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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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auf die Main Street. Ging mit großen Schritten Richtung Norden. Es war fast Mittag, und die Sonne glühte. Für September ziemlich heiß. Niemand war auf der Straße. Der schwarze Asphalt warf die Hitze zurück. Blind Blake war auf dieser Straße gegangen, vielleicht in der Mittagshitze. Damals, als diese alten Friseure noch kleine Jungen gewesen waren, war sie die Hauptschlagader nach Norden, in Richtung Atlanta und Chicago gewesen, in Richtung Jobs, Hoffnung und Geld. Die Mittagshitze hätte niemanden von seinem Weg abgehalten. Aber jetzt war die Straße nur noch ein glatt asphaltierter Seitenweg, der nach nirgendwo führte.
    Ich brauchte ein paar Minuten, um in der Hitze zum Revier zu kommen, ging quer über die weiche Rasenfläche an einer weiteren Bronzestatue vorbei und zog die schwere Glastür auf. Trat ins kühle Innere. Roscoe wartete auf mich, lehnte an der Empfangstheke. Hinter ihr im Mannschaftsraum konnte ich Stevenson sehen, der dringlich in einen Telefonhörer sprach. Roscoe war blaß und sah sehr beunruhigt aus.
    »Wir haben noch eine Leiche gefunden«, sagte sie.
    »Wo?«
    »Wieder am Lagerhaus. Diesmal auf der anderen Seite der Straße, unter der Zubringerbrücke.«
    »Wer hat sie gefunden?« fragte ich.
    »Finlay. Er war heute morgen da draußen und schnüffelte ein bißchen herum, um etwas zu finden, was uns mit der ersten helfen könnte. Einen Hinweis. Alles, was er fand, war eine neue Leiche.«
    »Wissen Sie, wer es ist?« fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht identifiziert. Genau wie der erste Tote.«
    »Wo ist Finlay jetzt?« fragte ich.
    »Er will Hubble suchen«, sagte sie. »Er glaubt, Hubble könnte etwas darüber wissen.«
    Ich nickte.
    »Wie lange lag die Leiche schon dort?«
    »Zwei oder drei Tage vielleicht«, antwortete sie. »Finlay sagt, es könne Donnerstag nacht ein Doppelmord gewesen sein.«
    Ich nickte wieder. Hubble wußte etwas darüber. Das war der Mann, der sich mit dem großen, kahlgeschorenen Ermittler treffen sollte. Er hatte sich nicht vorstellen können, wie der Mann entkommen war. Er war nicht entkommen.
    Ich hörte, wie draußen ein Wagen parkte und dann die große Glastür aufging, Finlay steckte den Kopf herein.
    »Leichenschauhaus, Roscoe«, sagte er. »Sie auch, Reacher.«
    Wir folgten ihm zurück in die Hitze. Stiegen alle in Roscoes Zivilfahrzeug. Ließen Finlays Wagen, wo er ihn geparkt hatte. Roscoe fuhr. Ich saß hinten. Finlay saß auf dem Beifahrersitz und hatte sich so gedreht, daß er mit uns beiden gleichzeitig sprechen konnte. Roscoe fuhr vorsichtig aus dem Polizeiparkplatz und steuerte Richtung Süden.
    »Ich kann Hubble nicht finden.« Finlay blickte mich dabei an. »Es ist niemand bei ihm zu Hause. Hat er Ihnen gesagt, wo er hinwollte?«
    »Nein«, sagte ich. »Kein Sterbenswörtchen. Wir haben das ganze Wochenende kaum gesprochen.«
    Finlay sah mich weiter prüfend an.
    »Ich muß herauskriegen, was er über die Sache weiß«, sagte er. »Das ist eine richtige Scheißangelegenheit, und er weiß etwas, soviel ist verdammt noch mal sicher. Was hat er Ihnen erzählt, Reacher?«
    Ich antwortete nicht. Ich war mir nicht ganz sicher, auf wessen Seite ich war. Wahrscheinlich auf Finlays, aber wenn Finlay anfing, in Sachen herumzustochern, mit denen Hubble zu tun hatte, dann würden Hubble und seine Familie sterben. Kein Zweifel. Also wollte ich einfach unparteiisch bleiben und dann so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich wollte da nicht mit reingezogen werden.
    »Haben Sie es über sein Mobiltelefon versucht?« fragte ich ihn,
    Finlay schüttelte den Kopf.
    »Ist ausgeschaltet«, sagte er. »Da kommt nur eine automatische Ansage.«
    »Ist er vorbeigekommen und hat seine Uhr abgeholt?« fragte ich.
    »Seine Uhr?«
    »Seine Uhr«, wiederholte ich, »Er hat am Freitag eine Zehntausend-Dollar-Rolex bei Baker gelassen. Als Baker uns für die Fahrt nach Warburton die Handschellen anlegte. Hat er sie abgeholt?«
    »Nein«, sagte Finlay. »Davon hat mir niemand was gesagt.«
    »Okay, dann hat er irgendwo ein dringendes Geschäft zu erledigen. Noch nicht mal ein Arschloch wie Hubble vergißt eine Zehntausend-Dollar-Uhr, oder?«
    »Was für ein dringendes Geschäft?« fragte Finlay. »Was zum Teufel wissen Sie darüber?«
    »Er hat mir kein Sterbenswörtchen erzählt. Wie ich schon sagte: Wir haben die ganze Zeit kaum miteinander gesprochen.«
    Finlay starrte mich vom Beifahrersitz aus an.
    »Keine Spielchen mit mir, Reacher. Bis wir

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