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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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kräftigen Unterarm gegen die Innenkante schlug. Die Tür erschauderte und ging langsam wieder auf, als erholte sie sich von einem unerwarteten Boxhieb. Und schließlich sagte der Kleinere: »Deine Scheißpost kannst du später holen, Henry. Du steigst jetzt hier aus. Habe ich Recht, Zwei-Meter?«
    Ohne zu antworten, kam der Mann, der offensichtlich nach seiner Körpergröße benannt war, auf Pierce zu und packte ihn an den Oberarmen. Er wirbelte ihn herum und schleuderte ihn durch die offene Lifttür auf den Flur der zwölften Etage hinaus. Von seinem Schwung flog er über den Gang und krachte gegen eine Tür mit der Aufschrift ELEKTRIK, dass es ihm den Atem aus den Lungen presste. Der Wäschekorb entglitt ihm und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden.
    »So, das genügt. Schlüssel, Zwei-Meter.«
    Pierce war immer noch nicht wieder zu Atem gekommen. Der Kerl, der Zwei-Meter genannt wurde, kam auf ihn zu und drückte ihn mit einer Hand gegen die Tür. Mit der anderen klopfte er Pierces Hosentaschen ab. Als er die Schlüssel spürte, schob er seine Pranke in die Tasche und zog den Schlüsselbund heraus. Er reichte ihn dem anderen Mann.
    »Gut.«
    Der kleinere Mann ging voraus – offensichtlich kannte er den Weg – und Pierce wurde hinter ihm her zu seiner Wohnung geschubst. Als er wieder zu Atem kam, wollte er etwas sagen, aber die Hand des größeren Mannes legte sich von hinten über sein Gesicht und seine Worte. Der kleinere hielt, ohne sich umzusehen, einen Finger hoch.
    »Noch nicht, Schlauberger. Lass uns erst nach drinnen gehen, damit wir die Nachbarn nicht mehr als nötig stören. Du bist doch erst eingezogen. Da willst du doch nicht schon gleich einen schlechten Eindruck hinterlassen.«
    Der Kleinere ging mit gesenktem Kopf; anscheinend studierte er die Schlüssel.
    »Ein BMW«, sagte er.
    Pierce wusste, auf seinem Autoschlüssel war das BMW-Zeichen.
    »Ich stehe auf BMWs. Da hat man alles in einem: Leistung, Luxus, Zuverlässigkeit. Was will man von einem Auto mehr – oder von einer Frau?«
    Er blickte sich nach Pierce um und lächelte mit hochgezogener Augenbraue.
    Sie erreichten die Wohnungstür, und der kleinere Mann bekam sie mit dem zweiten Schlüssel, den er versuchte, auf. Zwei-Meter schob Pierce nach drinnen und stieß ihn auf die Couch. Dann trat er zur Seite, und der andere Mann pflanzte sich vor Pierce auf. Er bemerkte das Telefon auf der Sofalehne und griff danach. Pierce beobachtete, wie er verschiedene Tasten drückte und das Verzeichnis der Anruferidentifizierung durchging.
    »Fleißig, fleißig, Henry«, sagte er, als er die Liste durchblätterte. »Philip Glass …«
    Er drehte sich zu Zwei-Meter um, der sich, die mächtigen Arme über der Brust verschränkt, in der Nähe der Diele postiert hatte. Der Kleine kniff fragend die Augen zusammen.
    »Ist das nicht der Kerl, mit dem wir uns vor ein paar Wochen unterhalten haben?«
    Zwei-Meter nickte. Pierce wurde klar, dass Glass in der Wohnung angerufen haben musste, bevor er ihn in der Firma erreicht hatte.
    Der Kleine wandte sich wieder dem Display des Telefons zu, und wenig später leuchteten seine Augen bei einem weiteren bekannten Eintrag auf.
    »Sieh mal einer an. Jetzt ruft Robin schon dich an. Richtig reizend.«
    Aber aus der Stimme des Mannes ging hervor, dass es nicht reizend war, dass es für Lucy LaPorte alles andere als reizend würde.
    »Sie hat nur was auf Band gesprochen«, sagte Pierce. »Ich kann es Ihnen abspielen, wenn Sie wollen. Ich habe es gespeichert.«
    »Hast dich wohl in sie verliebt, wie?«
    »Nein.«
    Mit einem falschen Lächeln wandte sich der Kleine Zwei-Meter zu. Dann holte er blitzschnell zu einem Rückhandschlag aus und drosch Pierce das Telefon mit voller Wucht auf die Nase.
    Durch Pierces Blickfeld schoss eine Explosion aus Rot und Schwarz, und durch seinen Kopf kreischte ein sengender Schmerz. Er konnte nicht sagen, ob seine Augen geschlossen waren oder ob er blind geworden war. Instinktiv ließ er sich auf der Couch zurückfallen, um einem zweiten Schlag, falls einer kam, auszuweichen. Er hörte den Mann vor ihm verschwommen etwas schreien, aber was er sagte, drang nicht zu ihm durch. Dann legten sich wieder kräftige, große Hände um seine Oberarme, und er wurde von der Couch hochgezogen.
    Er spürte, wie er über Zwei-Meters Schultern geworfen und weggetragen wurde. Er spürte, wie sich sein Mund mit Blut füllte, und er versuchte, die Augen zu öffnen, aber es gelang ihm immer noch nicht. Er

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