Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen
RAM haben wir bereits. Einen Schreib-Lese-Speicher auf Molekülbasis. Und wir perfektionieren logische Schaltungen. Funktionsfähige Basisschaltkreise. Wir legen sie zusammen – Logik und Datenspeicher –, und Sie haben eine integrierte Schaltung, Monica.«
Es versetzte ihn immer noch in Begeisterung, über die Möglichkeiten zu sprechen. Er steckte die Kreditkarte in die Geldbörse zurück und schob sie in die Tasche. Er ließ Monica keinen Moment aus den Augen und sah, dass er immer noch keinen Eindruck bei ihr hinterlassen hatte. Deshalb beschloss er, es bleiben zu lassen und zur Sache zu kommen.
»Monica, die Sache ist die, wir sind nicht allein. Der Konkurrenzkampf auf diesem Gebiet ist extrem stark. Es gibt eine ganze Reihe privater Unternehmen wie Amedeo Technologies. Viele von ihnen sind größer und haben deutlich mehr Geld. Außerdem gibt es die DARPA, es gibt die UCLA und andere Universitäten, es gibt …«
»Was ist die DARPA?«
»Die Defense Advanced Research Projects Agency, die staatliche Stelle für Verteidigungsforschung. Sie behält die Entwicklung aller neuen Technologien im Auge und subventioniert verschiedene Projekte in unserem Bereich. Als ich die Firma gründete, habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, mir vom Staat nicht reinreden zu lassen. Tatsache ist aber auch, dass die meisten unserer Konkurrenten über deutlich mehr Kapital verfügen und fest im Sattel sitzen. Das trifft auf uns nicht zu. Und deshalb darf, damit wir weitermachen können, der Geldfluss nicht zum Erliegen kommen. Wir dürfen nichts tun, was diesen Fluss versiegen lässt, sonst fliegen wir aus dem Rennen, und es gibt kein Amedeo Technologies mehr. Ist das klar?«
»Ja.«
»Die Sache sähe anders aus, wenn das hier ein Autohaus oder sonst eine Firma im üblichen Sinn wäre. Aber ich bilde mir nun mal ein, dass wir die Möglichkeit haben, die Welt zu verändern. Das Team, das ich in unserem Labor versammelt habe, ist einzigartig auf der ganzen Welt. Wir haben die –«
»Ich habe doch gesagt, dass mir das klar ist. Aber wenn das alles so wichtig ist, sollten Sie sich vielleicht auch mal überlegen, was Sie da tun. Ich habe es nur weitererzählt. Sie sind zu ihrem Haus gefahren und ziehen krumme Touren ab.«
In Pierce stieg Wut auf, und er wartete einen Moment, um sie verrauchen zu lassen.
»Monica, ich war neugierig und wollte mich nur vergewissern, dass dieser Frau nichts zugestoßen ist. Wenn das krumme Touren sind, na schön, dann habe ich eben krumme Touren gemacht. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich möchte, dass Sie am Montag eine neue Nummer für mich beantragen, und damit ist die Sache hoffentlich ein für alle Mal vom Tisch.«
»Gut. Kann ich jetzt gehen?«
Pierce nickte. Er gab auf.
»Ja, Sie können gehen. Danke, dass Sie auf die Möbel gewartet haben. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende, zumindest was davon noch übrig ist, und wir sehen uns dann am Montag.«
Er sah sie nicht an, als er es sagte oder als sie aus dem Sessel aufstand. Sie ging ohne ein weiteres Wort, und er blieb wütend. Er beschloss, sich nach einer anderen persönlichen Assistentin umzusehen, sobald sich der Staub etwas gelegt hatte. Dann konnte Monica wieder als normale Sekretärin arbeiten.
Pierce blieb auf der Couch sitzen, wurde aber vom Telefon aus seinen Gedanken gerissen. Es war ein weiterer Anruf für Lilly.
»Sie kommen zu spät«, sagte er. »Sie ist ausgestiegen und studiert jetzt an der USC.«
Dann legte er auf.
Nach einer Weile griff er wieder zum Telefon und rief die Auskunft für Venice an, um sich die Nummer von James Wainwright geben zu lassen. Als er sie darauf wählte, meldete sich ein Mann, und Pierce stand auf und ging beim Sprechen ans Fenster.
»Ich hätte gern Lilly Quinlans Vermieter gesprochen«, sagte er. »Es geht um das Haus in der Altair in Venice.«
»Das bin ich.«
»Mein Name ist Pierce. Ich versuche Lilly zu finden und würde gern wissen, ob Sie letzten Monat oder so Kontakt mit ihr hatten?«
»Also, zuerst einmal, Mr. Pierce, ich glaube nicht, dass ich Sie kenne, und ich beantworte Fremden grundsätzlich keine Fragen über meine Mieter, es sei denn, sie erklären mir, worum es geht, und können mich davon überzeugen, dass ich das tun sollte.«
»Finde ich völlig in Ordnung, Mr. Wainwright. Es würde mir nichts ausmachen, persönlich bei Ihnen vorbeizukommen, falls Ihnen das lieber ist. Ich bin ein Freund der Familie. Lillys Mutter, Vivian Quinlan, macht sich Sorgen
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