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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nicht vorstellen«, erwiderte ich. »Joe war ein ziemlich kluger Junge. Er hätte sich nicht einfach von einem fetten Schwachkopf wie Morrison erschießen lassen. Der Mörder muß jemand anders gewesen sein. Ich kann mir Morrison aber auch nicht als Irren vorstellen. Eine solche körperliche Anstrengung hätte ihn mit einem Herzanfall zu Boden gestreckt. Ich denke, er war der dritte Mann. Der Aufräumer. Aber er hat Joes Schuhe nicht untersucht. Und deswegen wurde Hubble mit hineingezogen. Das hat jemanden sehr böse gemacht. Es bedeutete, daß sie Hubble opfern mußten, also wurde Morrison zur Strafe ebenfalls geopfert.«
    »Schöne Strafe.«
    »Auch eine Botschaft«, sagte ich. »Also denken Sie darüber nach.«
    »Worüber?« fragte er. »Es war doch keine Botschaft für mich.«
    »Für wen war sie also?«
    »Für wen sind schon solche Botschaften? Für den nächsten Mann, richtig?«
    Ich nickte.
    »Verstehen Sie jetzt, warum ich besorgt war, wer der nächste Chef sein würde?«
    Finlay ließ den Kopf wieder hängen und starrte auf den Bürgersteig.
    »Mein Gott«, sagte er. »Sie denken, der nächste Chef hängt mit drin?«
    »So muß es sein. Warum wollten sie Morrison dabeihaben? Sicher nicht wegen seiner wunderbaren Persönlichkeit, richtig? Sie wollten ihn dabeihaben, weil sie den Chef vom Dienst brauchten. Weil das für sie in ganz bestimmter Hinsicht von Nutzen ist. Also würden sie Morrison nicht opfern, wenn sie nicht schon einen Ersatz hätten. Und wer auch immer das ist, wir werden es mit einem sehr gefährlichen Mann zu tun haben. Er wird mit dem Exempel an Morrison im Nacken hierherkommen. Irgend jemand wird ihm zugeflüstert haben: Siehst du, was wir mit Morrison gemacht haben? Das machen wir auch mit dir, wenn du es vermasselst wie er.«
    »Also wer ist es?« fragte Finlay. »Wer wird der neue Chef?«
    »Das habe ich Sie gefragt.«
    Wir saßen einen Moment lang schweigend auf der Bank vor dem Friseurladen. Genossen die Sonne, die unter den Rand der gestreiften Markise sank.
    »Es bleiben Sie, ich und Roscoe«, sagte ich. »Im Moment ist das einzig Sichere anzunehmen, daß jeder andere damit zu tun hat.«
    »Warum Roscoe?«
    »Aus vielen Gründen«, sagte ich. »Aber hauptsächlich, weil sie wirklich versucht hat, mich aus Warburton rauszuholen. Morrison wollte mich dort als Prügelknaben für Donnerstag nacht, richtig? Wenn Roscoe am Deal beteiligt wäre, hätte sie mich da versauern lassen. Aber sie holte mich raus. Sie zog in die entgegengesetzte Richtung von Morrison. Wenn also er nicht sauber war, dann ist sie es.«
    Er sah mich an. Nickte.
    »Nur wir drei?« fragte er. »Sie sind ein vorsichtiger Mann, Reacher.«
    »Darauf können Sie Ihren Arsch verwetten, Finlay. Hier werden Leute umgebracht. Einer davon war mein einziger Bruder.«
    Wir standen von der Bank auf dem Bürgersteig auf. Auf der anderen Straßenseite hatte der Kliner-Sohn den Motor abgestellt und stieg aus dem Pick-up. Kam langsam herüber. Finlay rieb sich mit den Händen über sein Gesicht, als wollte er sich ohne Wasser waschen.
    »Und was jetzt?«
    »Sie haben einiges zu tun. Sie müssen Roscoe beiseite nehmen und ihr die Einzelheiten erklären, okay? Sagen Sie ihr, daß sie sehr vorsichtig sein soll. Dann müssen Sie ein paar Anrufe machen und herausfinden, woran genau Joe in Washington gearbeitet hat.«
    »Okay, und was ist mit Ihnen?«
    Ich nickte zum Kliner-Sohn hinüber.
    »Ich muß mit diesem Typen sprechen«, sagte ich. »Er starrt mich ununterbrochen an.«
    Zwei Dinge geschahen, als der Kliner-Sohn näher kam. Finlay eilte davon. Er ging ohne ein weiteres Wort mit großen Schritten Richtung Norden. Dann hörte ich, wie hinter mir die Jalousien des Friseurladens heruntergelassen wurden. Ich sah mich um. Sah aus, als wäre niemand außer mir und dem Kliner-Sohn auf der Welt.
    Aus der Nähe war Kid Kliner ein interessantes Studienobjekt. Kein Leichtgewicht. Wahrscheinlich einsfünfundachtzig, vielleicht einsneunzig, durchdrungen von einer Art rastloser Energie. In seinen Augen viel Intelligenz, aber es brannte auch ein unheimliches Feuer darin. Seine Augen sagten mir, daß er wahrscheinlich nicht der vernünftigste aller Männer war, die ich in meinem Leben kennengelernt hatte. Er kam näher und blieb vor mir stehen. Starrte mich nur an.
    »Sie befinden sich auf fremdem Terrain«, sagte er dann.
    »Ist das Ihr Bürgersteig?«
    »Sicher«, erwiderte Kliner. »Die Stiftung von meinem Daddy hat jeden Zentimeter davon

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