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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Boden betreten hatte, waren die alten Sorgen zurückgekehrt.
    »Okay, aber beeil dich.«
    Er beschränkte sich darauf, vor der Glastür ihres Apartmenthauses zu halten und einen prüfenden Blick in die Eingangshalle zu werfen. Niemand zu sehen. Sie stellten den Wagen in der Tiefgarage ab, fuhren in den vierten Stock hinauf und gingen zu Fuß in den dritten hinunter. Das Gebäude wirkte verlassen. In Jodies Wohnung wies nichts auf unerwünschte Besucher hin. Es war zwölf Uhr fünfunddreißig.
    »Zehn Minuten«, sagte Jodie. »Dann kannst du mich ins Büro fahren, okay?«
    »Wie kommst du zu deiner Besprechung?«
    »Wir haben einen Chauffeur«, antwortete sie. »Der bringt mich hin.«
    Sie lief vom Wohn- ins Schlafzimmer und verstreute unterwegs ihre Kleidung.
    »Willst du was essen?«, rief Reacher ihr nach.
    »Keine Zeit!«
    Sie verbrachte fünf Minuten unter der Dusche und weitere drei Minuten vor dem Kleiderschrank. Dann erschien sie in einem anthrazitgrauen, streng geschnittenen Kostüm.
    »Such meinen Aktenkoffer, okay?«, bat sie.
    Jodie kämmte sich die Haare und föhnte sie kurz durch. Beschränkte ihr Make-up auf Wimperntusche und Lippenstift. Warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und rannte ins Wohnzimmer zurück. Reacher stand mit dem Aktenkoffer bereit. Er trug ihn zum Wagen hinunter.
    »Nimm meine Schlüssel«, sagte sie. »Dann kannst du wieder in die Wohnung. Ich ruf dich vom Büro aus an, wann du mich abholen kannst.«
    Die Fahrt zu der kleinen Plaza vor dem Bürogebäude dauerte sieben Minuten. Um zwölf Uhr fünfundfünfzig stieg sie aus dem schwarzen Lincoln.
    »Viel Erfolg!«, rief Reacher ihr nach.
    Jodie winkte ihm zu und lief zur Drehtür. Die Sicherheitsleute sahen sie und ließen sie zu den Aufzügen durch. So kam sie noch vor ein Uhr mittags in ihrem Büro an. Ihr Sekretär überreichte ihr einen schmalen Ordner.
    »Ihre Unterlagen«, sagte er feierlich.
    Sie schlug den Ordner auf und blätterte acht Blatt Papier durch.
    »Was, zum Teufel, ist das?«, fragte sie.
    »Die Partner sollen bei ihrer letzten Besprechung schwer beeindruckt gewesen sein«, erwiderte der Mann.
    Sie ging die Seiten von hinten durch. »Ich verstehe nicht, warum. Ich kenne keine dieser beiden Firmen, und der strittige Betrag ist lächerlich gering.«
    »Aber das ist nicht der springende Punkt«, sagte der Sekretär.
    Sie starrte ihn an. »Okay, was dann?«
    »Diesmal hat der Gläubiger Sie hinzugezogen«, antwortete er. »Nicht die Person, die ihm das Geld schuldig ist. Das ist eine Präventivmaßnahme. Weil Sie sich einen Namen gemacht haben. Der Gläubiger weiß, dass Sie ihm große Schwierigkeiten bereiten können, wenn der Schuldner Sie an seiner Seite hat. Deshalb hat er Sie vorsorglich engagiert, um genau das zu verhindern. Das bedeutet, dass Sie berühmt sind. Sie sind jetzt ein echter Star, Mrs. Jacob.«

16
    Reacher fuhr langsam zum Lower Broadway zurück. Er ließ den Wagen die steile Rampe zur Tiefgarage hinunterrollen und parkte ihn auf Jodies Abstellplatz. Er ging jedoch nicht nach oben in die Wohnung, sondern über die Einfahrtsrampe auf die Straße zurück und schlenderte in der Sonne nach Norden zu der Espressobar. Er ließ sich von dem Mann hinter der Theke einen vierfachen Espresso geben und nahm dann an dem Tisch Platz, an dem Jodie gewartet hatte, als er am Abend nach der Fahrt von Brighton den Weg zu ihrer Wohnung kontrollierte. Sie hatte hier gesessen und Rutters gefälschtes Dschungelfoto angestarrt.
    Was sollte er den beiden alten Leuten sagen? Die humanste Lösung war vermutlich, ihnen gar nichts zu erzählen. Einfach behaupten, er habe nichts herausbekommen. Alles im Ungewissen lassen. Sie nur besuchen und ihnen erklären, wie Rutter sie reingelegt hatte, ihnen das Geld zurückgeben und seine ergebnislose Suche nach ihrem vermissten Sohn schildern. Sie dann bitten, die Tatsache zu akzeptieren, dass er schon lange tot sein musste und niemand die genauen Umstände kannte.
    Er würde das Ehepaar Hobie belügen, aber nur aus Menschenfreundlichkeit. Damit hatte Reacher nicht viel Erfahrung. Er hatte nie den Auftrag gehabt, den Angehörigen von Gefallenen die schlimme Nachricht zu überbringen, und vermutete, dass dabei Freundlichkeit eine große Rolle spielte. Seine Laufbahn hatte innerhalb der Streitkräfte stattgefunden, wo die Dinge stets klar und einfach waren: Sie ereigneten sich, oder sie ereigneten sich nicht, waren gut oder schlecht, legal oder illegal. Jetzt, zwei Jahre nach

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