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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Highway-Rampe stürzte und zwischen kleinen, leise raschelnden Ratten starb.
    »Okay«, sagte Finlay. »Also können wir mit Sicherheit annehmen, daß die zwei Opfer zusammengehörten. Der Mörder gehört zu einer Gruppe von drei Leuten, er überrascht sie, schießt dem ersten Mann zweimal in den Kopf, während der zweite Mann abhaut und dabei von drei Schüssen getroffen wird, richtig?«
    »Sie nehmen an, es waren drei Angreifer?« fragte der Arzt.
    Finlay nickte zu mir herüber. Es war meine Theorie, also sollte ich sie erklären.
    »Die Spuren weisen auf drei unterschiedliche Persönlichkeiten hin. Auf einen kompetenten Mörder, einen tollwütigen Irren und einen inkompetenten Aufräumer.«
    Der Mediziner nickte langsam.
    »Klingt einleuchtend«, sagte er. »Der erste wurde aus nächster Nähe getroffen, also können wir vielleicht annehmen, daß er die drei Angreifer kannte und sie nahe an sich heranließ?«
    Finlay nickte.
    »So muß es gewesen sein«, sagte er. »Fünf Männer treffen sich. Drei von ihnen greifen die zwei anderen an. Das ist eine ziemlich große Sache, nicht wahr?«
    »Weiß man, wer die Angreifer waren?« fragte der Arzt.
    »Wir wissen noch nicht mal, wer die Opfer waren«, erwiderte Roscoe.
    »Irgendwelche Theorien über die Opfer?« fragte Finlay den Doktor.
    »Nicht über den zweiten Mann, abgesehen vom Namen auf seiner Uhr«, sagte der Doktor. »Ich habe ihn ja erst vor einer Stunde auf den Tisch bekommen.«
    »Also haben Sie eine Theorie über den ersten?« fragte Finlay.
    Der Doktor begann, ein paar Notizen auf seinem Schreibtisch zu sortieren, da klingelte sein Telefon. Er meldete sich und hielt dann Finlay den Hörer hin.
    »Für Sie«, sagte er. Finlay beugte sich auf seinem Stuhl vor und nahm den Hörer. Hörte einen Moment lang zu.
    »Okay«, sagte er. »Drucken Sie es einfach aus, und faxen Sie es zu uns herüber, okay?«
    Dann gab er dem Doktor den Hörer und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht.
    »Das war Stevenson vom Revier«, sagte er. »Wir haben endlich das passende Gegenstück zu den Fingerabdrücken des ersten Toten. Sieht aus, als wäre es richtig gewesen, sie noch mal einzugeben. Stevenson wird sie uns in einer Minute durchfaxen, also erzählen Sie uns, was Sie haben, Doc.«
    Der müde Mann in dem weißen Kittel zuckte die Schultern und nahm ein Blatt Papier.
    »Der erste Tote?« sagte er. »Viel habe ich nicht. Der Körper war in einem fürchterlichen Zustand. Der Mann war groß, gesund und hatte einen rasierten Kopf. Das Auffallendste sind seine Zähne. Es sieht so aus, als hätte sich der Mann auf der ganzen Welt seine Zähne in Ordnung bringen lassen. Etwas wurde in Amerika gemacht, sieht jedenfalls aus wie amerikanische Arbeit, und etwas wurde im Ausland gemacht.«
    Neben mir fing das Faxgerät an zu piepsen und zu surren. Ein dünnes Blatt Papier wurde eingezogen.
    »Was sollen wir damit anfangen?« fragte Finlay. »War der Mann ein Ausländer? Oder ein Amerikaner, der im Ausland lebte? Oder was?«
    Das dünne Papier glitt mit Schrift bedeckt aus dem Gerät heraus. Dann stoppte der Apparat. Ich nahm das Blatt und warf einen Blick darauf. Dann las ich es zweimal durch. Mir wurde kalt. Lähmende Eiseskälte kroch in mir hoch, und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich auf dem Faxpapier las. Der Himmel über mir stürzte zusammen. Ich starrte den Arzt an und begann zu sprechen.
    »Er wuchs im Ausland auf. Seine Zähne wurden überall dort in Ordnung gebracht, wo er gerade lebte. Er brach sich mit acht seinen Arm, der in Deutschland gerichtet wurde. Seine Mandeln wurden in einem Krankenhaus in Seoul herausgenommen.«
    Der Pathologe starrte mich fragend an.
    »All das ist aus den Fingerabdrücken ersichtlich?« fragte er schließlich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Der Mann war mein Bruder.«

KAPITEL 10

    Ich habe einmal einen Film der Navy über Expeditionen in die Arktis gesehen. Man konnte dort über einen festen Gletscher laufen. Plötzlich jedoch schwankte das Eis und zerbarst. Irgendwelche unvorstellbaren Spannungen in den Eisschollen. Eine ganz neue Landschaft wurde an die Oberfläche getrieben. Gewaltige Steilhänge, wo vorher flaches Eis gewesen war. Riesige Schluchten, ein neuer See. Die ganze Welt in einer Sekunde verändert. So fühlte ich mich. Ich lehnte dort, vom Schock erstarrt, an dem Aktenschrank zwischen dem Faxgerät und dem Computer, und fühlte mich

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