Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
kurz zu fassen. Wahrscheinlich wollte ich Ihnen unnötigen Zeitaufwand ersparen.«
    »Na, dann vielen Dank für Ihre Rücksichtnahme. Welche Tür war nicht abgeschlossen?«
    Pierce zögerte, aber er wusste, er musste antworten.
    »Die hintere.«
    Er sagte es wie ein Verbrecher, der sich vor Gericht schuldig bekennt. Sein Kopf war gesenkt, seine Stimme leise.
    »Wie bitte?«
    »Die Hintertür.«
    »Betreten Sie die Häuser wildfremder Menschen immer durch die Hintertür?«
    »Nein, aber das war die Tür, die nicht abgeschlossen war. Die Eingangstür war abgeschlossen. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich wollte mich vergewissern, dass alles in Ordnung war.«
    »Stimmt. Sie wollten der Retter in der Not sein. Ein Held.«
    »So ist es nicht. Ich wollte nur –«
    »Was haben Sie im Haus gefunden?«
    »Nicht viel. Verdorbenes Essen, einen riesigen Haufen Post. Es war sofort zu sehen, dass sie lange nicht mehr da gewesen war.«
    »Haben Sie etwas mitgenommen?«
    »Nein.«
    Er sagte es ohne Zögern, ohne zu blinzeln.
    »Was haben Sie angefasst?«
    Pierce zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht. Einige der Briefe. Es gibt dort einen Schreibtisch. Ich habe einige der Schubladen geöffnet.«
    »Haben Sie erwartet, Miss Quinlan in einer Schreibtischschublade zu finden?«
    »Nein. Ich wollte nur …«
    Er sprach nicht weiter. Er rief sich in Erinnerung, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegte. Er musste seine Antworten so knapp wie möglich halten.
    Renner änderte seine Haltung – er lehnte sich zurück –, und er änderte auch die Richtung seiner Fragen.
    »Was ich gerne wissen würde«, sagte er. »Wie sind Sie darauf gekommen, Wainwright anzurufen?«
    »Er ist der Vermieter.«
    »Schon, aber woher wussten Sie das?«
    Pierce erstarrte. Er durfte keine Begründung geben, die sich in irgendeiner Weise auf das Adressbuch oder die Post bezog, die er aus dem Haus entwendet hatte. Er dachte an das Adressbuch, das er hinter den Papiervorräten im Kopierraum des Büros versteckt hatte. Zum ersten Mal spürte er, wie ihm kalter Schweiß auf die Kopfhaut trat.
    »Ähm, ich glaube … nein, das heißt, es stand irgendwo auf einem Zettel, der auf ihrem Schreibtisch lag.«
    »Also ein Zettel, der offen auf dem Schreibtisch lag?«
    »Yeah, ich glaube schon. Ich …«
    Wieder bremste er sich, bevor er Renner etwas in die Hand gab, mit dem dieser ihn festnageln konnte. Pierce senkte den Blick auf den Tisch. Er wurde in eine Falle getrieben und musste einen Ausweg finden. Diesen Zettel zu erfinden war ein Fehler gewesen. Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück.
    »Mr. Pierce, ich komme gerade aus diesem Haus in der Altair und habe mir den ganzen Schreibtisch sehr gründlich angesehen. Aber einen solchen Zettel habe ich nirgendwo gesehen.«
    Pierce nickte, als stimmte er ihm zu, obwohl er gerade das Gegenteil behauptet hatte.
    »Wissen Sie, wie es war? Es war mein eigener Zettel, auf dem seine Nummer stand. Ich habe sie mir aufgeschrieben, nachdem ich mit Vivian telefoniert hatte. Sie war es, die mir von Wainwright erzählt hat.«
    »Vivian? Wer ist Vivian?«
    »Lillys Mutter. Sie lebt in Tampa, Florida. Als sie mich bat, nach Lilly zu suchen, nannte sie mir die Namen verschiedener Bekannter. Jetzt fällt es mir wieder ein. So bin ich auf Wainwright gekommen.«
    Renners Augenbrauen wanderten ziemlich weit seine Stirn hinauf, als er erneut seine Überraschung zu erkennen gab.
    »Das sind ja lauter neue Informationen, Mr. Pierce. Sie sagen also jetzt, Lilly Quinlans Mutter hat Sie gebeten, nach ihrer Tochter zu suchen?«
    »Ja. Sie sagte, die Polizei würde nichts unternehmen. Deshalb bat sie mich, ob ich nicht etwas Licht in die Sache bringen könnte.«
    Pierce fühlte sich gut. Die Antwort war wahr oder zumindest wahrer als das meiste, was er gesagt hatte. Er dachte, er könnte das Ganze vielleicht heil überstehen.
    »Und ihre Mutter in Tampa wusste, wie der Vermieter ihrer Tochter heißt?«
    »Also, ich glaube, sie hatte eine Reihe von Namen und Kontakten von einem Privatdetektiv, den sie mit der Suche nach Lilly beauftragt hatte.«
    »Ein Privatdetektiv.«
    Renner sah auf das Protokoll, als fasste er es als persönliche Beleidigung auf, dass Pierce den Privatdetektiv nicht erwähnt hatte.
    »Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Philip Glass. Ich habe seine Telefonnummer auf einem Notizblock, aber der ist in meinem Auto. Bringen Sie mich zu der Wohnung zurück – dort ist mein Auto –, dann kann ich sie Ihnen geben.«
    »Danke, aber zufällig

Weitere Kostenlose Bücher