Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Leute, die nach einem langen Arbeitstag endlich nach Hause fuhren. Etwa alle vierzig Minuten kam jemand herunter, schlurfte müde zu seinem Wagen und fuhr weg. Dreimal trieben kalte Abgasschwaden vorbei, dreimal wurde es wieder still in der Tiefgarage, dreimal schlief Reacher wieder ein.
    Beim vierten Mal blieb er wach. Er hörte den Liftantrieb surren und sah auf seine Armbanduhr. 23.45 Uhr. Jetzt wird’s ernst. Er wartete und hörte, wie die Aufzugtür sich öffnete. Diesmal war es kein Typ im Anzug, sondern eine größere Gruppe. Acht oder zehn Personen. Lärmend laut. Das gesamte Team der Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten des der NBC angeschlossenen Senders.
    Reacher machte sich auf dem Beifahrersitz des Mustangs so klein wie möglich und versteckte das kurze Rohr wieder unter seinem Hemd. Das Eisen lag kalt auf seinem Bauch. Er starrte zu dem Stoffverdeck auf und wartete.
    Ein fetter Kerl in sackartigen Jeans ging im Halbdunkel keine anderthalb Meter vor der Motorhaube des Mustangs vorbei. Er hatte einen grauen Zottelbart und trug ein T-Shirt der Graceful Dead unter einer zerschlissenen Baumwollweste. Niemand, der auf Sendung gewesen war. Vielleicht ein Kameramann. Er ging zu einem silbergrauen Pick-up und stieg ein. Dann kam ein jüngerer Mann in einem Haifischhaut imitierenden Anzug, und mit fast orangerotem Make-up. Er hatte eine wallende Mähne und schneeweiße Jacketkronen. Ganz entschieden jemand, der auf Sendung gewesen war, vielleicht mit Sport oder dem Wetter. Er ging auf der anderen Seite des Mustangs vorbei und stieg in einen weißen Ford Taurus. Dann erschienen drei Frauen, jung, Freizeitkleidung, vielleicht die Studiodirektorin, die Sendeleiterin und die Bildredakteurin. Sie quetschten sich zwischen dem Kofferraum des Mustangs und einem Übertragungswagen hindurch. Der Mustang schwankte leicht, als sie ihn anstießen. Dann trennten sie sich und gingen zu ihren eigenen Fahrzeugen.
    Dann tauchten drei weitere Leute auf.
    Dann kam Ann Yanni.
    Reacher nahm sie erst wahr, als sie eine Hand auf den Türgriff ihres Wagens legte. Sie blieb kurz stehen und rief jemandem etwas zu. Als der antwortete, sagte sie noch etwas, bevor sie die Fahrertür öffnete. Sie stieg mit dem Hintern voraus ein, mit zur Seite gedrehtem Körper und gesenktem Kopf. Zu alten Jeans trug sie eine teuer aussehende Seidenbluse. Reacher vermutete, dass sie damit auf Sendung gewesen war – hinter der Moderatorentheke jedoch nur von der Taille aufwärts sichtbar. Ihr Haar war von Haarspray steif. Sie ließ sich auf den Sitz fallen und schloss die Tür. Erst dann schaute sie nach rechts.
    »Keinen Laut«, sagte Reacher. »Sonst erschieße ich Sie.«
    Er zielte mit dem Eisenrohr unter seinem Hemd auf sie. Mit gut einem Zentimeter Durchmesser wirkte das lange, gerade Rohr überzeugend. Sie starrte es geschockt an. Aus einem halben Meter Entfernung wirkte sie magerer und älter als im Fernsehen. Auch dickes Make-up konnte die feinen Fältchen um die Augen nicht ganz verbergen. Ihre Bluse hatte einen strengen Kragen, dessen oberste drei Knöpfe offen standen. Züchtig und sexy zugleich.
    »Lassen Sie die Hände, wo ich sie sehen kann«, sagte Reacher. »Auf dem Schoß.« Er wollte verhindern, dass sie hupte. »Schlüssel auf die Mittelkonsole.« Sie sollte nicht den Panikknopf drücken können. Die neuen Fords, die er kannte, hatten einen kleinen roten Knopf an der Fernbedienung. Er vermutete, dass sie irgendeinen Alarm auslösten.
    »Ganz ruhig sitzen bleiben«, sagte er. »Nur keine Aufregung. Ihnen passiert nichts.«
    Er betätigte die Taste auf seiner Seite und verriegelte die Türen.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie.
    »Das weiß ich auch«, entgegnete er.
    Er zielte weiter mit dem Rohr auf sie und wartete. Yanni saß mit im Schoß liegenden Händen still da, atmete schwer und wirkte immer ängstlicher, während um sie herum die Motoren der Fahrzeuge ihrer Kollegen ansprangen. Bläuliche Abgasschwaden trieben vorüber. Leute fuhren nacheinander davon. Keine Blicke zurück. Das Ende eines langen Arbeitstages.
    »Keinen Laut«, wiederholte Reacher mahnend. »Dann passiert Ihnen nichts.«
    Yanni sah nach links, sah nach rechts. Ihre Haltung verriet Anspannung.
    »Tun Sie’s nicht«, warnte Reacher. »Tun Sie gar nichts. Sonst drücke ich ab. Bauchschuss. Oder in den Oberschenkel. Es dauert zwanzig Minuten, bis Sie verblutet sind. Sehr schmerzhaft.«
    »Was wollen Sie?«, fragte Yanni.
    »Ich will, dass Sie stillsitzen und den Mund

Weitere Kostenlose Bücher