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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Ich würde die Geschichte mit Blind Blake überprüfen, danach mit Roscoe zum Essen gehen und dann aus Georgia verschwinden.
    Also spazierte ich ein bißchen herum und sah mir die Stadt an, tat alles, was ich sonst Freitag nachmittag getan hätte. Viel gab es nicht zu sehen. Die alte Landstraße führte mitten hindurch, von Norden nach Süden. Vier Häuserblocks weit hieß sie Main Street. Diese vier Blocks wiesen kleine Geschäfte und Büros auf beiden Seiten der Straße auf, die durch schmale Zufahrtswege getrennt waren, welche bis zur Rückseite der Gebäude gingen. Ich sah ein kleines Lebensmittelgeschäft, einen Friseur, einen Herrenausstatter, eine Arztpraxis, eine Kanzlei und die Praxis eines Zahnarzts. Hinter den Geschäftsgebäuden erstreckte sich ein Park mit weißen Palisadenzäunen und Zierbäumen. Vor den Geschäften und Büros spannten sich Markisen über die breiten Bürgersteige. Es gab auch Bänke auf den Bürgersteigen, aber die waren leer. Der ganze Ort lag verlassen da. Sonntag morgen, mitten im Niemandsland.
    Die Main Street verlief schnurgerade nach Norden an ein paar hundert Metern Parklandschaft vorbei bis zum Polizeirevier und zur Feuerwehr, eine halbe Meile weiter befand sich Eno's Diner. Ein paar Meilen dahinter war die Abzweigung in Richtung Westen nach Warburton, wo das Gefängnis lag. Nördlich von dieser Abzweigung gab es auf der Landstraße nichts, bis man zu den Lagerhäusern und der Auffahrt zum Highway kam, vierzehn leere Meilen von dort entfernt, wo ich stand.
    Am Südrand des Ortes konnte ich eine Art Dorfanger mit einer Bronzestatue sehen und eine Wohnstraße, die nach Westen abbog. Ich schlenderte dorthin und entdeckte ein dezentes grünes Straßenschild mit der Aufschrift: Beckman Drive. Hubbles Straße. Ich konnte nicht sehr weit sehen, weil die Straße in unmittelbarer Nähe rechts und links um eine weitläufige quadratische Grasfläche herumführte, auf der eine große, weiße Holzkirche stand. Sie war umgeben von Kirschbäumen, und die Rasenfläche war eingerahmt von ordentlich geparkten, sauberen Autos in dezenten Farben. Ich konnte sogar das Dröhnen der Orgel und den Gesang der Gemeinde hören.
    Die Statue auf dem Anger stellte einen Mann namens Caspar Teale dar, der vor etwa hundert Jahren das eine oder andere getan hatte. Mehr oder weniger gegenüber vom Beckman Drive, auf der anderen Seite der Grünfläche, verlief eine weitere Wohnstraße nach Osten. An der Ecke stand ein vereinzelter Drugstore. Und das war es auch schon. Das Ganze hatte nicht viel von einer Stadt. Hier passierte nicht viel. Ich brauchte weniger als dreißig Minuten, um alles zu sehen, was der Ort zu bieten hatte.
    Aber es war die makelloseste Stadt, die ich je gesehen hatte. Es war erstaunlich. Jedes Gebäude schien entweder brandneu oder frisch renoviert. Die Straßen waren spiegelglatt und die Bürgersteige eben und sauber. Keine Schlaglöcher, keine Risse, keine verschobenen Platten. Die kleinen Büros und Geschäfte sahen aus, als würden sie jede Woche frisch gestrichen. Die Grasflächen, die Pflanzen und Bäume waren perfekt gepflegt. Die Bronzestatue des alten Caspar Teale sah aus, als würde jemand sie jeden Morgen sauberlecken. Die Farbe der Kirche blendete so, daß meine Augen schmerzten. Überall wehten Fahnen in blendendem Weiß, leuchtendem Rot und Blau in der Sonne. Der ganze Ort war so ordentlich, daß man Angst bekommen konnte, beim Herumschlendern irgendwo einen Fußabdruck zu hinterlassen.
    Im Drugstore an der Südostecke wurden all die Dinge verkauft, die eine gute Rechtfertigung dafür abgaben, daß der Laden am Sonntagmorgen geöffnet war. Geöffnet, aber kaum Betrieb. Niemand außer dem Mann hinter der Ladenkasse war im Geschäft. Aber er hatte Kaffee. Ich setzte mich an die kleine Theke, bestellte einen großen Becher und kaufte eine Sonntagszeitung. Der Präsident war noch immer auf der Titelseite. Jetzt war er in Kalifornien. Er erklärte den privaten Sicherheitskräften, warum es nach fünfzig glorreichen Jahren mit dem leichtverdienten Geld leider aus und vorbei war. Die Nachbeben seiner Ankündigung in Pensacola über die Küstenwache grollten noch. Die Boote sollten Samstag nacht in ihre Häfen zurückkehren. Ohne neue Gelder würden sie nicht wieder auslaufen. Die Leitartikler waren ziemlich aus dem Häuschen.
    Ich hörte auf zu lesen und blickte auf, als ich hörte, daß sich die Tür öffnete. Eine Frau kam herein. Sie setzte sich auf einen Hocker auf der

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