Jack Reacher 09: Sniper
er.«
»Garantiert ist gar nichts«, meinte Tschenko. »Außer dass wir uns abstrampeln müssen und heute Nacht keinen Schlaf kriegen.«
Linsky hielt ihm sein Handy hin. »Los, ruf den Zec an und sag’s ihm selbst.«
Tschenko schwieg.
»Du übernimmst den Norden, Tschenko«, sagte Linsky zu ihm. »Wladimir, du den Süden. Raskin, du gehst wieder nach Osten. Ich übernehme den Westen. Wenn dann Sokolow kommt, kann er einspringen, wo es nötig ist.«
Raskin hastete so schnell wie möglich den Weg, den er gekommen war, nach Osten zurück. Was der Zec angeordnet hatte, war sinnvoll, das leuchtete ihm ein. Er hatte Reacher zuletzt vor etwa einer Viertelstunde gesehen, und ein Mann, der sich vorsichtig bewegte, um nicht aufzufallen, konnte in einer Viertelstunde nicht mehr als eine halbe Meile zurücklegen. Deshalb war klar, wo Reacher zu finden sein musste: innerhalb eines Ein-Meilen-Umkreises. Sie hatten ihn schon einmal gefunden. Sie konnten ihn wieder finden.
Er suchte die breite, gerade Querstraße auf ganzer Länge ab und wandte sich nach Süden, wo der Highway auf Stelzen verlief. Ging den Weg zurück, den er gekommen war. Er ließ den Schatten unter der Hochstraße hinter sich und hielt auf das unbebaute Grundstück an der nächsten Straßenecke zu. Blieb dabei dicht an der Mauer. Bog um die Ecke.
Dann begrub die Mauer ihn unter sich.
Zumindest fühlte es sich so an. Er wurde von einem wuchtigen Schlag von hinten getroffen und sank auf die Knie, während ihm schwarz vor Augen wurde. Dann traf ihn ein weiterer Schlag, und die Lichter gingen aus. Er fiel nach vorn aufs Gesicht. Das Letzte, was er noch wahrnahm, bevor er das Bewusstsein verlor, waren Finger, die ihm das Handy aus der Tasche zogen.
Reacher zog sich mit dem noch warmen kleinen Telefon in der Hand unter den Highway zurück. Er lehnte sich mit der Schulter an einen Betonpfeiler von der Breite seines Motelzimmers und schob sich so weit zurück, dass sein Körper im Schatten und seine Hände gerade noch im Licht einer Straßenlaterne hoch über ihm waren. Er zog die zerrissene Karte mit Emersons Telefonnummern aus der Tasche und wählte seine Handynummer.
»Ja?«, sagte Emerson.
»Wer bin ich?«, fragte Reacher.
»Dies ist kein Spiel, Reacher.«
»Nur weil Sie verlieren.«
Emerson schwieg.
»Wie leicht bin ich zu finden?«, fragte Reacher.
Keine Antwort.
»Haben Sie etwas zum Schreiben?«
»Natürlich.«
»Dann hören Sie gut zu«, erklärte Reacher. »Und machen Sie sich Notizen.« Er nannte die Kennzeichen der beiden Cadillacs. »Ich vermute, dass einer dieser Wagen vor Freitag im Parkhaus war und den Markierungskegel dort platziert hat. Sie sollten die Halter feststellen lassen, die Videobänder überprüfen, ein paar Fragen stellen. Sie werden auf irgendeine Art Organisation mit mindestens sechs Männern stoßen. Ich habe ein paar Namen gehört. Raskin und Sokolow, die auf der untersten Ebene zu stehen scheinen. Dann Tschenko und Wladimir. Wladimir könnte sehr gut der Mann sein, der die kleine Dupree ermordet hat. Er ist ein Riesenkerl. Außerdem so eine Art Stellvertreter, dessen Namen ich nicht mitbekommen habe. Er ist ungefähr sechzig und leidet an einer alten Rückgratverletzung. Er hat mit seinem Boss telefoniert und von ihm als ›der Zec‹ gesprochen.«
»Das sind russische Namen.«
»Glauben Sie?«
»Außer Zec. Was soll das für ein Name sein?«
»Nicht Zec, sondern der Zec. Das ist ein Wort. Ein Wort, das als Name gebraucht wird.«
»Was bedeutet es?«
»Schlagen Sie’s nach. Lesen Sie ein paar Geschichtsbücher.« Nun folgte eine Pause. Reacher konnte Schreibgeräusche hören.
»Sie sollten herkommen«, sagte Emerson. »Persönlich mit mir reden.«
»Noch nicht«, entgegnete Reacher. »Tun Sie Ihre Arbeit, dann denke ich darüber nach.«
»Ich tue meine Arbeit. Ich bin hinter einem flüchtigen Straftäter her. Sie haben das Mädchen ermordet. Nicht irgendein Riesenkerl, dessen Namen Sie gehört haben wollen.«
»Noch etwas«, sagte Reacher. »Ich glaube, dass der Mann namens Tschenko auch unter dem Namen Charlie auftritt und James Barrs Freund ist.«
»Weshalb?«
»Die Personenbeschreibung passt. Kleiner Kerl, dunkel, mit borstigem schwarzen Haar.«
»James Barr hat einen russischen Freund? Nicht unseren Ermittlungen zufolge.«
»Tun Sie, wie schon gesagt, Ihre Arbeit.«
»Die tun wir. Aber niemand hat einen russischen Freund erwähnt.«
»Er redet wie ein Amerikaner. Ich denke, dass er an den
Weitere Kostenlose Bücher