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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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doch irgendwo arbeiten, oder?«
    Der Mann schüttelte erneut den Kopf.
    »In unserer Berufssparte ist er aus dem Blickfeld verschwunden«, sagte er. »Er arbeitet nicht mehr im Bankwesen, da bin ich sicher. Seine Mitgliedschaft im Berufsverband wurde unmittelbar nach der Entlassung ungültig, und wir wurden nie um eine Empfehlung gebeten. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen. Wenn er irgendwo im Bankwesen arbeiten würde, dann wüßte ich es, das versichere ich Ihnen. Er muß jetzt in einer anderen Branche sein.«
    Ich zuckte die Achseln. Hubbles Spur war eiskalt. Und das Gespräch mit dem Typen war beendet. Seine Körpersprache verriet das. Er hatte sich vorgebeugt, bereit, aufzustehen und weiterzuarbeiten. Ich stand mit ihm auf. Dankte ihm, daß er mir seine kostbare Zeit geopfert hatte. Schüttelte ihm die Hand. Ging durch den antiken Glanz zum Aufzug. Drückte den Knopf zum Erdgeschoß und ging hinaus in die trübe, graue Luft.
    Meine Annahmen waren alle falsch gewesen. Ich hatte Hubble als Banker in einem ordentlichen Beruf gesehen. Der vielleicht mal bei einem nebensächlichen Schwindel ein Auge zudrückte, der vielleicht mal seine Finger in einer nicht ganz sauberen Sache stecken hatte. Der vielleicht mal ein paar gefälschte Zahlen abzeichnete. Weil er dazu gezwungen wurde. Eine nützliche Nebenfigur, die sich die Hände schmutzig gemacht hatte, aber irgendwie nicht von zentraler Bedeutung. Aber er war kein Banker mehr. Seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Er war ein Krimineller. Hauptberuflich. Er steckte mittendrin. War von zentraler Bedeutung. Und keineswegs eine Nebenfigur.
    Ich fuhr direkt nach Margrave zum Revier zurück. Parkte und ging Roscoe suchen. Teale stolzierte im Großraumbüro herum, aber der Typ an der Theke zwinkerte mir zu und wies mich zu einem Aktenraum. Roscoe war dort. Sie sah müde aus. Sie hatte einen ganzen Arm voll alter Akten. Sie lächelte.
    »Hallo, Reacher«, sagte sie. »Bist du gekommen, um mich von alldem hier zu befreien?«
    »Was gibt's Neues?« fragte ich.
    Sie legte den Stapel Unterlagen auf einen Schrank. Klopfte sich den Staub ab und warf die Haare zurück. Blickte zur Tür.
    »Einiges. Teale hat in zehn Minuten ein Treffen mit der Stiftungskommission. Ich bekomme das Fax, sobald er hier raus ist. Und wir erwarten einen Anruf der Staatspolizei über herrenlose Wagen.«
    »Wo ist die Waffe, die du mir besorgen wolltest?«
    Sie schwieg. Biß sich auf die Lippe. Sie erinnerte sich daran, warum ich eine brauchte.
    »Sie ist in einer Schachtel. In meinem Schreibtisch. Wir müssen warten, bis Teale weg ist. Und öffne die Schachtel nicht hier, okay? Niemand weiß etwas darüber.«
    Wir verließen den Aktenraum und gingen hinüber zum Rosenholzbüro. Der Mannschaftsraum war ruhig. Die beiden von der Verstärkung am Freitag sahen Computerausdrucke durch. Überall stapelten sich Akten. Die falsche Jagd nach dem Mörder des Chefs war voll im Gange. Ich sah eine große, neue Tafel an der Wand. Auf ihr stand: Morrison. Sie war leer. Große Fortschritte waren bis jetzt nicht gemacht worden.
    Wir warteten mit Finlay im Rosenholzbüro. Fünf Minuten. Zehn. Dann hörten wir ein Klopfen, und Baker steckte seinen Kopf durch die Tür. Er grinste uns an. Ich sah wieder seinen Goldzahn.
    »Teale ist weg.«
    Wir gingen hinaus in das Mannschaftsbüro. Roscoe stellte das Faxgerät an und griff zum Hörer, um Florida anzurufen. Finlay wählte die Staatspolizei an, um Neuigkeiten über herrenlose Mietwagen zu bekommen. Ich setzte mich an den Schreibtisch neben dem von Roscoe und rief Charlie Hubble an. Ich wählte die Nummer des Mobiltelefons, die Joe ausgedruckt und in seinem Schuh versteckt hatte. Ich bekam keine Antwort. Nur ein elektronisches Signal und eine Ansage, die mir mitteilte, daß das betreffende Telefon ausgeschaltet war.
    Ich sah zu Roscoe hinüber.
    »Sie hat das verdammte Telefon ausgeschaltet.«
    Roscoe zuckte die Achseln und ging zum Faxgerät. Finlay sprach immer noch mit der Staatspolizei. Ich sah, daß Baker am Rand des Dreiecks herumlungerte, das wir drei bildeten. Ich stand auf und ging zu Roscoe hinüber.
    »Will Baker mitmachen?« fragte ich sie.
    »Scheint so. Finlay setzt ihn als eine Art Wachtposten ein. Sollen wir ihn mitmachen lassen?«
    Ich dachte eine Sekunde darüber nach, schüttelte aber dann den Kopf.
    »Nein, je weniger wir bei einer solchen Sache sind, desto besser, oder?«
    Ich setzte mich wieder an den Schreibtisch, den ich mir ausgewählt

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