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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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vorbeirasten, würde niemand den Wagen sehen. Und die würden sich nicht darum kümmern.
    Ich ließ die Motorhaube aufspringen und stützte sie ab. Verschloß den Wagen und ließ ihn so stehen. Dadurch wurde er unsichtbar. War nur ein weiteres liegengebliebenes Auto auf dem Seitenstreifen. Der Anblick ist so normal, daß man ihn schon nicht mehr wahrnimmt. Dann kletterte ich über die niedrige Betonwand am Rand des Seitenstreifens. Stolperte die hohe Böschung hinunter. Lief nach Süden über die Auffahrt. Rannte weiter zur Deckung der niedrigen Überführung. Ich lief unter dem gesamten Highway hindurch auf die andere Seite und versteckte mich hinter einem breiten Pfeiler. Über meinem Kopf fuhren die Lkws, die vom Highway herunterkamen, rumpelnd zur alten Landstraße. Dann wechselten sie knirschend den Gang und bogen direkt zu den Lagerhäusern ab.
    Ich lehnte mich zurück und machte es mir hinter dem Pfeiler bequem. Dies war ein ziemlich guter Aussichtspunkt. Vielleicht zweihundert Meter entfernt, vielleicht zehn Meter erhöht. Das gesamte Gelände erstreckte sich wie eine Karte vor mir. Das neugekaufte Fernglas war scharf und stark. Es gab eigentlich vier verschiedene Lagerhäuser. Alle identisch, alle dicht nebeneinander in einer Reihe gebaut, die von mir aus in einer Diagonale verlief. Das gesamte Gelände war von einem hohen Zaun umgeben. Mit viel Stacheldraht darauf. Jedes der vier Lagerhäuser hatte noch einen eigenen Zaun. Und jeder innere Zaun hatte ein eigenes Tor. Im Außenzaun war das Haupttor, das direkt auf die Straße führte. Der ganze Platz wimmelte vor Betriebsamkeit.
    Das erste Lagerhaus war völlig harmlos. Das große Rolltor war offen. Ich konnte sehen, wie hiesige Lkws rein- und rausrumpelten. Offensichtlich wurden die Wagen be- und entladen. Die Ladung bestand aus soliden Jutesäcken, die mit irgendwas gefüllt waren. Vielleicht mit hiesigen Erzeugnissen, vielleicht mit Samen oder Dünger. Was auch immer Farmer so brauchen. Ich hatte keine Ahnung. Aber es war nichts Geheimnisvolles. Nichts im verborgenen. Alle Transporter kamen aus der Gegend. Sie alle hatten Nummernschilder aus Georgia. Keine Fahrzeuge aus anderen Staaten. Keiner der Wagen war groß genug, um die Nord-Süd-Strecke durch die Nation zu fahren. Das erste Lagerhaus war sauber, soviel war sicher.
    Dasselbe galt für das zweite und dritte. Deren Tore standen offen, die Türen waren hochgezogen. Geschäftige Betriebsamkeit auf dem Vorhof. Nichts Geheimnisvolles. Alles frei einsehbar. Andere Lkws, aber aus der Gegend. Ich konnte nicht sehen, was sie luden. Großhandelsware für die kleinen Läden auf dem Land vielleicht. Möglicherweise Industriegüter, die irgendwohin gefahren wurden. Im dritten Schuppen eine Art Ölfässer. Aber nichts Aufregendes.
    Das vierte Lagerhaus war es, wonach ich gesucht hatte. Das am Ende der Reihe. Kein Zweifel. Ein klug gewählter Standort. Äußerst sinnvoll. Es wurde von dem Chaos auf den ersten drei Vorhöfen abgeschirmt. Und weil es das letzte in der Reihe war, würde keiner der hiesigen Farmer oder Händler je einen Blick darauf werfen können. Ein wirklich clever gewählter Standort. Definitiv war es das, was ich suchte. Dahinter, etwa fünfundsiebzig Meter entfernt in einem Feld, stand der zerborstene Baum. Der, den Roscoe auf dem Foto mit Stoller, Hubble und dem gelben Lieferwagen entdeckt hatte. Ein Fotoapparat auf dem Vorhof würde den Baum direkt in der hinteren Ecke der Anlage aufnehmen. Das konnte ich sehen. Dies war der richtige Ort, soviel war sicher.
    Das große Rolltor an der Vorderseite war geschlossen. Die Zufahrt war geschlossen. Zwei Wächter lungerten auf dem Vorhof herum. Sogar aus zweihundert Meter Entfernung konnte ich durch das Fernglas ihre wachsamen Blicke und die mißtrauische Spannung in ihrem Gang erkennen. Sie fungierten als Sicherheitskräfte. Ich beobachtete sie eine Weile. Sie liefen herum, aber nichts passierte. Also wandte ich mich ab, um die Straße zu beobachten. Wartete auf einen Lkw auf dem Weg zum vierten Lagerhaus.
    Ich mußte ziemlich lange warten. Ich war nervös wegen der Zeit, die verstrich, also sang ich leise vor mich hin. Ich ging jede Version von ›Rambling on My Mind‹ durch, die ich kannte. Jeder hat seine eigene Version. Der Song wurde immer zu den traditionellen, mündlich überlieferten gezählt. Niemand weiß, wer ihn geschaffen hat. Niemand weiß, woher er kommt. Wahrscheinlich aus der Deltagegend im Süden. Es ist ein Song für Leute, die es

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