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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie das kleine Missverständnis.< Ich finde, Sie sollten nach Quantico zurückkehren und Ihre Nummer noch ein bisschen üben.«
    Ich ging um sie herum und steuerte auf die Telefonzelle zu. Ich nahm den Hörer von der Gabel, aber die Leitung war tot. Ich ließ mir nichts anmerken.
    Sie beobachtete mich. Ich wählte die Nummer der Auskunft.
    »Ich brauche die Nummer eines Taxi-Unternehmens«, sagte ich zu niemandem.
    Ich ließ einen Vierteldollar in den Schlitz fallen und wählte eine weitere Nummer. Dann las ich den Standort des Telefons ab und bat um ein Taxi. Schließlich legte ich auf und drehte mich um. Agent Walling stand dicht hinter mir. Sie langte an mir vorbei und nahm den Hörer ab. Nachdem sie ihn eine Sekunde lang ans Ohr gehalten hatte, lächelte sie leicht und legte wieder auf. Sie deutete auf das Kabel. Es war durchgetrennt und die einzelnen Drähte zu einem Knoten zusammengebunden.
    »Sie sollten Ihre Nummer auch noch ein bisschen üben.«
    »Na schön. Hauptsache, Sie lassen mich in Ruhe.«
    Ich sah mich um auf der Suche nach einem weiteren Telefon. Es war nirgendwo eins zu sehen.
    »Hören Sie, was hätte ich denn sonst tun sollen?«, fragte sie. »Ich muss erfahren, was Sie wissen.«
    Ich fuhr herum.
    »Warum haben Sie mich dann nicht einfach gefragt? Weshalb mussten Sie ... versuchen, mich zu demütigen?«
    »Sie sind Reporter, Jack. Wollen Sie etwa behaupten, Sie hätten so ohne weiteres Ihre Akten geöffnet und mich hineinschauen lassen?«
    »Vielleicht.«
    »Den Tag, an dem einer von euch so etwas tut, müsste man im Kalender rot anstreichen. Sehen Sie sich doch Warren an! Er ist nicht einmal mehr Reporter und hat sich trotzdem so verhalten, als wäre er einer. Das steckt im Blut.«
    »Da Sie gerade von Blut sprechen - hier steht mehr auf dem Spiel als nur eine Story. Sie wissen nicht, wie ich reagiert hätte, wenn Sie sich mir wie ein menschliches Wesen genähert hätten.«
    »Okay«, sagte sie leise. »Das gebe ich zu.«
    Nach einer Weile sprach sie weiter.
    »Also, was nun? Sie haben mich ertappt und haben jetzt zwei Möglichkeiten. Ich muss wissen, was Sie wissen. Entweder Sie erzählen es mir, oder Sie fahren nach Hause. Wenn Sie Letzteres tun, ziehen wir beide den Kürzeren. Und Ihr Bruder auch.«
    Sie hatte mich geschickt in eine Ecke getrieben, und ich wusste es. Aus Prinzip hätte ich mich aus dem Staub machen sollen. Aber ich konnte es nicht. Trotz allem, was geschehen war. Ich mochte sie. Ich ging schweigend auf den Wagen zu, stieg ein und warf ihr durch die Windschutzscheibe einen Blick zu. Sie nickte kurz und ging rasch zur Fahrerseite. Nachdem sie ebenfalls eingestiegen war, wandte sie sich mir zu und streckte mir die Hand entgegen.
    »Rachel Walling.«
    Ich ergriff sie.
    »Jack McEvoy.«
    »Ich weiß. Schön, Sie kennen zu lernen.« »Ganz meinerseits.«
20
    Zum Beweis, dass sie es ehrlich meinte, begann Rachel Walling  zu erzählen - nachdem sie mir das Versprechen abgenommen  hatte, dass unser Gespräch inoffiziell blieb, bis ihr Vorgesetzter  entschieden hatte, in welchem Maße das FBI mit mir zusammenarbeiten würde. Wenn überhaupt. Es machte mir nichts aus, ihr das zu versprechen, weil ich wusste, dass ich sehr gute Karten hatte. Ich hatte bereits eine Story, und das FBI würde! wahrscheinlich nicht wollen, dass sie schon jetzt publiziert wurde. Ich war überzeugt, dass ich damit am längeren Hebel saß.
    In der halben Stunde, während der wir uns auf dem Freeway  langsam nach Süden in Richtung Quantico bewegten, erzählte  sie mir, was das FBI in den letzten achtundzwanzig Stunden unternommen hatte. Nathan Ford von der Law Enforcement Foundation hatte sie am Donnerstag um drei Uhr angerufen und über meinen Besuch in der Foundation informiert, und natürlich über die Ergebnisse meiner eigenen Ermittlungen bis zu jenem Zeitpunkt und mein Ersuchen, die Selbstmordakten einzusehen. Walling hieß seine Entscheidung, mir den Zugang zu den Akten zu verwehren, gut und informierte Bob Backus, ihren direkten Vorgesetzten. Backus wies sie an, sofort hinsichtlich der Behauptungen, die ich bei meinem Treffen mit Ford aufgestellt hatte, zu ermitteln. Zu diesem Zeitpunkt hatte das FBI weder von der Polizei in Denver noch der in Chicago irgendeine Nachricht bekommen. Walling klinkte sich in das Computersystem der Behavioral Science Services ein, das direkt mit dem System der Foundation verbunden war.
    »Im Grunde führte ich die gleiche Suche durch, die Warren für Sie angestellt

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