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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sah durch das Fernglas. Nummernschilder aus Illinois. Der Vorgang wiederholte sich. Der Lkw blieb an der Zufahrt stehen. Setzte zum Rolltor zurück. Der Fahrer wurde durch den Wächter abgelöst. Das Rolltor wurde gerade lange genug hochgezogen, um den Truck ins dunkle Innere zu lassen. Schnell und effizient. Wieder ungefähr dreißig Sekunden vom Anfang bis zum Ende. Und nichts zu sehen. Die Fernfahrer durften nicht ins Lagerhaus. Sie mußten draußen warten.
    Der Lkw aus Illinois war schneller wieder draußen. Sechzehn Minuten. Der Fahrer nahm seinen Platz am Steuer ein und fuhr hinaus, zurück zum Highway. Ich sah, wie er in einer Entfernung von zwanzig Metern vorbeifuhr.
    Unsere Theorie besagte, daß beide Trucks mit Teilen des Vorrats beladen worden waren und sich nun nach Norden vorwärtsarbeiteten. Zurück in die großen Städte im Norden donnerten, bereit, entladen zu werden. Bis jetzt sah unsere Theorie gut aus. Ich konnte keinen Fehler entdecken.
    Innerhalb der nächsten Stunde geschah nichts. Das vierte Lagerhaus blieb verschlossen. Ich fing an, mich zu langweilen. Ich wünschte mir langsam, der Landstreicher wäre nicht verschwunden. Wir hätten ein bißchen plaudern können. Dann sah ich, daß der dritte Lkw an diesem Tag heranfuhr. Ich hob das Fernglas und sah Nummernschilder aus Kalifornien. Derselbe Lkw-Typ, in schmutzigem Rot, rumpelte den Highway hinunter und steuerte das rückwärtige Gelände an. Der Vorgang unterschied sich von dem bei den beiden ersten Wagen. Er fuhr durch die Einfahrt, aber es gab keinen Fahrerwechsel. Der Truck steuerte einfach rückwärts durch das Rolltor. Offensichtlich war der Mann autorisiert, das Innere des Lagerhauses zu sehen. Dann mußte ich warten. Zweiundzwanzig Minuten. Schließlich wand sich das Rolltor wieder nach oben, und der Lkw kam heraus. Fuhr zur Einfahrt und steuerte den Highway an.
    Ich faßte schnell einen Entschluß. Zeit, aufzubrechen. Ich wollte in einen dieser Wagen hineinsehen. Also sprang ich auf und nahm Fernglas und Wasserflasche. Lief unter der Überführung hindurch zur nördlichen Seite. Kletterte die steile Böschung hinauf und sprang über die Betonmauer. Zurück zum alten Cadillac. Ich schlug die Motorhaube zu und stieg ein. Ließ den Motor an und fuhr den Seitenstreifen entlang. Wartete auf eine Lücke im Verkehrsfluß und trieb den Motor hoch. Schlug das Steuer ein und beschleunigte Richtung Norden.
    Der rote Lkw mußte drei oder vier Minuten Vorsprung haben. Nicht viel mehr. Ich überholte ganze Wagenkolonnen und trieb den alten Wagen an. Dann schlug ich ein gleichmäßig hohes Tempo an. Ich war sicher, daß ich den Vorsprung einholen würde. Nach ein paar Meilen entdeckte ich den Lkw. Fuhr langsamer und ließ mich zurückfallen, etwa dreihundert Meter hinter ihn. Ließ immer ein halbes Dutzend Fahrzeuge zwischen ihm und mir. Ich lehnte mich zurück und wurde ruhiger. Laut Roscoes Menora-Theorie würden wir nach L. A. fahren.
    Wir fuhren langsam nordwärts. Nicht viel schneller als fünfzig Meilen die Stunde. Der Tank des Cadillacs war fast voll. Würde mich dreihundert Meilen weit bringen, vielleicht dreihundertfünfzig. Bei diesem geringen Tempo vielleicht noch weiter. Zuviel Gas war tödlich. Wenn ich den gebrauchten, acht Jahre alten V-8 vorwärtstreiben würde, wäre das Benzin schneller weg, als Kaffee aus einer Kanne läuft. Aber ein gleichmäßiges Tempo würde den Benzinverbrauch auf ein vernünftiges Maß reduzieren. Würde mich möglicherweise bis zu vierhundert Meilen weit bringen. Vielleicht sogar bis nach Memphis.
    Wir fuhren und fuhren. Der schmutzigrote Lkw ragte groß und deutlich dreihundert Meter vor mir auf. Er steuerte links um den südlichen Rand von Atlanta. Um später nach Westen quer durch das Land zu fahren. Die Vertriebstheorie sah ziemlich gut aus. Ich fuhr langsamer und ließ mich am Verteiler des Highways zurückfallen. Wollte nicht, daß der Fahrer Verdacht schöpfte, verfolgt zu werden. Aber ich konnte an der Art, wie er seine Spurwechsel vollzog, erkennen, daß er nicht der Typ war, der häufig in den Rückspiegel sah. Ich schloß weiter auf.
    Der rote Track fuhr und fuhr. Ich blieb acht Wagen hinter ihm. Die Zeit verging. Es wurde später Nachmittag. Es wurde früher Abend. Zum Abendessen gab es Schokoriegel und Wasser während der Fahrt. Ich konnte das Radio nicht in Gang bringen. Es war irgendeine neumodische japanische Marke. Der Typ im Autoshop mußte es ausgewechselt haben. Vielleicht war es kaputt.

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