
    »Jack, Rachel, setzt euch«, sagte Backus. »Lasst mich eben mein Gespräch beenden, dann kann James euch sagen, was er herausgefunden hat.«
    Wir nahmen Platz und hörten dem einseitigen Telefongespräch zu. Offensichtlich erhielt Backus irgendwelche Nachrichten. Nicht alle schienen etwas mit den Ermittlungen in Sachen Poet zu tun zu haben.
    »Okay, was ist mit Gordon und Carter?«, fragte er schließlich, nachdem sein Gesprächspartner anscheinend alles ausge richtet hatte. »Wann kommen sie hier an? So spät? Verdammt. Okay, hören Sie zu, drei Dinge. Rufen Sie Denver an, sie sollen sich dort das Beweismaterial im McEvoy-Fall noch einmal genau anschauen. Sagen Sie ihnen, sie sollen die Innenseiten seiner Handschuhe auf Blut untersuchen. Wenn sie tatsächlich Blut finden, sollen sie Vorbereitungen für eine Exhumierung treffen ... richtig. Wenn es ein Problem gibt, rufen Sie mich unverzüglich an. Zum Zweiten sollen sie sich auch erkundigen, ob die Polizei Abstriche vom Mund des Opfers gemacht hat, und wenn ja, sollen sie alles nach Quantico schicken. Das gilt für sämtliche Fälle. Das Dritte ist, dass James Thompson von hier aus ein FedEx-Päckchen ans Labor schicken wird. Sobald es eintrifft, brauchen wir eine sofortige Substanz-Identifizierung. Das Gleiche gilt für Denver, wenn sie Abstriche haben. Sonst noch etwas? Für wann ist die Konferenzschaltung mit Brass vorgesehen? Okay, dann reden wir weiter.«
    Er legte den Hörer auf und sah uns an. Ich wollte fragen, was er

Weitere Kostenlose Bücher