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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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woher diese Faszination am Morbiden bei Ihnen kommt, aber ich spiele da nicht mit. Ich lege jetzt auf, Jack, und ich möchte nicht...«
    »Einen Moment! Wieso Faszination am Morbiden? Ich versuche etwas herauszufinden, was Ihren Leuten entgangen ist! Haben Sie heute mit Clearmountain über den Computer gesprochen? Über das PTL Network?«
    »Ja, er hat mich über alles informiert. Was hat das mit einer Packung Kondome zu tun?«
    Ich registrierte, dass er meine Frage damit unabsichtlich beantwortet hatte. Ich hatte nämlich keine Packung erwähnt.
    »Wussten Sie, dass am frühen Sonntagmorgen von Thorsons Zimmer aus ein Anruf beim PTL Network erfolgt ist?«
    »Das ist ja absurd! Und woher, zum Teufel, wollen Sie das wissen?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Als ich aus diesem Hotel auszog, glaubte der Mann an der Rezeption, ich sei auch ein Agent. Genau wie dieser Reporter bei dem Bestattungsinstitut. Erinnern
    Sie sich? Er händigte mir die Hotelrechnungen aus, damit ich sie Ihnen und Ihren Leuten mitbringen konnte. Wollte damit die Zeit sparen, sie zur Post zu bringen.«
    Auf dieses Geständnis folgte ein langes Schweigen.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Hotelrechnungen gestohlen haben?«, fragte Backus schließlich.
    »Ich will damit sagen, was ich eben gesagt habe. Sie wurden mir ausgehändigt. Und auf Thorsons Rechnung waren sowohl ein Anruf bei Michael Warren als auch einer bei PTL aufgeführt. Und das ist merkwürdig, da angeblich bis heute niemand eine Ahnung von PTL hatte.«
    »Ich schicke jemanden zu Ihnen, damit er diese Rechnungen abholt.«
    »Die Mühe können Sie sich sparen. Ich habe sie nicht mehr. Sie wurden in Hollywood aus meinem Zimmer gestohlen. Sie haben einen Fuchs im Hühnerstall, Bob.«
    Ich hörte, wie er den Atem ausstieß, und es klang müde und resigniert.
    »Es gab eine Packung mit Kondomen. Sie war nicht angebrochen. So, und worauf wollen Sie nun hinaus?«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Mit den übrigen Sachen in einem versiegelten Karton. Er wird morgen zusammen mit seinem Leichnam nach Virginia zurückgeschickt.«
    »Wo ist dieser versiegelte Karton?«
    »Hier in meinem Büro.«
    »Bitte, öffnen Sie ihn, Bob. Sehen Sie sich die Packung an, stellen Sie fest, ob sie mit einem Preis ausgezeichnet ist oder ob sich sonst wie feststellen lässt, wo er sie herhatte.«
    Während ich den Geräuschen dieser Aktion lauschte, trat mir wieder das Bild vor Augen, wie Thorson den Korridor entlangkam.
    »So, ich habe sie«, sagte Backus schließlich. »Sie steckten in einer Tüte von einem Drugstore.«
    Ich spürte, wie mein Herz einen Satz tat. Wieder ein knisterndes Geräusch. Er öffnete die Tüte.
    »Scottsdale Drugs«, sagte er mit einer Stimme, der anzuhören war, dass er sich um Geduld bemühte. »Vierundzwanzig Stunden geöffnet. Schachtel mit zwölf Kondomen, neun Dollar fünfundneunzig. Wollen Sie die Marke auch noch wissen, Jack?«
    Ich ignorierte seinen Sarkasmus, aber seine Frage brachte mich auf eine Idee für später.
    »Ist eine Quittung dabei?«
    »Ich habe sie Ihnen gerade vorgelesen.«
    »Was ist mit Datum und Uhrzeit, stehen die auch darauf? Die meisten Kassen verzeichnen sie auf der Quittung.«
    Schweigen. So lange, dass ich am liebsten laut geschrien hätte.
    »Sonntagmorgen, 0.45 Uhr.«
    Ich schloss die Augen. Während Thorson eine Schachtel Kondome gekauft hatte, von denen er nicht eines gebrauchen sollte, war jemand in seinem Zimmer gewesen und hatte telefoniert.
    »Es bedeutet, dass alles Lüge ist.«
    Ich öffnete die Augen und nahm den Hörer vom Ohr. Er sah aus, als sei er ein an meiner Hand befestigter Fremdkörper. Ich ließ ihn langsam auf die Gabel sinken.
    Bledsoe war noch in seinem Büro und meldete sich beim ersten Klingeln.
    »Dan, hier ist noch einmal Jack.«
    »Jack Mac, was liegt an?«
    »Erinnern Sie sich an das Bier, das Sie mir spendieren wollten? Mir ist etwas eingefallen, was Sie stattdessen für mich tun könnten.«
    »Schießen Sie los.«
    Ich erklärte ihm, was ich von ihm wollte, und er zögerte nicht eine Sekunde, nicht einmal, als ich ihm sagte, dass er es gleich erledigen müsse. Er sagte, er könne mir keine Ergebnisse versprechen, würde mich aber auf jeden Fall so bald wie möglich zurückrufen.
    Ich dachte über den ersten Anruf aus Thorsons Zimmer nach. Er war an die Zentrale in Quantico gegangen. Seinerzeit im Flugzeug war mir das nicht merkwürdig vorgekommen. Doch jetzt wunderte ich mich. Weshalb sollte jemand mitten in der Nacht die

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