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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bruder, wenn Sie dieses Gespräch führen. Ihr Chef wird es vermutlich nicht tun.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen, halten Sie mir keine Vorträge über meinen Bruder und meine Motive. Weil Sie nämlich nicht die geringste Ahnung von mir oder ihm haben oder davon, wie ich darüber denke.«
    »Zugegeben.«
    Wir fuhren abermals ein paar Minuten in völligem Schweigen. Mein Zorn ließ ein wenig nach, und ich fragte mich, ob ich zu grob gewesen war. Schließlich war es ihr Bestreben, diesen Menschen dingfest zu machen, der jetzt >Der Poet< genannt wurde, genau wie meins.
    »Entschuldigen Sie den Vortrag«, sagte ich. »Ich bin immer noch der Ansicht, dass wir uns gegenseitig helfen können. Wir könnten Zusammenarbeiten und diesen Kerl erwischen.«
    »Ich weiß nicht recht«, erwiderte sie. »Sie haben Recht, ich weiß nicht, was Sie denken. Ich kenne Sie nicht, und ich glaube nicht, dass ich Ihnen vertrauen sollte.«
    Sie sagte kein Wort mehr, bis wir den Schlagbaum von Quantico erreicht hatten.

21
    Es war bereits dunkel, als wir auf das Gelände fuhren. Ich konnte kaum etwas erkennen. Die FBI Academy und das Ermittlungszentrum lagen im Herzen einer U. S. Marine Basis. Sie waren in drei weitläufigen Ziegelsteingebäuden untergebracht, die durch gläserne Gänge und Innenhöfe miteinander verbun den waren. Agent Walling fuhr auf einen für FBI-Agenten reser vierten Parkplatz.
    Sie blieb immer noch stumm, als wir ausstiegen. Ihre Schweigsamkeit begann mir auf die Nerven zu gehen. Ich wollte nicht, dass sie meinetwegen ein ungutes Gefühl hatte oder mich für selbstsüchtig hielt.
    »Mir geht es in erster Linie darum, diesen Kerl zu erwi schen«, versuchte ich es noch einmal. »Lassen Sie mich telefo nieren. Dann rufe ich meinen Informanten und meinen Chef an, und wir handeln irgendetwas aus. Okay?«
    »Okay«, sagte sie widerstrebend.
    Ich war froh, endlich etwas aus ihr herausgeholt zu haben. Wir betraten das mittlere Gebäude und gingen durch mehrere Korridore bis zu einer Treppe, die zum National Center for the Analysis of Crime hinabführte. Es war im Kellergeschoss untergebracht. Walling führte mich an einem Empfangsbereich vorbei in ein großes Zimmer, das sich kaum von einem Redaktionssaal unterschied.
    Es gab zwei Reihen von Schreibtischen und Arbeitsplätzen mit schallschluckenden Trennwänden, und an der rechten Seite lag eine Reihe von Einzelbüros. Sie bat mich in eines der Privatbüros. Ich vermutete, dass es ihres war, obwohl es karg und unpersönlich wirkte. Das einzige Foto, das ich entdecken konnte, war das des Präsidenten an der Rückwand.
    »Sie können von hier aus telefonieren«, sagte sie. »Ich werde inzwischen feststellen, wo Bob ist und was sich inzwischen getan hat. Und keine Angst, das Telefon ist nicht angezapft.«
    Ich registrierte den Sarkasmus in ihrer Stimme und sah, wie ihre Augen den Schreibtisch musterten. Offenbar wollte sie sich vergewissern, dass keine wichtigen Dokumente herumlagen. Schließlich ging sie. Ich ließ mich hinter dem Schreibtisch nieder, schlug mein Notizbuch auf und suchte die Nummern her aus, die Dan Bledsoe mir gegeben hatte. Ich erreichte ihn zu Hause.
    »Hier ist Jack McEvoy. Von heute Mittag.«
    »Ja, richtig.«
    »Hören Sie, bei meiner Rückkehr nach Washington bin ich vom FBI aufgegriffen worden. Sie haben eine groß angelegte Suche nach diesem Kerl gestartet und haben inzwischen fünf miteinander in Zusammenhang stehende Fälle identifiziert. Aber McCafferty ist noch nicht dabei, wegen der fehlenden Botschaft. Ich könnte sie ihnen geben, dann wird auch in seinem Fall ermittelt. Aber ich wollte vorher mit Ihnen sprechen. Wenn ich sie ihnen sage, werden sie vermutlich mit Ihnen reden wollen. Sie werden aber vermutlich auch kommen, wenn ich es nicht tue.«
    Während Bledsoe darüber nachdachte, ließ ich meinen Blick über den Schreibtisch schweifen, wie Walling es getan hatte. Er war sehr ordentlich. Der größte Gegenstand darauf war ein Monatskalender, der gleichzeitig als Schreibunterlage diente. Ich stellte fest, dass sie offenbar gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt war - sämtliche Felder der vergangenen Woche trugen eine entsprechende Notiz. In den Feldern für die restlichen Tage des Monats standen abgekürzte Notizen, die ich nicht entschlüsseln konnte.
    »Erzählen Sie es ihnen«, sagte Bledsoe schließlich.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher. Wenn die Leute vom FBI sagen, Johnny Mac ist ermordet worden, dann bekommt seine Frau die Kohle. Genau

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