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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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konnte nicht einmal seinen Kopf bewegen.
    Er sah Nicole in die Augen. Sie hob den Arm und legte die Hand an seine Wange.
    »Halt durch, Hewlett«, sagte sie. »Du wirst durchkommen.«
    Ihm fiel auf, wie viel größer als sie er war. Das war er doch sonst nicht gewesen. Es ertönte ein heller metallischer Ton, der in seinem Kopf nachzuhallen schien. Dann ging die Lifttür auf. Der Mann und die Frau kamen an seine Seite und führten ihn nach draußen. Nur ging er nicht, und endlich begriff er, was »ihn senkrecht nehmen« bedeutete.
    Sobald sie draußen waren, wurde er wieder nach unten gelassen und durch die Eingangshalle geschoben. Eine Menge Gesichter sahen zu, als er an ihnen vorbeirollte. Der Türsteher, dessen Namen er nicht kannte, schaute ernst auf ihn herab, als er durch die Tür geschoben wurde. Er wurde in einen Krankenwagen gehoben. Er spürte keine Schmerzen, aber das Atmen fiel ihm schwer. Es war anstrengender als sonst.
    Nach einer Weile merkte er, dass Nicole neben ihm saß. Es sah aus, als würde sie jetzt richtig weinen.
    Er stellte fest, dass er sich in waagrechter Position ein bisschen bewegen konnte. Er versuchte zu sprechen, und seine Stimme hörte sich an wie ein gedämpftes Echo. Dann beugte sich die Frau, die Rettungssanitäterin, in sein Blickfeld und sah auf ihn herab.
    »Nicht reden«, sagte sie. »Sie haben eine Maske auf.«
    Kein Witz , dachte er. Jeder hat eine Maske auf. Er versuchte es wieder, und diesmal sprach er, so laut er konnte. Wieder war es gedämpft.
    Die Sanitäterin beugte sich wieder über ihn und hob die Atemmaske an.
    »Schnell, was ist? Sie dürfen das nicht abnehmen.«
    Er sah an ihrem Arm vorbei auf Nicole.
    »Geh Lucy. Ring sie her.«
    Die Maske legte sich wieder über sein Gesicht. Nicole beugte sich dicht über ihn und fragte:
    »Lucy? Wer ist Lucy, Henry?«
    »Ich …«
    Die Maske wurde angehoben.
    »Rowin. Geh ihh.«
    Nicole nickte. Sie hatte verstanden. Die Maske wurde über seine Nase und seinen Mund gelegt.
    »Okay, geht in Ordnung. Sobald wir im Krankenhaus sind. Ich habe die Nummer dabei.«
    »Nein, jetz«, brüllte er durch die Maske.
    Er sah, wie Nicole ihre Handtasche öffnete und ein Handy und einen kleinen Spiralblock herausnahm. Sie tippte eine Nummer ein, die sie vom Block ablas, und wartete mit dem Telefon am Ohr. Dann hielt sie das Handy an sein Ohr, und er konnte Lucys Stimme hören. Es war der Ansagetext ihrer Mailbox. Er stöhnte und versuchte den Kopf zu schütteln, aber es ging nicht.
    »Nur keine Hektik«, sagte die Sanitäterin. »Immer schön mit der Ruhe. Sobald wir im Krankenhaus sind, nehmen wir Ihnen die Gurte ab.«
    Er schloss die Augen. Er wollte in die Wärme und in die Dunkelheit zurück. In das Verständnis. Wo niemand ihn fragte, warum. Vor allem er selbst nicht.
    Er war ziemlich schnell dort.
    In den nächsten zwei Stunden, in denen er in die Notaufnahme gebracht, von einem Arzt mit einer Cäsarfrisur untersucht, behandelt und dann ins Krankenhaus eingewiesen wurde, stellten sich immer wieder Momente geistiger Klarheit ein. Schließlich klärte sich sein Verstand ganz, und er wachte in einem weißen Krankenzimmer auf, aus dem Schlaf gerissen vom Stakkatohusten eines Patienten auf der anderen Seite des Plastikvorhangs, der als Raumteiler diente. Er blickte sich um und sah Nicole, das Handy am Ohr, auf einem Stuhl sitzen. Inzwischen fiel ihr Haar offen auf ihre Schultern. Die Handyantenne spitzte durch seinen seidigen Glanz. Er beobachtete sie, bis sie ohne ein Wort das Handy ausmachte.
    »Ni’i«, brachte er heiser hervor. »Das is …«
    Es fiel ihm immer noch schwer, ohne Schmerzen ein K zu sprechen. Sie stand auf und kam an seine Seite.
    »Henry. Du –«
    Von der anderen Seite des Vorhangs kam wieder ein Husten.
    »Sie prüfen gerade, ob sie dir ein Einzelzimmer geben können«, flüsterte sie. »Deine Versicherung kommt dafür auf.«
    »Wo bin ich?«
    »Im St. John’s. Henry, was ist passiert? Vor mir war schon die Polizei da. Sie sagten, vom Strand hätten alle möglichen Leute mit ihren Handys angerufen und gesagt, zwei Kerle würden jemanden vom Balkon runterhängen lassen. Dich, Henry. An der Fassade ist Blut.«
    Pierce sah sie mit zugeschwollenen Augen an. Die Schwellung des Nasenrückens und die Gaze auf der Wunde teilten sein Blickfeld in zwei Hälften. Ihm fiel ein, was Wentz gesagt hatte, bevor er gegangen war.
    »Ich ’ann mich nich e’innern. Wa ham sie noh ’esa’t?«
    »Das ist schon alles. Sie sind von Tür

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