Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Sie überhaupt von dieser Wohnung erfahren haben.«
    Pierces bisherige Aussagen hatten gestrotzt von Wahrheitsverschleierungen, mit denen er alle von ihm begangenen Gesetzesverstöße zu vertuschen versucht hatte. Aber die Geschichte, mit der er erklärt hatte, wie er die Wohnung gefunden hatte, war von vorn bis hinten erfunden gewesen, um Robin nicht in die polizeilichen Ermittlungen hineinzuziehen. Er hatte sein Versprechen gehalten, sie nicht als Informationsquelle preiszugeben. Das war von allem, was er in den letzten vier Stunden gesagt hatte, das Einzige, wozu er voll stand.
    »Kaum hatte ich mein Telefon eingesteckt, bekam ich ständig Anrufe von Männern, die Lilly sprechen wollten. Einige von ihnen waren ehemalige Kunden, die sich wieder mit ihr treffen wollten. Ich versuchte, diese Männer in ein Gespräch zu verwickeln, um mehr über Lilly herauszufinden. Ein Mann erzählte mir von der Wohnung und wo sie war. Deshalb bin ich dort hingefahren.«
    »Aha, und wie hieß dieser ehemalige Kunde?«
    »Keine Ahnung. Das hat er mir nicht gesagt.«
    »Haben Sie Anruferidentifizierung in Ihrem Telefon?«
    »Ja, aber er rief aus einem Hotel an. Auf dem Display stand nur, dass er aus dem Ritz Carlton anrief. Dort haben sie eine Menge Zimmer. Ich schätze, er war in einem davon.«
    Renner nickte.
    »Und Mr. Wainwright sagt, Sie hätten ihn vorher schon angerufen und sich nach Miss Quinlan und einer anderen Immobilie erkundigt, die sie von ihm gemietet hat.«
    »Ja. Ein Haus in der Altair. Dort hat sie gelebt. Gearbeitet hat sie in der Wohnung am Speedway. Ihre Kunden hat sie in der Wohnung empfangen. Kaum hatte ich ihm gesagt, sie würde vermisst, zog er los und räumte ihre Wohnung aus.«
    »Waren Sie vorher schon mal in dieser Wohnung gewesen?«
    »Nein. Nie. Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
    »Und das Haus in der Altair? Sind Sie dort schon mal gewesen?«
    Pierce achtete so sorgfältig auf seine Worte, wie er beim Durchqueren eines Minenfelds auf seine Schritte geachtet hätte.
    »Ich fuhr hin, und niemand meldete sich. Deshalb rief ich Wainwright an.«
    Er hoffte, Renner würde die Veränderung in seiner Stimme nicht bemerken. Der Detective stellte wesentlich mehr Fragen als bei der ersten Vernehmung. Pierce wusste, er bewegte sich auf gefährlichem Terrain. Je weniger er sagte, desto höher standen seine Chancen, ungeschoren davonzukommen.
    »Ich versuche nur, die Abfolge der Ereignisse zu rekonstruieren«, sagte Renner. »Sie haben ausgesagt, zuerst sind Sie zu dieser Firma in Hollywood gefahren, zu ECU. Dort hat man Ihnen den Namen Lilly Quinlan und die Adresse einer Postfachagentur in Santa Monica genannt. Daraufhin fahren Sie dort hin und bekommen mit etwas, was Sie abgewandelte Psychologie nennen –«
    »Angewandt. Angewandte Psychologie.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Jedenfalls entwenden Sie dem Kerl in der Postfachagentur die Adresse des Hauses, richtig? Sie fahren zuerst zu dem Haus, dann rufen Sie Wainwright an, und schließlich treffen Sie ihn in der Wohnung. Ist das so weit richtig?«
    »Ja.«
    »Jetzt haben Sie in Ihren beiden Aussagen heute Abend erklärt, Sie hätten geklopft, aber weil niemand geöffnet hätte, wären Sie wieder gegangen. Ist das wahr?«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Haben Sie zwischen dem Moment, in dem Sie geklopft und niemanden angetroffen haben, und dem Moment, in dem Sie wieder gegangen sind, das Haus an der Altair betreten, Mr. Pierce?«
    Das war sie. Die Frage. Sie verlangte ein Ja oder Nein. Sie verlangte eine wahre Antwort oder eine Lüge, die mühelos als solche aufgedeckt werden konnte. Er musste davon ausgehen, dass er im Haus Fingerabdrücke zurückgelassen hatte. Speziell fielen ihm dabei die Knöpfe am Schreibtisch ein. Die Post, die er durchgesehen hatte.
    Er hatte der Polizei die Adresse an der Altair vor mehr als zwei Stunden genannt. Wahrscheinlich waren sie in der Zwischenzeit dort gewesen und hatten bereits seine Fingerabdrücke. Die Frage konnte eine Falle sein.
    »Die Tür war nicht abgeschlossen«, sagte Pierce. »Ich bin reingegangen, um mich zu vergewissern, dass sie tatsächlich nicht da war. Dass sie keine Hilfe brauchte oder so.«
    Renner beugte sich leicht vor. Sein Blick kam zu Pierces Augen hoch und blieb auf ihnen haften. Pierce konnte die weiße Linie unter seiner grünen Iris sehen.
    »Sie waren im Haus?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie uns das nicht gleich gesagt?«
    »Ich weiß auch nicht. Ich hielt es nicht für nötig. Ich habe versucht, mich

Weitere Kostenlose Bücher