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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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meinen.«
    »Sind Sie nicht der Herr, der eben erst im zwölften Stock eingezogen ist?«
    »Nein, ich wohne im achten. Ich wohne bei einem Freund im achten, bis alles verheilt ist.«
    »Und wieso sehen Sie dann so aus?«
    »Eine Deformation der Nasenscheidewand.«
    Sie sah ihn argwöhnisch an. Endlich ging die Tür zur Tiefgarage auf. Pierce wartete nicht, bis die Frau ausgestiegen war. Er verließ rasch den Lift und ging um die Ecke zum Tor der Tiefgarage. Als er sich umschaute, sah er, wie ihm die Frau, die gerade aus dem Aufzug kam, hinterherstarrte.
    In dem Moment, in dem er wieder nach vorn schaute, lief er fast gegen die Tür des Abstellkellers, durch die ein Mann und eine Frau ihre Fahrräder schoben. Pierce senkte das Kinn, zog sich den Mützenschirm tiefer ins Gesicht, hielt ihnen die Tür auf und wartete, bis sie den Durchgang frei machten. Sie sagten beide danke, machten aber keine Bemerkung, dass er der Kerl war, den man beinah vom Balkon geworfen hatte.
    Als er im Auto saß, setzte er als Erstes die Sonnenbrille auf, die er im Handschuhfach hatte.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    26
    Der FedEx-Umschlag war auf seinem Schreibtisch, als Pierce in sein Büro kam. Es war eine Schlacht gewesen, dorthin zu kommen. Fast auf Schritt und Tritt hatte er Blicke und Fragen nach seinem Gesicht abwehren müssen. Bis er sein Büro im zweiten Stock erreicht hatte, gab er auf alle Fragen Ein-Wort-Antworten – »Unfall«.
    »Licht«, sagte er, als er sich hinter seinen Schreibtisch schlängelte.
    Aber das Licht ging nicht an, und Pierce merkte, dass seine Stimme wegen der Schwellungen in seinen Nasenluftweggen anders klang. Er stand auf, machte das Licht von Hand an und kehrte wieder an den Schreibtisch zurück. Er nahm die Sonnenbrille ab und legte sie auf den Computermonitor.
    Er griff nach dem Umschlag und sah auf den Absender. Cody Zeller entlockte ihm ein schmerzhaftes Lächeln. Als Absender hatte er Eugene Briggs angegeben, den Institutsleiter in Stanford, den die Doomsters vor vielen Jahren auf die Schippe genommen hatten. Der Streich, der ihr Leben verändert hatte.
    Das Lächeln verließ sein Gesicht, als er den Umschlag umdrehte, um ihn zu öffnen. Der Klebverschluss war bereits aufgerissen – der Umschlag war geöffnet worden. Er schaute hinein und sah ein weißes Firmenkuvert. Er zog es heraus und stellte fest, dass es ebenfalls geöffnet worden war. Auf dem Kuvert stand Henry Pierce, persönlich und vertraulich. Er enthielt mehrere gefaltete Dokumente. Ob sie herausgenommen worden waren, war nicht zu erkennen.
    Pierce stand auf und ging zur Tür hinaus und in den Raum, wo die Assistentinnen ihre Abteile hatten. Er steuerte auf Monicas Schreibtisch zu. Er hielt den FedEx-Umschlag und das aufgerissene Kuvert hoch, das darin gewesen war.
    »Monica, wer hat das geöffnet?«
    Sie schaute zu ihm auf.
    »Ich. Warum?«
    »Wie kommt es, dass Sie das geöffnet haben?«
    »Ich öffne Ihre ganze Post. Weil Sie damit nichts zu tun haben möchten. Wissen Sie das nicht mehr? Ich öffne sie, damit ich sagen kann, was wichtig ist und was nicht. Wenn Sie nicht mehr möchten, dass ich es so handhabe, brauchen Sie es nur zu sagen. Ich habe nichts dagegen, nur weniger Arbeit.«
    Pierce beruhigte sich. Sie hatte Recht.
    »Nein, schon gut. Haben Sie das gelesen?«
    »Nicht richtig. Ich sah das Foto des Mädchens, das Ihre Telefonnummer hatte, und deshalb wollte ich mir das lieber nicht ansehen. Wissen Sie noch, was wir am Samstag abgemacht haben?«
    Pierce nickte.
    »Ja, gut. Danke.«
    Er drehte sich um, um in sein Büro zurückzugehen.
    »Möchten Sie, dass ich Charlie sage, dass Sie hier sind?«
    »Nein, ich bleibe nur ein paar Minuten.«
    An der Tür blickte er sich nach Monica um und sah, wie sie ihn mit diesem speziellen Blick ansah. So, als spräche sie ihn einer Sache schuldig, eines Verbrechens, dessen er sich nicht bewusst war.
    Er schloss die Tür und ging hinter seinen Schreibtisch. Er öffnete den Umschlag und nahm die Ausdrucke von Zeller heraus.
    Das Foto von Lilly Quinlan, das Monica erwähnt hatte, war nicht dasselbe wie im Internet. Es stammte aus einer Verbrecherkartei und war drei Jahre zuvor in Las Vegas aufgenommen worden, als sie bei einer Razzia wegen Prostitution verhaftet worden war. Auf diesem Foto war sie nicht annähernd so atemberaubend wie im Internet. Sie sah müde und wütend und ein bisschen verängstigt aus, alles gleichzeitig.
    Zellers Angaben zu Lilly Quinlans Person waren kurz. Er hatte

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