Jack Reacher 09: Sniper
teilte Reacher ihr mit.
»Das hat sie mir erzählt«, sagte Yanni. »Aber die Polizei fahndet nach Ihnen, nicht nach mir.«
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Weiß ich noch nicht.«
Reacher schwieg.
»Zuerst muss ich Ihre Motivation verstehen, denke ich«, sagte Yanni. »Aus James Barr machen Sie sich verständlicherweise nichts. Sie tun also dies alles für seine Schwester? Rosemary?«
Reacher fühlte ihren forschenden Blick auf sich ruhen. Eine Frau, eine Journalistin.
»Zum Teil für Rosemary«, sagte er.
»Aber?«
»Aber hauptsächlich wegen des Drahtziehers. Er sitzt da und kommt sich superschlau vor. Das gefällt mir nicht. Hat mir noch nie gefallen. Ich möchte ihm zeigen, wer hier wirklich clever ist.«
»Sie sehen das als Herausforderung?«
»Er hat die Kleine ermorden lassen, Yanni. Sie war bloß eine dumme, niedliche Göre, die ein bisschen Spaß haben wollte. Damit hat er die falsche Tür geöffnet. Also hat er’s verdient, dass ihn daraus etwas anfällt. Das ist die Herausforderung.«
»Sie haben sie kaum gekannt.«
»Das macht sie nicht weniger unschuldig.«
»Okay.«
»Okay, was?«
»Die NBC lässt Franklins Honorar springen. Dann müssen wir sehen, wie’s weitergeht.«
»Danke«, sagte Reacher. »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Das sollten Sie auch.«
»Ich bitte nochmals um Entschuldigung dafür, dass ich Sie so erschreckt habe.«
»Ich wäre vor Angst fast gestorben.«
»Tut mir wirklich leid.«
»Noch irgendwas?«
»Ja«, sagte Reacher. »Sie müssen mir Ihr Auto leihen.«
»Meinen Wagen ?«
»Ihren Wagen.«
»Wozu?«
»Damit ich darin schlafen und anschließend nach Kentucky fahren kann.«
»Was ist in Kentucky?«
»Ein Teil des Puzzles.«
Yanni schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt!«
»Ich bin ein umsichtiger Fahrer.«
»Damit würde ich einem flüchtigen Kriminellen Beihilfe leisten.«
»Ich bin kein Krimineller«, erklärte Reacher. »Ein Krimineller ist jemand, den ein Gericht wegen einer Straftat verurteilt hat. Deshalb bin ich auch nicht flüchtig. Ich bin weder verhaftet noch unter Anklage gestellt worden. Ich bin nur verdächtig, das ist alles.«
»Ich kann Ihnen nicht mein Auto leihen, nachdem wir den ganzen Abend lang Ihr Bild gebracht haben.«
»Sie könnten behaupten, Sie hätten mich nicht erkannt. Das war ein Phantombild, kein Foto. Vielleicht stimmen nicht alle Einzelheiten.«
»Ihr Haar ist anders.«
»Da haben Sie’s. Ich war heute Morgen beim Friseur.«
»Aber ich hätte Ihren Namen erkannt. Ich würde mein Auto doch keinem Fremden leihen, ohne wenigstens seinen Namen zu erfragen, oder?«
»Vielleicht habe ich einen falschen Namen genannt. Sie haben einen Kerl kennengelernt, der anders geheißen und nicht viel Ähnlichkeit mit dem Phantombild gehabt hat. Das war alles.«
»Wie hat er geheißen?«
»Joe Gordon«, sagte Reacher.
»Wer ist das?«
»Second Baseman der Yankees im Jahr 1940. Damals sind sie Dritte geworden. Nicht Joes Schuld. Er hat immer anständig gespielt. Hat genau tausend Spiele absolviert und genau tausend Hits erzielt.«
»Sie wissen viel.«
»Morgen weiß ich noch mehr, wenn Sie mir Ihren Wagen leihen.«
»Wie käme ich heute nach Hause?«
»Ich fahre Sie heim.«
»Dann wüssten Sie, wo ich wohne.«
»Das weiß ich bereits. Ich habe mir die Zulassung angesehen. Um sicher zu sein, dass dies Ihr Wagen ist.«
Yanni schwieg.
»Keine Sorge«, sagte Reacher, »wollte ich Ihnen was tun, hätte ich’s längst getan, glauben Sie nicht auch?«
Sie schwieg.
»Ich bin ein umsichtiger Fahrer«, wiederholte er. »Ich bringe Sie sicher nach Hause.«
»Ich lasse ein Taxi kommen«, meinte sie. »Das ist besser für Sie. Die Straßen sind jetzt leer, und der Mustang ist ein bisschen auffällig. Die Cops wissen, dass er mir gehört. Sie stoppen mich ständig. Angeblich wegen Schnellfahrens, aber in Wirklichkeit wollen sie ein Autogramm oder mir in den Ausschnitt gucken.«
Sie benutzte ihr Handy nochmals und wies einen Taxifahrer an, sie unten in der Tiefgarage abzuholen. Dann stieg sie aus, ließ aber den Motor laufen.
»Parken Sie in irgendeiner dunklen Ecke«, sagte sie. »Sicherer für Sie, wenn Sie erst morgen früh im Berufsverkehr losfahren.«
»Danke«, sagte Reacher.
»Los jetzt!«, forderte sie ihn auf. »Wir haben Ihr Gesicht den ganzen Abend lang gezeigt, und der Taxifahrer wird es gesehen haben. Das hoffe ich zumindest. Ich brauche gute Quoten.«
»Danke«, sagte Reacher noch mal.
Ann Yanni ging bis zum
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