Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
auf der Matte stehen.«
    In dem Versuch aufzustehen scharrte Pierce mit den Füßen über den Beton, aber er war zu benommen und schwach.
    »Lassen Sie sie in Ruhe«, sagte er, so energisch er konnte. »Ich habe sie benutzt, ohne dass sie es gemerkt hat.«
    Wentz’ dunkle Augen schienen einen neuen Glanz anzunehmen. Pierce sah, wie sich Wut in ihnen ausbreitete. Er sah, wie Wentz eine Hand auf das Balkongeländer legte, als wollte er sich abstützen.
    »Lassen Sie sie in Ruhe, sagt er.«
    Er schüttelte wieder den Kopf, als wehrte er etwas ab, das sich seiner bemächtigen wollte.
    »Bitte«, sagte Pierce. »Sie hat nichts getan. Das war ich. Lassen Sie sie in Ruhe.«
    Der kleine Mann sah sich nach Zwei-Meter um und grinste, dann schüttelte er den Kopf.
    »Hast du so was schon mal gehört? Dass jemand so mit mir redet?«
    Er wandte sich wieder Pierce zu, machte einen Schritt auf ihn zu und holte dann mit dem anderen Fuß zu einem brutalen Tritt aus. Pierce rechnete damit und konnte einen Großteil seiner Wucht mit dem Unterarm abfangen, aber die Stiefelspitze traf ihn rechts in die Rippen. Es fühlte sich an, als nähme sie mindestens zwei Rippen mit.
    Pierce kroch in die Ecke und versuchte sich zu schützen, denn er erwartete mehr, und außerdem versuchte er den stechenden Schmerz, der sich in seinem Brustkorb ausbreitete, in den Griff zu bekommen. Aber Wentz beugte sich über ihn. Er brüllte Pierce an, dass mit den Wörtern Spucke auf ihn herabregnete.
    »Untersteh dich, mir zu sagen, was ich zu tun und lassen habe! Untersteh dich!«
    Er richtete sich auf und staubte sich die Hände ab.
    »Und noch etwas. Wenn du irgendjemandem von unserer kleinen Unterhaltung hier erzählst, hat das Konsequenzen. Ernste Konsequenzen. Für dich. Für Robin. Für die Leute, an denen dir was liegt. Hast du verstanden, was ich gesagt habe?«
    Pierce nickte matt.
    »Ich will es dich sagen hören.«
    »Ich bin mir über die Konsequenzen im Klaren.«
    »Gut. Dann lass uns gehen, Zwei-Meter.«
    Und Pierce wurde allein gelassen. Er schnappte nach Luft und Klarheit und versuchte im Licht zu bleiben, als er spürte, wie sich Dunkelheit über ihn breitete.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    20
    Pierce zog ein T-Shirt aus einer Schachtel im Schlafzimmer und hielt es an sein Gesicht, um die Blutung zu stoppen. Er richtete sich auf, ging ins Bad und sah sich im Spiegel an. Sein Gesicht quoll bereits auf und verfärbte sich. Seine geschwollene Nase engte sein Blickfeld ein und weitete die Wunden auf der Nase und am linken Auge. Die Blutung schien größtenteils innerlich zu sein, denn über seinen Gaumen floss ein steter Blutstrom. Er wusste, er musste ins Krankenhaus, aber zuerst musste er Lucy LaPorte warnen.
    Er fand das Telefon auf dem Boden des Wohnzimmers. Er versuchte auf das Verzeichnis der Anruferidentifizierung zu gehen, aber das Display blieb leer. Er versuchte die Gesprächstaste, bekam aber kein Freizeichen. Das Telefon war kaputt – entweder wegen des Zusammenpralls mit seinem Gesicht oder weil es der Mann, von dem er annahm, dass es Wentz war, auf den Boden geworfen hatte.
    Unwillkürlich traten Pierce Tränen in die Augen, als er sich, das T-Shirt an sein Gesicht gedrückt, nach der Schachtel mit dem Erdbebenkoffer umsah, den er zusammen mit den Möbeln bestellt hatte. Monica hatte ihm eine Aufstellung des Kofferinhalts gezeigt, bevor er ihn bestellt hatte. Er enthielt einen Erste-Hilfe-Koffer, Taschenlampen und Batterien, zwei Gallonen Wasser, zahlreiche gefriergetrocknete Lebensmittel und andere Vorräte. Außerdem enthielt er ein einfaches Telefon, das ohne Strom funktionierte und nur in die Wandbuchse gesteckt werden musste, wenn man damit telefonieren wollte.
    Er fand die Schachtel im Schlafzimmerschrank und tropfte sie bei dem verzweifelten Versuch, sie mit beiden Händen aufzureißen, überall mit Blut voll. Er verlor das Gleichgewicht und fiel fast hin. Ihn verließen die Kräfte. Der Blutverlust, der Adrenalinmangel. Endlich fand er das Telefon und ging damit zu der Anschlussbuchse neben dem Bett. Er bekam das Freizeichen. Alles, was er jetzt noch brauchte, war Robins Nummer.
    Er hatte sie auf einem Block notiert, aber der war in seinem Rucksack, und der wiederum war unten in seinem Auto. Er glaubte nicht, dass er es bis dorthin schaffen würde, ohne unterwegs ohnmächtig zu werden. Er war nicht einmal sicher, wo seine Schlüssel waren. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass sie in den Händen von Billy

Weitere Kostenlose Bücher