Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
halten. Nur noch ein paar Minuten lang.«
    Sie biss die Zähne zusammen und verstummte. Der letzte Wagen fuhr aus der Garage. Der weiße Taurus. Am Steuer der Typ mit der Mähne. Der Wettermann oder Sportredakteur. Reifenquietschen, als er die Ausfahrtskurve nahm, und Motorenlärm, als er die Rampe hinaufschoss. Dann verhallten auch diese Geräusche, und in der Tiefgarage wurde es totenstill.
    »Was wollen Sie?«, fragte Yanni wieder. Ihre Stimme klang ängstlich. Ihre Augen waren aufgerissen. Sie zitterte. Dachte vielleicht an Vergewaltigung, Mord, Folter, Zerstückelung.
    Reacher schaltete die Innenbeleuchtung ein.
    »Ich möchte, dass Sie den Pulitzerpreis bekommen«, antwortete er.
    »Was?«
    »Oder den Emmy oder was immer für euch Fernsehjournalisten wichtig ist.«
    »Was?«
    »Ich möchte, dass Sie sich eine Story anhören.«
    »Welche Story?«
    »Schauen Sie«, sagte Reacher.
    Er hob sein Hemd hoch. Zeigte ihr das auf seinem Bauch liegende Rohr. Sie starrte es an. Oder seine Granatsplitternarbe. Oder beides. Er wusste es nicht genau. Er wog das kurze Rohr in der Hand. Hielt es ans Licht.
    »Aus Ihrem Kofferraum«, sagte er. »Keine Schusswaffe.«
    Er betätigte die Taste neben sich und entriegelte die Türen.
    »Sie können gehen«, erklärte er. »Wann immer Sie wollen.«
    Sie legte eine Hand auf den Türgriff.
    »Aber dann gehe ich auch«, sagte Reacher. »Sie sehen mich nie wieder. Und Sie verpassen die Story. Die kriegt jemand anders.«
    »Wir haben den ganzen Abend lang Ihr Bild gezeigt«, sagte sie. »Und die Cops verteilen überall in der Stadt Ihren Steckbrief. Sie haben das Mädchen ermordet.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht getan – und das gehört mit zu der Story.«
    »Zu welcher Story?«, fragte sie wieder.
    »Es geht um die Sache am Freitag«, antwortete Reacher. »Die ist in Wirklichkeit anders abgelaufen.«
    »Ich steige jetzt aus«, sagte Yanni.
    »Nein«, sagte Reacher, »ich steige aus. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. Aber ich brauche Ihre Hilfe, und Sie brauchen meine. Deshalb steige ich jetzt aus. Sie verriegeln die Türen, lassen den Motor an und öffnen Ihr Fenster einen Spalt weit. So reden wir miteinander. Dann können Sie jederzeit wegfahren.«
    Sie schwieg. Starrte nur geradeaus, als könnte sie ihn zum Verschwinden bringen, indem sie ihn nicht ansah. Er machte seine Tür auf. Glitt hinaus und legte das Rohrstück behutsam auf den Sitz. Dann schloss er die Tür und blieb neben dem Wagen stehen. Steckte sein Hemd wieder in die Hose. Dabei hörte er das Klacken, mit dem die Türen verriegelt wurden. Sie ließ den Motor an. Die Bremslichter flammten rot auf. Er sah sie eine Hand heben und die Innenbeleuchtung ausschalten. Ihr Gesicht verschwand im Schatten. Er hörte, wie der Schalthebel die Stellung P verließ. Die Rückfahrleuchten blitzten weiß auf, als sie den Schalthebel über R nach D führte. Dann erloschen die Bremslichter, der Motor heulte auf, und sie raste auf einem weiten Kreisbogen durch die Tiefgarage davon. Die Reifen quietschten. Griffiger Gummi auf glattem Beton. Das Quietschen hallte von den Wänden wider. Sie hielt auf die Ausfahrtrampe zu und beschleunigte stark.
    Dann legte sie eine Vollbremsung hin.
    Der Mustang kam mit den Vorderrädern am Beginn der Rampe zum Stehen. Reacher ging leicht gebückt darauf zu, um durch das kleine Heckfenster sehen zu können. Kein Handy. Sie saß einfach da, starrte, beide Hände am Lenkrad, geradeaus. Die Bremslichter leuchteten fast schmerzhaft grell. Weiße Abgasschwaden wurden nach hinten ausgestoßen. Wasser tropfte aus den Rohren und bildete winzige Pfützen auf dem Betonboden.
    Reacher ging auf der linken Wagenseite nach vorn, hielt dabei einen Meter Abstand. Sie fuhr ihr Fenster eine halbe Handbreit herunter. Er ging in die Hocke, damit er ihr Gesicht sehen konnte.
    »Wieso brauche ich Ihre Hilfe?«, fragte sie.
    »Weil der Freitag für Sie zu früh zu Ende war«, antwortete er. »Aber das lässt sich nachholen. Weil es eine weitere Ebene gibt. Dahinter verbirgt sich eine große Story. Sie werden Preise gewinnen. Und einen besseren Job bekommen. CNN wird sich um Sie reißen.«
    »Halten Sie mich für so ehrgeizig?«
    »Ich halte Sie für eine Journalistin.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass Journalisten letztlich scharf auf Storys sind. Dass sie der Wahrheit auf den Grund gehen wollen.«
    Sie schwieg eine ganze Weile. Starrte weiter geradeaus. Der Motor tickte und klickte, als er warm

Weitere Kostenlose Bücher