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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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voneinander vernommen. Sie sagten, sie hätten den Mann, der den Mustang am Bordstein vor Sunshine Acres abgestellt hatte, nicht zu Gesicht bekommen und nur blitzschnell das Radio herausgeholt. Sie hatten nicht einmal einen Blick auf das Nummernschild geworfen und wussten nicht, ob der Wagen überhaupt in Arizona zugelassen war.
    Während Rachel den Rest des Nachmittags mit Schreibarbeiten verbrachte und Informationen über den Wagen zusammenstellte, die an sämtliche Field Offices übermittelt werden sollten, gab Matuzak die Seriennummer des Autoradios in den Fahrzeug-Zentralcomputer in Washington, D. C., ein. Dann brachte er das Radio selbst zur Untersuchung ins Labor. Thompson hatte den Tyrell-Brüdern vorher die Fingerabdrücke abgenommen.
    Im Labor fand man an dem Gerät keine brauchbaren Fingerabdrücke außer denen, die die Tyrells hinterlassen hatten. Aber die Seriennummer war ein Volltreffer. Sie führte zu einem 1994er blassgelben Mustang, der auf die Hertz Corporation zugelassen war.
    Daraufhin fuhren Matuzak und Mize sofort zum Sky Harbor International, um die Spur des Wagens weiterzuverfolgen.
    Die Agenten im Field Office waren bester Stimmung. Rachel hatte ihnen etwas geliefert. Es gab keinerlei Garantie, dass der Fahrer des Mustang der Poet gewesen war. Aber die Zeit, während der er vor dem Sunshine Acres gestanden hatte, entsprach genau der Zeitspanne, in der Orsulak ermordet worden war. Und dann war da schließlich noch die Tatsache, dass der Einbruch nicht angezeigt worden war. Das alles fügte sich zu einer möglichen Spur zusammen. Ein wichtiger Fortschritt. Wir schienen ein Stückchen näher an ihm dran, wir rückten weiter vor.
    Den größten Teil des Nachmittages hielt ich mich abseits und schaute Rachel bei der Arbeit zu.
    »Macht es Ihnen Spaß, mich zu beobachten?«, fragte sie irgendwann.
    »Sie leisten gute Arbeit. Es ist immer interessant, so jemanden zu beobachten.«
    »Danke. Ich habe einfach Glück gehabt.«
    »Ich habe das Gefühl, dass Sie ziemlich oft Glück haben.«
    Am Ende des Tages las Backus eine Kopie der Meldung, die sie hinausgeschickt hatte. Seine Augen verengten sich zu zwei schwarzen Murmeln.
    »Ich frage mich, ob er sich absichtlich für diesen Wagen entschieden hat«, sagte er. »Für einen blassgelben Mustang.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    Rachel nickte. Sie wusste die Antwort.
    »Die Bibel«, sagte Backus. »Und ich sah ein fahles Pferd, und der darauf saß, des Name hieß Tod.«
    »Und die Hölle folgte ihm nach«, beendete Rachel das Zitat.
    Am Sonntagabend liebten wir uns wieder, und sie schien sogar noch hingebungsvoller zu sein, noch stärker nach Intimität zu verlangen. Wenn sich einer von uns zurückhielt, dann war ich es. Obwohl ich mir in diesem Moment nichts auf der Welt mehr wünschte, als mich den Gefühlen hinzugeben, die ich für sie empfand, war ein leises Wispern im Hintergrund meines Bewusstseins doch laut genug, um ihre Motive in Frage zu stellen. Vielleicht war es die Folge meines eigenen, nicht sonderlich gefestigten Selbstbewusstseins, aber ich konnte nicht anders, ich musste auf diese Stimme hören. Sie sagte mir, dass es ihr ebenso sehr darum ging, ihrem Ex-Mann wehzutun, wie mich und sich zu befriedigen. Die Stimme bewirkte, dass ich mir schuldig und unehrlich vorkam.
    Als wir einander hinterher in den Armen hielten, flüsterte sie mir zu, dass sie diesmal bis zum Morgen bleiben würde.
31
    Das Telefon riss mich aus einem gesunden Schlaf. Ich schaute mich verwirrt um. Mein Blick fiel auf Rachel.
    »Melde dich«, sagte sie gelassen. »Das ist dein Zimmer.«
    Das Wachwerden schien ihr bei weitem nicht so schwer zu fallen wie mir. Einen Moment lang hatte ich sogar das Gefühl, dass sie bereits nicht mehr geschlafen, sondern mich betrachtet hatte, als das Telefon läutete.
    Ich hob den Hörer ab. Gleichzeitig sah ich, dass es der Uhr auf dem Nachttisch zufolge Viertel nach sieben war.
    »Ja?«
    »Geben Sie mir Walling an den Apparat.«
    Ich erstarrte. Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte sie in meinem benommenen Kopf nicht unterbringen.
    »Sie haben das falsche Zimmer. Sie ist in ...«
    »Quatschen Sie nicht dumm herum, Sie Schreiberling. Ich will mit ihr sprechen.«
    Ich deckte die Sprechmuschel mit der Hand ab und drehte mich zu Rachel um.
    »Es ist Thorson. Er sagt, er weiß, dass du da bist - hier.«
    »Gib mir den Hörer«, sagte sie wütend und riss ihn mir aus der Hand.
    »Was willst du?«
    Es folgte eine

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