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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schwierigkeiten.«
    »Warum macht er Sie dann nicht zum Chef? Sie sind doch der Ranghöchste, oder nicht?«
    »Er wird es eben nicht tun. Und der Grund dafür geht Sie wirklich nichts an.«
    Ich sah ihn mir genauer an. Leben oder Tod.
    »Können wir irgendwo ungestört reden?«
    Er starrte mich über den Schreibtisch hinweg an.
    »Sie dachten, es sei Hubble, der umgebracht wurde, richtig? Warum?«
    »Hubble ist umgebracht worden«, sagte ich. »Die Tatsache, daß Morrison auch ermordet wurde, ändert nichts daran.«

    Wir gingen hinunter zum Drugstore. Setzten uns Seite an Seite an die leere Theke, in die Nähe des Fensters. Ich saß auf demselben Platz wie Mrs. Kliner einen Tag zuvor. Das schien mir schon sehr lange her. Die Welt hatte sich seitdem verändert. Wir bekamen hohe Becher mit Kaffee und einen großen Teller mit Doughnuts. Sahen uns nicht direkt an. Wir sahen uns im Spiegel hinter der Theke an.
    »Warum kriegen Sie die Beförderung nicht?« fragte ich ihn.
    Sein Spiegelbild zuckte die Schultern. Er wirkte verwirrt. Konnte die Verbindung zwischen beiden Fällen nicht sehen. Aber das würde er noch früh genug tun.
    »Ich sollte sie kriegen«, sagte er. »Ich bin höher qualifiziert als alle anderen zusammengenommen. Ich habe zwanzig Jahre Dienst in einer großen Stadt getan. In einem echten Police Department. Was zum Teufel haben die hier schon gemacht? Nehmen Sie zum Beispiel Baker. Er hält sich für einen schlauen Burschen. Aber was hat er wirklich gemacht? Fünfzehn Jahre in der hintersten Provinz? In diesem Kaff? Was zum Teufel weiß er schon?«
    »Warum kriegen Sie sie dann nicht?«
    »Das hat persönliche Gründe.«
    »Glauben Sie, ich verkaufe das an eine Zeitung?« fragte ich ihn.
    »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Also erzählen Sie sie mir«, sagte ich. »Ich muß es wissen.«
    Er sah mich im Spiegel an. Holte tief Luft.
    »Ich habe im März in Boston aufgehört«, begann er. »Meine zwanzig Jahre hinter mich gebracht. Makelloses Zeugnis. Acht Auszeichnungen. Ich war ein verdammt guter Detective, Reacher. Ich konnte mich auf einen Ruhestand mit vollem Pensionsanspruch freuen. Aber meine Frau spielte verrückt. Seit letztem Herbst wurde sie zunehmend unruhig. Es war so absurd. Wir waren die ganzen zwanzig Jahre verheiratet. Ich riß mir in der Arbeit den Arsch auf. Das Boston Police Department war ein Irrenhaus. Wir arbeiteten sieben Tage die Woche. Jeden Tag und jede Nacht. Um mich herum konnten die Männer zusehen, wie ihre Ehen zerbrachen. Sie alle wurden geschieden. Einer nach dem anderen.«
    Er hielt inne und nahm einen großen Schluck aus seinem Kaffeebecher. Aß ein Stück Doughnut.
    »Aber ich nicht. Meine Frau konnte es ertragen. Beklagte sich nie, nicht ein einziges Mal. Sie war ein Wunder. Machte mir nie Ärger.«
    Er verfiel wieder in Schweigen. Ich stellte mir zwanzig Jahre Dienst in Boston vor. Arbeit rund um die Uhr in dieser alten, betriebsamen Stadt. Die schmutzigen Bezirke aus dem neunzehnten Jahrhundert. Überfüllte Gefängnisse. Ständiger Druck. Eine endlose Reihe von Ausgeflippten, Verbrechern, Politikern und Problemen. Finley hatte es ziemlich gut geschafft, dort zu überleben.
    »Es fing letzten Herbst an«, begann er wieder. »In den letzten sechs Monaten vor meinem Ruhestand. Alles würde vorbei sein. Wir hatten an ein kleines Haus gedacht. An Urlaub. Viel Zeit miteinander. Aber sie bekam Panik. Sie wollte nicht soviel Zeit mit mir verbringen. Sie wollte nicht, daß ich aufhörte zu arbeiten. Sie wollte mich nicht zu Hause haben. Sie sagte, sie hätte erkannt, daß sie mich nicht mochte. Nicht liebte. Mich nicht in ihrer Nähe haben wollte. Sie hatte die zwanzig Jahre genossen. Wollte nicht, daß sich etwas änderte. Ich konnte es nicht glauben. Es war mein Traum gewesen. Zwanzig Jahre und dann mit fünfundvierzig aufhören. Und dann vielleicht noch zwanzig Jahre Spaß miteinander, bevor wir zu alt dafür wurden, verstehen Sie? Es war mein Traum, und ich hatte zwanzig Jahre dafür gearbeitet. Aber sie wollte das nicht. Sie sagte am Ende, der Gedanke an zwanzig weitere Jahre mit mir in einer Waldhütte würde ihr eine Gänsehaut machen. Es wurde ziemlich bitter. Wir trennten uns. Ich war ein totales Wrack.«
    Er verstummte wieder. Wir bekamen neuen Kaffee. Es war eine traurige Geschichte. Geschichten von zerbrochenen Träumen sind immer traurig.
    »Also wurden wir geschieden. Da war nichts zu machen. Sie wollte es so. Es war schrecklich. Ich war total erledigt. Dann

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